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Darf es noch was extra sein? Frei nach diesem Motto gibt es eine Art Katalog mit zusätzlichen Schwangerschaftsvorsorge-Untersuchungen. Diese nennen sich „IGeL“, das bedeutet "Individuelle Gesundheitsleistung". Sie werden in der Regel nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen, müssen also privat gezahlt werden. Jede Schwangere sollte sich gut von ihrem Frauenarzt beraten lassen und ggf. auch andernorts informieren, bevor sie sich für oder gegen die Untersuchungen entscheidet. So sind einige der Untersuchungen in vielen Fällen nicht notwendig oder sorgen möglicherweise sogar für zusätzliche Verunsicherung. Andererseits: Auch wenn einige Tests nicht regulär vorgesehen sind und nicht von der Krankenkasse bezahlt werden, können sie in bestimmten Fällen durchaus sinnvoll und hilfreich sein.
1. Toxoplasmose
Bei diesem Bluttest werden Antikörper gesucht, um eine frühere Infektion mit dem Erreger nachzuweisen. Die Infektion wird von Katzenkot und häufig auch über ungewaschene Lebensmittel (wie beispielsweise Obst und Gemüse) übertragen.
- Warum? Eine Erstinfektion mit dem Erreger kann zu massiven Schädigungen des ungeborenen Kindes oder auch zur Fehlgeburt im ersten Drittel der Schwangerschaft führen.
- Kosten? 15 bis 20 Euro
- Sinnvoll? Wenn du eine Katze hast, ist ein Toxoplasmose-Test in der Schwangerschaft auf jeden Fall sinnvoll.
2. Nackenfalten-Messung (auch NT-Messung, Nackentransparenz-Messung)
Eine Ultraschall-Untersuchung beim Frauenarzt, bei der in der 12. bis 14. Schwangerschaftswoche die Falte im Nacken des Babys vermessen wird. Dort ist eine hohe Flüssigkeitsansammlung zu finden, wenn das Kind zum Beispiel eine Trisomie 21 (die auf Down-Syndrom hinweist) hat.
- Warum? Ein erhöhter Wert kann ein Anzeichen für eine Chromosomenstörung, insbesondere die häufigste Form, die Trisomie 21, sein. Die Untersuchung dient also dazu, schon vor der Geburt eine eventuelle Behinderung des Kindes zu entdecken.
- Kosten? 150 bis 200 Euro
- Sinnvoll? Empfohlen wird die Untersuchung, wenn die Schwangere älter als 35 Jahre ist oder wenn eine familiäre Vorgeschichte mit Fehlbildungen besteht.

3. Ringelröteln
Eine Untersuchung, bei der Antikörper im Blut der Mutter gesucht werden, die eine durchgemachte Infektion nachweisen. Besonders häufig ist eine solche Infektion bei Kita- oder Schulkindern.
- Warum? Nur die erste Infektion mit dem Erreger ist in der Schwangerschaft gefährlich. Diese kann zu Fehlbildungen beim Ungeborenen führen.
- Kosten? 15 bis 30 Euro
- Sinnvoll? Wenn man Kontakt mit Kleinkindern oder Kindergartenkindern hat. Also entweder bei einem Job mit Kontakt zur „Risikogruppe“ oder ab dem zweiten Kind.
4. Zytomegalie (CMV)
Ein Bluttest, bei dem eine durchgemachte Infektion über Antikörper nachgewiesen wird. Am häufigsten steckt man sich bei dem eigenen Kind an. Die Übertragung erfolgt zum Beispiel über Speichel oder Urin.
- Warum? Eine Zytomegalie-Infektion geht zwar nur bei 40 Prozent der Fälle auf das Ungeborene über, jedoch kann sie zum Beispiel zu Hörschädigungen beim Kind führen.
- Kosten? 15 bis 20 Euro
- Sinnvoll? Ab dem zweiten Kind
5. Harmony-Test
Eine Blutuntersuchung auf Chromosomenstörungen im mütterlichen Blut. Sie ist ab der zehnten Schwangerschaftswoche möglich. Dieser Test hat eine Genauigkeit von 99 Prozent. Zusätzlich kann man hier auch das Geschlecht des Kindes erfahren.
- Warum? Im mütterlichen Blut findet man auch die DNA des Kindes und kann somit untersuchen, ob ein genetischer Defekt vorliegt.
- Kosten? Der Harmony-Test kostet aktuell 300 bis 400 Euro. Ab 1. Juli 2022 wird er zur Kassenleistung.
- Sinnvoll? Da diese IGeL-Leistung sehr teuer ist, wird er häufig erst bei auffälligem Ultraschall vom Arzt empfohlen oder bei familiärer Vorgeschichte mit Chromosomenstörungen.
IGeL-Leistungen in der Schwangerschaft: Welche sind für mich sinnvoll?
Nun bleibt natürlich die Frage: „Was ist für mich das Richtige?“ Das kannst du nur ganz persönlich für dich selbst entscheiden, am besten zusammen mit deinem Partner. Was man bei diesen Untersuchungen bedenken muss, ist, dass auch ein „schlechtes“ Ergebnis herauskommen kann, mit dem man dann umgehen muss. Viele werdende Eltern entscheiden sich deshalb bewusst gegen einige Untersuchungen. Lass dich von deiner Hebamme und deinem Arzt beraten und überlege dann in Ruhe, was dir dein Bauchgefühl sagt.
Was ist der "IGeL-Monitor"?
Der IGeL-Monitor (www.igel-monitor.de) bewertet IGeL-Untersuchungen danach, ob diese eher nützen oder schaden. Beim IGeL-Monitor handelt es sich um ein Angebot des "Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e. V.". Die einzelnen Leistungen lassen sich in die Suchmaske eingeben und schon erscheint die Bewertung – soweit vorhanden. Gut, um sich einen Überblick zu verschaffen.
Unsere IGeL-Expertin

Franziska Luck
Mutter von zwei Kindern, Bloggerin und Hebamme, Hamburg