Zukunftskompetenz

So fördert ihr die Kreativität bei euren Kindern

Kreativität gilt als wichtige Zukunftskompetenz. Unser Autor hat Tipps zusammengestellt, wie Eltern die Kreativität ihrer Kinder fördern.

Mädchen am Laptop schaut sich Farbpaletten an.© iStock/Prostock-Studio
Eltern können die Kreativität bei Kindern auf vielfältige Art fördern.

Kreativität, kritisches Denken, Kommunikation und Kollaboration gelten als Zukunftskompetenzen von Kindern und Jugendlichen. Sie werden daher auch als "4 K" oder "21st Century Skills" bezeichnet. In diesem Artikel wollen wir auf die Kreativität, und wie Eltern ihre Kinder dabei unterstützen können, näher eingehen. 

Verschiedene Formen von Kreativität im Schulalter

Für Schulkinder spielt Kreativität eine wichtige Rolle. Sie wird besonders sichtbar, wenn Kinder und junge Heranwachsende beginnen, ihre Welt intensiver zu hinterfragen, komplexe Zusammenhänge zu erkunden und ihre individuellen Interessen zu vertiefen. In dieser Phase können Eltern helfen, eine Umgebung zu schaffen, die nicht nur die Neugierde, sondern auch die kreative Auseinandersetzung fördert. Diese Formen werden unterschieden:

Explorative Kreativität

Erklärung: Diese Art von Kreativität findet innerhalb klar definierter Regeln und Strukturen statt,
die innovative Lösungen ermöglichen.
Beispiel: Denken Sie an ein Kind, das mit Lego-Bausteinen spielt. Die Blöcke müssen systematisch zusammengesetzt werden, aber dabei ist die Kreativität grenzenlos. Jugendliche können in der Welt der Computerprogrammierung Ähnliches entdecken, indem sie innerhalb der Grenzen einer Programmiersprache neue Apps oder Spiele entwickeln.

Kombinatorische Kreativität

Erklärung: Hierbei handelt es sich um das Verschmelzen verschiedener Ideen oder Konzepte, um etwas Neues zu erschaffen. Dies passiert, wenn Kinder und Jugendliche Verbindungen zwischen unterschiedlichen Ideen oder Objekten herstellen.
Beispiel: Ein Kind kann die Welt der Kunst mit der des Geschichtenerzählens verbinden, indem es ein Comicbuch zeichnet. Jugendliche könnten Musik und Technologie kombinieren, um elektronische Musik zu komponieren oder ein Musikvideo mit speziellen Effekten zu erstellen.

Transformative Kreativität

Erklärung: Dies ist die Schaffung von völlig neuen Ideen oder Konzepten, die bestehende Paradigmen verändern und neue Wege des Denkens und Verstehens eröffnen.
Beispiel: Ein Kind erfindet ein komplett neues Brett- oder Kartenspiel mit eigenen Regeln und Spielmechaniken. Dieses neue Spiel könnte Elemente der Interaktion und des Wettbewerbs in einer Weise kombinieren, die bisher noch nicht erkundet wurde.

Warum Kreativität eine Schlüsselkompetenz der Zukunft ist

  1. Problemlösungsfähigkeiten.
    Mit dem digitalen Fortschritt und künstlicher Intelligenz werden routinemäßige und repetitive Aufgaben zunehmend automatisiert. Die Fähigkeit, kreativ zu denken, wird jedoch (unter Vorbehalt) eine menschliche Qualität bleiben, die künstliche Intelligenz nicht so leicht replizieren kann. Kreative Menschen sind in der Lage, unkonventionelle Lösungen für komplexe Probleme zu finden.
  2. Anpassungsfähigkeit.
    Die Welt verändert sich in einem unvorhersehbaren Tempo. Menschen mit kreativen Fähigkeiten können sich leichter an Veränderungen anpassen. Sie sind flexibel, können neue Perspektiven einnehmen und innovative Wege finden, um mit Unsicherheit und Veränderung umzugehen.
  3. Lebenslanges Lernen.
    Die Zukunft der Arbeit und des Lebens erfordert ein lebenslanges Lernen. Kreative Individuen sind von Natur aus neugierig und motiviert, ständig zu lernen und sich zu entwickeln. Ihre Fähigkeit, Verbindungen zwischen scheinbar unzusammenhängenden Informationen herzustellen, fördert das lebenslange Lernen sowie die persönliche und berufliche Entwicklung.

Wie Eltern die Kreativität bei ihren Kindern fördern können

Fantasie anregen

  • Zum Beispiel könnte ein Ausflug in den Zoo oder ein Museumsbesuch, genauso wie bei Jugendlichen Diskussionen über Filme, Bücher oder aktuelle Ereignisse inspirierend wirken. Jugendliche könnten durch das Ausprobieren von Kunstformen wie beim Musizieren inspiriert werden. Mischt euch dabei nicht ein, sondern lasst Sie die Kinder ausprobieren. Es gehört auch der Prozess des Scheiterns immer zur Erfahrungswelt.

