Hypnobirthing

Erfahrungsbericht Hypnobirthing: "Ich genoss jede Wehe und spürte geradezu, wie sich der ..."

Hypnobirthing verspricht eine sanfte, natürlich Entbindung und liegt voll im Trend. Aber kann es wirklich klappen – eine schmerzfreie Geburt nur dank der Kraft der Gedanken? Eine Mutter erzählt …

Eine schwangere Frau im Kreißsaal des Krankenhauses mit Wehen.© iStock/globalmoments
Hypnobirthing verspricht eine sanfte und schmerzarme Geburt.

Die Geburt eines Kindes gehört zu den kostbarsten Erlebnissen im Leben aller Eltern. Wären da nicht die fürchterlichen Schmerzen, die Hektik im Kreißsaal, die Angst, dass etwas schiefgehen könnte ... Dabei kann eine Geburt auch wundervolle und (fast) schmerzfreie Erfahrung sein. 

Immer mehr Frauen vertrauen auf Hypnobirthing. Mit speziellen Atem- und Entspannungstechniken soll die Geburt zu einer positiven Erfahrung werden. Studien belegen, dass die Auswirkungen erstaunlich sind: Frauen, die auf Hypnose bei der Geburtsvorbereitung setzen, leiden seltener unter Ängsten und erleben die Geburt als signifikant weniger schmerzhaft. Sie brauchen weniger Schmerzmittel, die Geburt verläuft oft zügiger und die Frauen erholen sich danach schneller.

So verläuft die Geburt mit Hypnobirthing

Auch Laura (31) setzte bei der Geburt ihres ersten Kindes auf Hypnobirthing. "Um 4 Uhr morgens wurde ich plötzlich wach und spürte ein starkes Ziehen. Mir war sofort klar: Jetzt geht es los! Ich ging zur Toilette und wurde von der Heftigkeit der Wehen umgerissen. In diesem Moment bekam ich kurz Angst", schreibt sie bei Instagram. Sie legte sich hin und rief sich einen Satz, den sie im Geburtsvorbereitungskurs gelernt hatte, in Erinnerung: "In der Hypnose sind die Reize reduziert."

Herunterzählen und der Geruch von Zitronenöl halfen ihr dabei, sich zu entspannen. "Ich kann nicht sagen, dass ich gar nichts mehr spürte. Das Drücken ging weiter, aber es war irgendwie angenehm. Machte fast Spaß. Jede Wehe nahm ich an und unterstützte sie mit meiner Atmung. Dabei visualisierte ich, wie sich der Muttermund öffnet."

Etwa drei Stunden später rief ihr Mann schließlich die Hebamme, die kam, um die Wehen zu kontrollieren. "Sie meinte, es sei noch nicht der richtige Zeitpunkt, um ins Krankenhaus zu fahren, und so ging ich einfach wieder in meine Entspannung. Diesmal fiel es mir etwas schwerer, weil ich die Wehen doch ganz schön heftig fand. Also stellte ich mir vor, wie ich die Schmerztore schloss und zählte mich wieder runter."

Ruhe und Entspannung sind das Wichtigste

Die Methode funktionierte. "Dann war es wieder total schön. Ich war wieder an meinem Kraftort, genoss jede Wehe und spürte geradezu, wie sich der Muttermund mehr und mehr öffnete. Am liebsten wäre ich einfach zu Hause geblieben, aber mein Mann hörte wohl mein Stöhnen – ich hab's gar nicht mitbekommen – und wir fuhren ins Krankenhaus."

Im Krankenhaus übernahm ihr Mann die Kommunikation und bat darum, dass ihr kein Zugang gelegt werde. Die Hebammen nahmen Rücksicht darauf, dass Laura für ihre Entspannungsübungen viel Ruhe brauchte und stellten das CTG ganz leise ein.

Die Schmerzen waren stärker als erwartet

"Sie ließen uns dann noch mal allein, und ich konnte in der Entspannung sein. Irgendwann kam dann ein Umbruch, der mich etwas aus der Bahn warf. Es wurde so heftig und ich konnte einfach nicht mehr liegen. Ich tigerte durch den Raum und hockte mich hin. In dem Moment kam die Hebamme und leitete mich zum Pressen an. Eigentlich wollte ich mein Baby sanft hinausatmen, aber es tat mir dann doch gut zu pressen."

Und dann war er da – der große Moment. "Im Vierfüßler wurde dann unser kleiner Sonnenschein geboren. Es war wunderschön. Anstrengend und nicht komplett schmerzfrei. Aber einfach eine wunderschöne Erfahrung! Ich fühlte mich so gestärkt mit den Methoden."

Die Geburt dauerte etwa sechs Stunden und Laura hatte außer eines leichten Risses keine Geburtsverletzungen.

Hypnobirthing – was steckt dahinter?

Der Erste, der den Zusammenhang zwischen Angst und Schmerzen bei einer Geburt hergestellt hat, war der englische Gynäkologe Grantly Dick-Read. In seinem 1950 auf Deutsch erschienenen Buch "Mutterwerden ohne Schmerzen" bezeichnete er den Geburtsschmerz als "Zivilisationskrankheit" und plädierte dafür, dass Frauen die Absichten der Natur wieder verstehen lernten. Statt von "Wehenschmerz" sprach er außerdem von "Muskelgefühl".

Die psychologische Beraterin Marie F. Mongan griff diesen Ansatz in den 1980ern auf und erweiterte ihn um Elemente der Hypnose. So entwickelte sie das Konzept des Hypnobirthing.