Neuer Forschungsansatz

Stuhl in der Muttermilch kann Kaiserschnitt-Babys helfen

Klingt gewöhnungsbedürftig, aber soll wirken: Wissenschaftler erforschen derzeit, wie die Zufuhr von Stuhl der Mutter das Darmmikrobiom von Kaiserschnitt-Babys stärken kann.  

Ein Säugling, der aus der Flasche trinkt© iStock/cdwheatley
Eklig oder hilfreich? Stuhlproben in der Muttermilch nach einem Kaiserschnitt

Das Verfahren ist ein noch recht neues Forschungsgebiet: Minimale Mengen Stuhl der Mutter werden in der Muttermilch aufgelöst und dem Neugeborenen nach einer Kaiserschnitt-Geburt verabreicht. Das Ziel ist es, das Darmmikrobiom (die Zusammensetzung der Darmbakterien) so ähnlich wie bei vaginal geborenen Kindern zu gestalten. Diese Methode nennt sich im Fachjargon auch oral verabreichte fäkale Mikrobiom-Transplantation (FMT) und wurde aktuell bei Müttern und ihren Kindern in einer kleinen Studie der Universität Helsinki getestet. 

Ein spannender Ansatz für jede dritte Gebärende in Deutschland, schließlich liegt die Kaiserschnittrate hierzulande bei 30 Prozent.

Der Hintergrund

Bei einer vaginalen Geburt durchläuft das Baby den Geburtskanal und kommt dabei ganz automatisch auch mit den Darmbakterien der Mutter in Berührung. Diese sorgen erwiesenermaßen für einen Aufbau eines gesunden Mikrobioms beim Kind, das unter anderem mit einem funktionierenden Immunsystem und einem geringenen Allergierisko in Verbindung gebracht wird. Bei einem Kaiserschnitt entgeht dem Neugeborenen dieser entscheidende Schritt, um die Darmflora dahingehend zu wappnen. Das Mikrobiom muss sich im ersten Lebensjahr erst noch aufbauen. 

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Universität Helsinki fanden heraus, dass die Mikrobiome der mit den aufbereiteten Stuhlproben behandelten Kinder sich innerhalb von drei Wochen so entwickelt, dass sie denen vaginal geborener Säuglinge ähnelten.

Eine weitere Studie läuft aktuell noch, bei der Kaiserschnitt-Babys entweder den Stuhl ihrer Mütter oder ein Placebo erhalten. Diese Kinder und ihr Gesundheitszustand sollen über Jahre von den Forschenden überwacht werden.

Nicht zu Hause nachmachen!

Wichtig zu wissen für Eltern: Die Studienleitung betont, dass das Verfahren der Fäkaltransplantation nicht zum Nachmachen geeignet sei. Werden die Stuhlproben nicht sorgfältig aufbereitet, können natürlich auch Krankheitserreger übertragen werden.