Ideen zum Leben erwecken

  • Stellt Ressourcen bereit, von Malzubehör über Schreibmaterial bis hin zu digitalen Tools. Für Jugendliche könnten dies spezialisierte Werkzeuge für Filmproduktion, Musik oder Programmierung sein.
  • Auch Blogging, Videoerstellung oder sogar ein Modeentwurf ist hilfreich. Kinder und Jugendliche sollen den Umgang mit sozialen Medien erlernen. Sie bieten Plattformen zur Selbstexpression und können die Kreativität erheblich fördern. Jugendliche können ihre Werke teilen, Feedback erhalten und sich mit Gleichaltrigen oder auch Experten vernetzen.
  • Jedoch ist es von großer Bedeutung, dass die Heranwachsenden in einem sicheren und geschützten Rahmen agieren. Die Gefahren, die mit der Online-Welt einhergehen – wie Datenschutzprobleme, Cybermobbing oder unangemessene Inhalte – erfordern eine bewusste Auseinandersetzung und Begleitung seitens der Eltern. Es ist essenziell, mit den Kindern über die Risiken und Verantwortlichkeiten zu sprechen, die die Nutzung sozialer Medien mit sich bringt, und sie dabei zu unterstützen, einen reflektierten und verantwortungsbewussten Umgang mit diesen Medien zu entwickeln. Ziel ist es, einen Mittelweg zu finden, der es jungen Menschen ermöglicht, ihre Kreativität online auszudrücken, ohne ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen zu gefährden. Mit der richtigen Begleitung können soziale Medien zu einem Werkzeug für Lernen, Entwicklung und kreative Entfaltung werden, während gleichzeitig die Sicherheit und Privatsphäre der Jugendlichen gewahrt bleibt.

Ausprobieren

  • Legt den Fokus auf den kreativen Weg und nicht nur auf das Endprodukt. Bei Jugendlichen könnte dies auch die Wertschätzung ihrer Bemühungen im Bereich des kreativen Schreibens oder der digitalen Kunst beinhalten. Ermöglicht ihnen genügend Zeit für kreative Prozesse ohne Unterbrechung. Für Jugendliche bedeutet das, ihnen Freiräume zu geben, in denen sie an ihren Projekten arbeiten können, ohne ständig überwacht oder beurteilt zu werden. Auch wenn das bedeutet, dass man am Wochenende einmal die Nacht durcharbeitet.

Teilen

  • Ermutigt eure Kinder, ihre Werke und Ideen zu teilen, und bietet ihnen Möglichkeiten dazu. Jugendliche könnten von Plattformen profitieren, auf denen sie ihre Kunst, Musik oder Geschichten vorstellen können.
  • Werdet Teil der kreativen Reise eurer Kinder, indem ihr gemeinsam Projekte entwickelt. Dies könnte für Jugendliche auch bedeuten, gemeinsam an einem Blog, "YouTube"-Kanal oder Podcast zu arbeiten.

Reflektieren

  • Fördert Reflexion durch Fragen, die zum Nachdenken anregen. Fragt die Jugendlichen nach der Inspiration hinter ihren Werken oder den Herausforderungen, auf die sie gestoßen sind.
  • Sprecht offen über eure eigenen kreativen und Denkprozesse. Dies kann Jugendlichen helfen, ihre eigenen Erfahrungen und Herausforderungen im kreativen Schaffensprozess besser zu verstehen und zu artikulieren.

Die Entfaltung von Kreativität sollte nicht in Stress oder Druck ausarten. Es geht nicht darum, Kinder und Jugendliche in eine Form von "Kreativarbeit" zu drängen, sondern ihnen Raum für freie Entfaltung und "Flow" zu geben - ein Zustand, in dem sie völlig in einer Tätigkeit aufgehen und ihre Umgebung und Zeit vergessen. Es geht darum, Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihren Weg zu gehen, ihre eigenen Fehler zu machen und ihre eigenen Erfolge zu feiern. Es bedeutet, sie zu ermutigen, ihren Interessen und Leidenschaften nachzugehen, ohne dass sie sich durch Erwartungen oder Druck eingeschränkt fühlen.

Autor: Florian Nuxoll

Kreativität bei Kindern fördern – nach Alter

Babys und Kleinkinder (0 bis 5 Jahre)

  • Babys und Kleinkinder spielen mit allem, was ihnen in die Hand bzw. den Mund kommt. 
  • Aus Küchenutensilien wie einem Schneebesen wird eine Haarbürste, aus dem Handfeger ein Telefon. 
  • Am besten Spielmaterialien zur Verfügung stellen, die keine spezielle Spielart vorgeben, sondern bei denen das Kind entscheiden kann, was es damit machen will. So sind zum Beispiel Buntstifte und einfaches Papier viel förderlicher für die Kreativität als Malbücher, in denen die Formen und Bilder vorgegeben sind, die ausgemalt werden sollen. 
  • Genauso ist es mit den beliebten Duplo- oder Lego-Bausteinen. Ein Eimer voller Steine fördert viel mehr die Kreativität als vorgegebene Sets, die eigentlich nur eine Bauart zulassen. 
  • Auch Matschküchen sind sehr beliebt.

Schulkinder (6 bis 12 Jahre)

  • Kinder in diesem Alter lieben Rollenspiele. Sie spielen Theater, sind Piraten, Superhelden, Tiere oder Aliens.
  • Sie spielen noch immer gerne mit Haushaltsutensilien und einfachen Materialien wie Steinen, Stöcken, Blättern und mehr. 
  • Viele Kinder lieben es, sich zu verkleiden, eine Verkleidungskiste mit Stoffen, Bändern, Hüten etc. ist hier optimal.
  • Kreative Spielmöglichkeiten mit einfachen Materialien sind im Alter von sechs bis zwölf Jahren noch sehr wichtig, bevor die Jugendlichen etwa mit 13 Jahren ihr Interesse an Spielzeug allmählich (manche auch von einem Tag auf den anderen) verlieren.