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Eine Schwangerschaft, eine Geburt, ein Baby – das ist und bleibt ein Wunder! Das Fruchtwasser demonstriert als Bestandteil der Schwangerschaft einmal mehr, wie perfekt der weibliche Körper reguliert ist. Wenn man schwanger ist, denkt man häufig viel zu wenig über die Hintergründe nach. Kennen wir. Das Fruchtwasser als Konstante der Schwangerschaft? Nicht immer. Die folgenden Fakten könnten euch überraschen.
Was ist Fruchtwasser überhaupt genau?
Fruchtwasser – das ist eine Körperflüssigkeit, die den Embryo beziehungsweise den Fötus in der Fruchtblase umgibt. Das ist ein aus Eihäuten bestehender Sack. Dieser füllt sich quasi von Anfang an und mit dem Wachstum des Babys zunehmend mit Flüssigkeit: dem Fruchtwasser (Amnionflüssigkeit). Das Ungeborene kann sich darin nahezu schwerelos bewegen. So kann seine Muskulatur und sein Skelett gleichmäßig heranwachsen. Das Fruchtwasser schützt es gleichzeitig auch vor Stößen oder Temperaturschwankungen.
1. Die Fruchtwasserproduktion teilen sich Mutter und Kind
War uns so nicht klar – wie geht es euch? Nicht nur Mamas Körper steuert die Produktion von Fruchtwasser. Etwa beginnend ab der dritten Schwangerschaftswoche (SSW) und bis zur zwölften Schwangerschaftswoche (SSW) kommt das Fruchtwasser größtenteils von ihr. Es wird über die Plazenta abgegeben. Doch ab der zweiten Hälfte der Schwangerschaft übernimmt das Kind die so wichtige Aufgabe der Produktion.
2. Aufgaben: Fruchtwasser als Stoßdämpfer und großer Beschützer
Das Aufgabenspektrum von Fruchtwasser ist weit gefächert. Es wirkt einer Austrocknung des Babys entgegen oder verhindert beispielsweise das Verwachsen von Embryo und Eihäuten. Außerdem fördert es die Lungenreifung. Doch das wohl Wichtigste: Fruchtwasser schützt das Baby vor Stößen oder anderen mechanischen Einflüssen. Stöße werden einfach abgefedert. Die mit Flüssigkeit gefüllte Fruchtblase bleibt in der Regel unversehrt. Das Fruchtwasser schützt übrigens beide Seiten: Baby und Mama. Der Schutz gilt für sie aber eher gegen die Fußtritte des Babys.
3. Das Fruchtwasser hält die Temperatur auf demselben Niveau
Wertvolle Funktion der Wärmeregulation: Da durch die Entwicklung sowie das Wachstum des Ungeborenen der kindliche Stoffwechsel auf Hochtouren arbeitet, kommt es zu einer starken Wärmeproduktion. Doch durch das Fruchtwasser kann das Kind diese Wärme abgeben. Temperaturschwankungen, Überhitzung oder Unterkühlung haben so keine Chance!
3. Im Fruchtwasser ist auch Harnstoff enthalten
Diese Bestandteile können im Fruchtwasser nachgewiesen werden:
- Wasser
- Elektrolyte (Natrium, Kalium)
- Harnstoff
- Proteine
- Glukose
- Laktat
- Fetale Epithelzellen
4. Kurz vor der Geburt: Fruchtwasser und Fruchtblase bewirken Muttermundöffnung
Wenn es ernst wird und die Geburt des Kindes kurz bevor steht, führt die prall gefüllte Fruchtblase (inklusive Fruchtwasser) zudem zur Öffnung des Muttermundes. Und dann – entweder vor oder während der Geburt – kommt es zum Blasensprung: Die Fruchtblase platzt und das Fruchtwasser tritt nach außen.
