Dammriss und Dammschnitt passieren nicht selten – im Wochenbett heilen sie in der Regel recht schnell.© Foto: Getty Images/rubberball
Dammriss und Dammschnitt passieren nicht selten – im Wochenbett heilen sie in der Regel recht schnell.

Dammriss und Dammschnitt gehören zu den Geburtsverletzungen. Sie sind sehr häufig und verheilen in der Regel gut. 

Was ist ein Dammschnitt?

Bei einer Geburt muss das Gewebe der Frau viel aushalten. Besonders starker Druck lastet auf dem Damm – das ist der Bereich zwischen Scheide und Anus. Ein Dammschnitt kann nötig werden, wenn es bei der Entbindung zu Komplikationen kommt, zum Beispiel

  • wenn die Geburt aus medizinischen Gründen beschleunigt werden muss.
  • wenn das Baby etwa in der Beckenendlage liegt.
  • wenn das Baby besonders groß ist.

Durch den Dammschnitt wird die Öffnung für das Baby vergrößert, so dass es schneller aus dem Geburtskanal herauskommen kann. Was für den Säugling eine Erleichterung ist, ist für die Mama meistens mit Schmerzen verbunden. Dammschnitte tun in der Regel mehr weh als Dammrisse, da sie tiefer gehen und mehr Muskelgewebe betroffen ist. Häufig klagen Mütter in der ersten Zeit nach der Geburt über Schmerzen beim Sitzen, Laufen oder Wasserlassen. Manchmal kann ein Dammschnitt bzw. die Naht auch Jahre später immer noch unangenehm sein, zum Beispiel beim Geschlechtsverkehr.

Was ist ein Dammriss?

Wird bei der Geburt zu viel Druck auf den Damm ausgeübt, zum Beispiel bei den Presswehen, kann das Gewebe einreißen. Meistens ist dieser Riss nur sehr oberflächlich und geht nicht bis in die tieferen Gewebeschichten. Dahr heilt er für gewöhnlich auch gut, ohne genäht zu werden. "Dammrisse, die bis in die Muskelschichten gehen, müssen genäht werden", gibt Hebamme Ute Höfer zu bedenken. 

Dammriss oder Dammschnitt – was ist besser?

Früher wurde der Damm routinemäßig bei der Geburt eingeschnitten, um dem Baby den Durchtritt zu erleichtern. Heute lässt man eher einen Dammriss zu – es sei denn, ein Damschnitt ist aus medizinischer Sicht notwendig. Untersuchungen bestätigen, dass spontane Dammrisse in der Regel schneller und besser heilen. Daher wird in vielen Kliniken heute weniger geschnitten und Dammrisse werden auch seltener genäht.  

Wie kann man einem Dammschnitt und einem Dammriss vorbeugen?

Eine erfahrene Hebamme wird bei jeder Geburt versuchen, dass es gar nicht erst zu einem Dammschnitt oder einem Dammriss kommt. Sie kann die Gebärende so anleiten, dass der Damm möglichst wenig belastet wird. Häufig drückt sie auch mit einer Hand gegen den Damm, um den Druck abzufedern. Manchmal wird hierfür auch eine Kompresse genommen, die mit warmen Kaffee getränkt ist. Dadurch wird die Durchblutung gesteigert und die Elastizität des Gewebes gefördert. 
Aber auch Schwangere können mit unterschiedlichen Methoden während, aber vor allem auch vor der Geburt mithelfen, einem Dammschnitt oder einem Dammriss vorzubeugen:

  1. Dammverletzungen entstehen seltener, wenn man ca. sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin einmal täglich die Dammregion etwa fünf Minuten lang massiert und dehnt. Das mag sich zunächst ein wenig seltsam anfühlen, hilft aber, weil es das Gewebe weicher macht. Dazu nimmt man am besten ein Johanniskrautöl oder ein spezielles Damm-Massageöl, das es in der Drogerie oder Apotheke zu kaufen gibt. So geht die Dammmassage: Mit dem Daumen geht man ungefähr zwei Zentimeter weit in die Scheide hinein und dehnt diese Bereich in Richtung Anus. Mit den anderen Fingern massiert man den Damm von der Oberseite. Alternativ kann man sich die richtige Technik auch von der Hebamme zeigen lassen. 
  2. Heublumen-Sitzbäder können Schwangere etwa ab der 37. Woche nehmen. Die getrockneten Heublumen dafür gibt es in der Apotheke. Nachdem die Mischung mit heißem Wasser übergossen wurde, stellt man die Schüssel am besten in die Toilette. So kann man sich bequem darüber setzen.
  3. Beckenbodentraining: Gezielte Übungen zur Stärkung werden meistens im Geburtsvorbereitungskurs gezeigt. Wichtig: häufige Wiederholungen.
  4. ​Eine Wassergeburt hilft statistisch gesehen, einen Dammschnitt zu vermeiden. Das hat eine Studie in der Schweiz ergeben. Das warme Wasser hat eine entspannende Wirkung, sowohl auf die Schwangere als auch auf das Gewebe. 

