Mutig

Sie bricht ein Tabu: Stefanie Giesinger spricht öffentlich über ihre Abtreibung

Model Stefanie Giesinger ist einen Weg gegangen, der ihr alles andere als leicht fiel: Sie ließ ihr Kind abtreiben. Nun spricht sie darüber. 

Stefanie Giesinger© Getty Images/Andreas Rentz/Staff
Kann man gut finden, oder nicht: Stefanie Giesinger bekennt sich öffentlich zu ihrer Abtreibung.

Ist das nicht ein viel zu privates Thema? Die Gründe, die einen zu einer Abtreibung bewegen, sind individuell und meist sehr persönlich. Wohl kaum eine nimmt das auf die leichte Schulter und wohl in den meisten Fällen sind die Emotionen geprägt von Zweifeln, Ängsten und Schuldgefühlen. Doch ist vielleicht gerade das ein Grund, warum das Thema enttabuisiert werden sollte? Stefanie Giesinger, die 2014 durch "Germany's next Topmodel" bekannt wurde, macht es vor.

Ungewollt schwanger – und jetzt?

Stefanie Giesinger ist nicht nur Model, sondern auch erfolgreiche Unternehmerin. Bei Instagram folgen ihr mehr als fünf Millionen Menschen. 

Vor rund einem Jahr wurde ich schwanger, und es folgten unglaublich schwere Monate.

Schreibt sie. Kurz nach dem Schwangerschaftstest mit dem positiven Ergebnis musste sie erst mal sofort wieder funktionieren. Was für eine Herausforderung. Ein Shooting stand direkt bevor. 

Ich fühlte mich wie in einem Paralleluniversum – irgendwie hier, aber auch ganz woanders.

Ein Wechselbad der Gefühle

Und dann war auch noch ihre Gynäkologin im Urlaub. Schließlich fand ihr damaliger Freund über Vitamin B einen Chefarzt, der sie empfing. Neue Zweifel machten sich breit.

Soll ich das Kind einfach behalten? Irgendwie bekomme ich das schon hin. Kann ja auch sein, dass ich irgendwann schwanger werden will und es dann nicht mehr funktioniert – das würde ich mir niemals verzeihen können.

Sie entschied sich dagegen. Der Chefarzt klärte sie darüber auf, dass Abtreibungen – auch in Deutschland – illegal und nur unter ganz bestimmten Bedingungen straffrei sind. Zunächst muss die Frau einen Termin bei Pro Familia wahrnehmen. Nicht so einfach, wenn alle Wände mit Babyfotos gepflastert sind ...

Operative oder medikamentöse Abtreibung

Eine Abtreibung ist operativ oder medikamentös möglich. Stefanie entschied sich für die operative Variante, bei der ihre Gebärmutter ausgesaugt werden sollte. Doch erst musste sie warten, bis die Eizelle groß genug ist, damit der Arzt ein Ultraschallbild machen konnte, wie sie in ihrem Instagram-Post schreibt. Sonst würde sich der Arzt strafbar machen. Es folgten erst vier und dann weitere zwei lange Wochen den Ablenkens und Wartens. 

Scham, Angst, Trauer, Verwirrung, Schmerz und Unsicherheit machten mir das Leben schwer. [...] Es war ein Kampf gegen meinen eigenen Körper.

Dann wurde die Operation durchgeführt.

Die plötzlich abfallenden Hormone, das schlechte Gewissen und die Überforderung stürzten mich in ein dunkles Loch, aus dem es schwer war, irgendeinen Lichtblick zu erkennen.

Stefanie drückt weiterhin ihre Dankbarkeit gegenüber all jenen Menschen aus, die sie in dieser schweren Zeit unterstützt und aufgefangen haben. Sie sei ebenfalls dankbar für das Privileg, frei über ihren Körper entscheiden zu können.

Hier seht ihr ihren Instagram-Post dazu:

Podcast zur Aufklärung

In der aktuellen G-Spot-Podcast-Folge geht es um Schwangerschaftsabbrüche. Stefanie spricht dort offen mit Autorin und Mutter Nike van Dinther und der Ärztin Dr. Alicia Baier von "Doctors for choice". Klar ist, es handelt sich um ein Thema mit viel Aufklärungsbedarf. 

Es ist einer der häufigsten gynäkologischen Eingriffe, weltweit ist jede 4. Frau einmal in ihrem Leben selbst betroffen und trotzdem halten sich die Mythen, Stigmatisierung und Falschinformationen rund um das Thema hartnäckig.

So steht es im Post zum Podcast. Stefanie Giesingers Ziel ist es also, dieses wichtige Thema zu enttabuisieren und betroffenen Frauen Verständnis gegenüberzubringen.