5. Das Baby trinkt Fruchtwasser fürs Magen-Darm-Training
Etwa ab der 14. SSW fängt das Baby an, das Fruchtwasser zu trinken. So wird sein Magen-Darm-Trakt angeregt: Die Flüssigkeit wird über die Nieren gefiltert. Und wenn das Ungeborene ab und zu im Bauch seine Blase entleert, unterstützt das die Austauschfunktion des Fruchtwassers.
6. Am Ende erneuert sich das Fruchtwasser im 3-Stunden-Takt
Bei einer hochschwangeren Frau kommt es ungefähr alle drei Stunden zur Erneuerung des Fruchtwassers. Dabei sind auch die kindlichen Lungen sowie die Eihäute und die Plazenta an diesem Austauschprozess beteiligt.
7. Wie sieht Fruchtwasser aus? Das Aussehen ändert sich!
Fruchtwasser ist in der 15. bis 16. SSW noch durch eine gelblich-klare Farbe gekennzeichnet. Gegen Erreichen des Geburtstermins wechselt die Farbe dagegen und wird eher weißlich-trüb bis transparent.
8. Wie erkennt man Fruchtwasser im Slip?
Gegen Ende der Schwangerschaft fragen sich viele Frauen, ob die Flüssigkeit im Höschen wohl auch Fruchtwasser sein könnte. Oder handelt es sich einfach um normalen Ausfluss? Merke: Vaginaler Ausfluss ist meistens dickflüssig, milchig – und weist einen leichten Geruch auf.
Fruchtwasser hat dagegen folgende Merkmale:
- wässrig
- durchsichtig
- geruchsneutral
Meistens treten größere Mengen Fruchtwasser schwallartig nach Außen – aber es kann auch nur tröpfchenweise im Slip landen. In einem solchen Fall kann es sich um einen hohen Blasensprung handeln.
10. Ausfluss, Fruchtwasser oder Urin? Fruchtwasser-Teststreifen helfen!
Wusstet ihr, dass es ein spezielles Hilfsmittel gibt, um normalen Ausfluss in der Schwangerschaft vom Fruchtwasser zu unterscheiden? Es handelt sich dabei um Fruchtwasser-Teststreifen (auch Lackmus-Teststreifen genannt), die mithilfe von Urin Aufschluss geben können. So lässt sich auch eine Frühgeburt vorbeugen. Meistens färbt sich der Teststreifen Rot, sobald er mit "normalem" Kontakt hatte. In Berührung mit Urin nimmt er in der Regel eine grünliche Farbe an – und bei Fruchtwasser eine bläuliche oder violette Farbe. Auch den pH-Wert könnt ihr über den Test selber bestimmen.
- bei Ausfluss liegt der pH-Wert bei circa 4.0 bis 4.5
- bei Urin beträgt er etwa 6.0
- bei Fruchtwasser beträgt der pH-Wert 7.0 aufwärts
Wichtig: Sollte es tatsächlich Fruchtwasser sein, solltet ihr schnellstmöglich eure Hebamme und Arzt kontaktieren. Und: Hinlegen und das Becken in Hochlage bringen. Denn die Geburt ist schließlich schon im Gange.
11. Grünes Fruchtwasser ist ein Alarmsignal
Sobald der Geburtstermin überschritten ist, kann es sein, dass sich die Farbe des Fruchtwassers ändert. Denn die Flüssigkeit kann durch erste Stuhlausscheidungen des Babys (dem sogenannten Mekonium) trüber werden und eine grüne Farbe annehmen. In vielen Fällen entscheiden sich die Ärzte dann für die Einleitung der Geburt. Denn, wenn das mit Stuhl vermischte Fruchtwasser in die Lungen des Babys gelangt (Mekoniumaspiration), kann das durchaus lebensbedrohlich werden. Das therapeutische Absaugen der Lunge stellt dann eine erste und wichtige Maßnahme dar.
12. Fruchtwassermenge: Die Fruchtblase fasst bis zu 2.000 Milliliter Flüssigkeit
- In der zehnten SSW befinden sich in der Fruchtblase etwa 30 Milliliter Fruchtwasser.