Dammschnitt und Dammriss: die Heilung

Auf jeden Fall sollte man sich in den ersten Tagen nach der Geburt Bettruhe gönnen. Zur Unterstützung der Heilung sollte kein Druck auf die Wunde ausgeübt werden – ganz gleich, ob sie genäht worden ist oder nicht. Also: nicht zu oft hinsetzen (kein Schneidersitz!) und auch zum Stillen besser auf die Seite legen. Auch die Bauchlage hilft, den Damm zu entlasten. Zusätzlich unterstützt sie auch die Rückbildung der Gebärmutter. Bewährt haben sich außerdem homöopathische Mittel (Arnika), Luftbäder und lockere Kleidung. 

Dammverletzungen kontrolliert man am besten von Zeit zu Zeit mit einem Spiegel – wenn es die Hebamme nicht ohnehin tut. So lässt sich gut beobachten, ob die Wunde gut abheilt oder ob sie eventuell entzündet ist. Wenn eine starke Rötung oder weißliche Beläge zu sehen sind oder sich gar die Naht öffnet, sollte man immer eine Hebamme oder einen Arzt zu Rate ziehen.

Spülungen

Die Verletzungen heilen leichter, wenn das Wundgebiet öfter einmal vorsichtig abgeduscht wird. Vor allem nach dem Stuhlgang. Auch eine regelmäßige Spülung begünstigt die Heilung. Dafür muss man nicht extra unter die Dusche – es reicht, die Spülung von vorne nach hinten über Schambereich laufen zu lassen, wenn man auf der Toilette sitzt (einigen Frauen gelingt die Spülung besser, wenn Sie sich verkehrt herum auf die Toilette setzen). Danach kann man die Wunde vorsichtig trockenfönen.

Für die Spülung braucht man:

  • entweder ein Liter lauwarmes Wasser mit einem Teelöffel Calendulaessenz vermischen

oder

  • ein Liter lauwares Wasser mit einem Tropfen Teebaumöl und 100 Milliliter Kondensmilch vermischen

Sitzbäder

Sollte die Dammverletzung trotz der empfohlenen Maßnahmen nicht gut abheilen, kann man zusätzlich ein Sitzbad mit Eichenrindezusatz machen. Dieses bekommt man in der Apotheke – die Dosierung steht in der Packungsbeilage. Eichenrinde gerbt die Haut und wirkt entzündungshemmend. Geeignet für das Sitzbad ist auch das synthetische Mittel Tannolact, das vergleichbare Wirkstoffe wie die Eichenrinde enthält. Gerade bei einer weißlich belegten Naht sind solche Sitzbäder sehr hilfreich. Das Sitzbad sollte etwa fünf Minuten dauern. Trockenfönen tut gut. Auch einen Aufguss von Calendulablüten für ein Sitzbad ist sehr zu empfehlen. Man nimmt einen Esslöffel Blüten für jeweils fünf Liter Wasser.

Auf den Stuhlgang achten

Nach einem Dammschnitt oder einem Dammriss fürchten sich viele Frauen vor dem ersten Stuhlgang. Wichtig ist, ihn weich zu halten, damit das Wundgebiet nicht durch Pressen belastet wird. Wenn der Stuhlgang Schwierigkeiten bereitet, kann es helfen, Birnen- der Pflaumensaft zu trinken oder Joghurt mit Leinsamen oer Flohsamenschalen zu essen. Und ganz wichtig: Unbedingt ausreichend trinken! Mindestens zwei bis drei Liter täglich.

Beckenbodenübungen

Bereits in den ersten Tagen nach der Geburt kann man damit beginnen, den gedehnten Beckenboden vorsichtig zu trainieren. Dies verbessert auch die Durchblutung im Dammbereich und begünstigt somit die Heilung der Verletzungen. Dazu kneift man mehrmals täglich Scheiden- und Aftermuskel zusammen, so als müsste man Harn- und Stuhldrang aufhalten, und lässt dann wieder locker. 

Narbe nach Dammriss oder Dammschnitt

Bei einigen Frauen schmerzt die Dammverletzung auch, wenn sie die ersten Male wieder mit ihrem Partner schlafen möchten. Wenn bereits acht Wochen seit der Geburt vergangen sind, ist die Verletzung soweit geheilt, dass eine Narbenbehandlung helfen kann. Dazu wird der Dammbereich wieder massiert – genau wie vor der Geburt. Dazu nimmt man am besten ein Dammmassageöl, Nachtkerzenöl oder Weizenkeimöl. Das Narbengewebe wird dadurch wieder weich und geschmeidig.

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