- In der 20. SSW sind es schon 350 bis 500 Milliliter Fruchtwasser.
- Das Maximum mit 1.000 bis 1.200, teilweise sogar 2.000 Millilitern ist in der 36. SSW erreicht.
- Dann reduziert sich die Fruchtwassermenge auf 800 bis 1.000 Milliliter.
13. Die Fruchtwassermenge ist von Frau zu Frau verschieden
Durch eine Ultraschalluntersuchung kann der Arzt die Flüssigkeitsmenge in der Fruchtblase bestimmen. Doch dabei ist zu berücksichtigen: Die Menge ist individuell verschieden – und abhängig vom Alter des stetig wachsenden Kindes im Mutterleib. Einen absoluten Normwert? Den gibt es nicht. Die Mengenbestimmung erfolgt in den meisten Fällen über den sogenannten Fruchtwasser-Index (FI), der auch in der Ultraschalluntersuchung in vier Bereiche aufgeteilt wird. Dabei wird jeweils das größte Fruchtwasserdepot benannt. Aus der Summe der vier Messungen ergibt sich dann der FI: Dieser Wert befindet sich im letzten Schwangerschaftsdrittel in der Regel zwischen fünf und 20 Zentimetern.
- Werte unter fünf Zentimetern sprechen für zu wenig Fruchtwasser.
- Werte über 20 Zentimetern sprechen für zu viel Fruchtwasser.
Auch die Methode der tiefsten Fruchtwasserdepots (gängig bei Mehrlingsschwangerschaften) oder die Methode "Zwei-Durchmesser-Fruchtwasserdepot" sind möglich.
14. Zu viel oder zu wenig Fruchtwasser: Fruchtwasserabweichungen gehören untersucht
Doch leider läuft eine Schwangerschaft nicht immer völlig problemlos ab. Eine mögliche Ursache sind Fruchtwasserabweichungen (Fruchtwasseranomalien). Die Funktionen des Fruchtwassers sind überaus wichtig – da fallen Abweichungen von der Norm medizinisch schnell auf und müssen zügig untersucht werden. Solche Abweichungen des Fruchtwassers können sich entweder in der Fruchtwassermenge oder in der Fruchtwasserqualität zeigen.
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Zu viel Fruchtwasser: Eher selten, aber dennoch möglich: Die Flüssigkeitsmenge in der Fruchtblase fällt zu hoch aus (medizinisch: Polyhydramnion).
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Zu wenig Fruchtwasser: Ist zu wenig Fruchtwasser vorhanden, sprechen Mediziner von Oligohydramnion. Sie entsteht allerdings nicht, weil die Frau Fruchtwasser verliert, sondern aus anderen Gründen (z. B. durch Wachstumsstörungen des Kindes oder Plazentainsuffizienz).
15. Ab 35 empfehlen Ärzte eine Fruchtwasseruntersuchung
Der Frauenarzt kann ab einem Alter von 35 Jahren zu einer Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese, Fruchtwasserpunktion) raten. Dadurch können angeborene Fehlbildungen, genetische Erkrankungen oder Infektionen des Kindes festgestellt werden. Bei diesem Eingriff werden Bauchdecke und Gebärmutter mit einer feinen Kanüle durchstochen. Dabei wird etwas Fruchtwasser abgesaugt. Die sich darin befindenden kindlichen Zellen werden im Labor auf genetische Defekte untersucht. Andere Substanzen können außerdem Aufschluss über mögliche Infektionen oder Erkrankungen (z. B. offener Rücken) geben. Die Untersuchung zwischen der 14. und 20. SSW ist wenig schmerzhaft und dauert nur fünf bis zehn Minuten.
Es gibt aber auch ein paar Risiken, die vorher bedacht werden sollten: Es können etwa Wehen oder leichte Blutungen entstehen. Das Risiko für eine Fehlgeburt ist mit 0,5 bis 1 Prozent eher gering. Dennoch sollten sich Schwangere nach dem Eingriff mehrere Tage schonen.