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Ist Nagellack in der Schwangerschaft schädlich?

Dürfen wir oder dürfen wir nicht? Wenn es ums Nägellackieren in der Schwangerschaft geht, sind viele werdende Mütter unsicher. Hier kommen hilfreiche Antworten.

Lackierte Nägel sind hübsch anzusehen, aber auch für Schwangere und ihr Baby unbedenklich?© Foto: iStock/Xsandra
Lackierte Nägel sind hübsch anzusehen, aber auch für Schwangere und ihr Baby unbedenklich?

Hübsch lackierte Fingernägel beim Babybauch-Shooting. Mal wieder entspannt zur Maniküre, wenn die Kugel zu groß zum Selbstlackieren wird. Oder vielleicht kurz vor der Geburt noch auf Gelnägel setzen, damit wir in der ersten Zeit als Neu-Mama erst mal Ruhe haben und uns voll und ganz aufs Baby konzentrieren können. Prinzipiell klingt das alles toll, aber: Ist Nagellack in der Schwangerschaft wirklich unbedenklich? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen. 

Ist Nagellack in der Schwangerschaft erlaubt?

Vorweg erst mal Entwarnung. Auf direkte Anfrage beim Bundesinstitut für Risikobewertung heißt es: "Dem BfR liegen keine Informationen vor, dass die auf dem europäischen Markt vertriebenen Nagellacke und Nagellackentferner ein gesundheitliches Risiko für den Verbraucher darstellen." Dabei betont das Institut, das jeder Inhaltsstoff sowie jedes Fertigprodukt laut Europäischer Kosmetik-Verordnung eine Risikobewertung durchläuft, um die gesundheitliche Unbedenklichkeit zu demonstrieren. "Diese Bewertung schließt besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen wie beispielsweise Kinder und Schwangere mit ein." Es gibt tatsächlich keine Studie, die besagt, dass Nagellack in üblicher Dosis in der Schwangerschaft schaden kann. Grundsätzlich gehen Schwangere also erst einmal kein nachweisbares Gesundheitsrisiko für sich und vor allem für ihr Neugeborenes ein. Anders sieht es bei Angestellten in Nagelstudios aus. Eine US-Studie lässt auf einen Zusammenhang zwischen der Arbeit in einem solchen Salon und Entwicklungsstörungen, wie Herzfehler, beim Baby schließen. Eine dauerhafte Exposition sollte also vorsichtshalber vermieden werden, auch wenn die Studie nur sehr klein war. Der übliche Gebrauch von Nagellack bei einer Privatperson ist von dieser Studie unbedingt abzugrenzen. 

Nagellack ohne giftige Substanzen

Auch wenn ein Gesundheitsrisiko laut aktuellem Studienstand also grundsätzlich nicht anzunehmen ist, gehen viele Schwangere auf Nummer sicher und setzen auf schadstoffärmere Nagellack-Alternativen. "Es gibt zunehmend mehr Marken, die etwa auf Mikroplastik und tierische Inhaltsstoffe verzichten oder mit sogenannten 'Free From'-Claims explizit diejenigen Inhaltsstoffe deklarieren, die NICHT enthalten sind. So ist es bei Schwangeren immer ratsam, darauf zu achten, dass die Produkte so natürlich wie möglich sind und auf synthetische Substanzen, wo möglich, verzichtet wird" erklärt uns die Pressesprecherin des Nagellackherstellers Kia Charlotta, der bewusst auf viele bedenkliche Inhaltsstoffe verzichtet. Von 3- bis sogar 20-free-Nagellacken ist die Palette an "gesünderen" Nagellacken mittlerweile stark gewachsen. Lacke von Naturkosmetikherstellern verzichten grundsätzlich auf mindestens diese fünf bedenklichen Substanzen (wobei die meisten gängigen Nagellack-Firmen mindestens auf die ersten drei verzichten): 

  1. Formaldehyd
  2. Toluol
  3. Dibutylphthalat
  4. Formalde­­hydharz
  5. Kampfer

Warum wird Schwangeren oft davon abgeraten, ihre Fingernägel kurz vor der Geburt zu lackieren?

Hierbei handelt es sich um einen Mythos: Angeblich soll es möglich sein, durch das Drücken des (unlackierten!) Fingernagels die Durchblutung unter der Geburt zu checken. Die Hebamme Friederike Ruof aus Hamburg weiß: "Die Durchblutung (Recap-Zeit) kann sowieso viel besser am Finger oder Arm überprüft werden als an einem Fingernagel. Und so oder so wäre das auch kein sicherer Parameter, um dadurch die Durchblutung unter der Geburt zu überprüfen. Die Recap-Zeit ist zum Beispiel spannender bei frisch geborenen Babys als bei Gebärenden."

Sind Gelnägel in der Schwangerschaft erlaubt?

Auf Nagelmodellage mit Gel oder Acryl sollten Schwangere besser ganz verzichten – sofern sie einen hohen Anteil Methylmethacrylat enthält. Dazu hat das BfR bereits 2011 eine offizielle Stellungnahme abgegeben: "Von Methylmethacrylat als Monomer ist bekannt, dass es stark sensibilisierend wirkt und Kontaktallergien auslösen kann. Weiterhin kann der Stoff Nagelfalzentzündungen und Nagelablösungen verursachen, in deren Folge der Nagel unter Umständen auch nicht mehr nachwächst." Die Warnung gilt also nicht nur für Schwangere, aber auch und vor allem.

Außerdem haben Keime unter der dicken Lackschicht leichtes Spiel. Auch Pilzinfektionen am Nagel treten im Zusammenhang mit einer Modellage häufiger auf, ergaben Untersuchungen. Unnötige Risiken, die Mamas-to-be vor allem im Wochenbett vermeiden wollen. 

Nicht außer Acht zu lassen: Das Anfeilen vor dem Auftragen von Gelnägeln kann (schwangerschaftsbedingt) brüchige Nägel noch empfindlicher machen – und auch das Entfernen. Alles Faktoren, die Infektionen begünstigen!

Plus: Die chemischen Gerüche können Schwangerschaftsübelkeit zusätzlich verschlimmern.

Tipps für den Nagelstudio-Besuch:

  1. Solltest du deine Maniküre oder Pediküre in einem Salon gebucht haben, frag gern nach "Free"-Lacken oder bring dein Lieblingsprodukt einfach mit.
  2. Außerdem solltest du am besten – wenn du sie aufgrund von Corona nicht ohnehin trägst – besser eine Maske dabei haben, um nicht unnötig viel Chemie einzuatmen.
  3. Frag im Studio nach, ob sie regelmäßig lüften können ...
  4. ... und wasch dir nach dem Besuch am besten einmal Hände und Füße. 

Fazit

Auch wenn von Nagellack in der Schwangerschaft offiziell kein nachweisbares Gesundheitsrisiko ausgeht, können Schwangere mit sogenannten "Free"-Nagellacken auf Nummer sicher gehen. Mit einer Nagelmodellage solltest du in der Schwangerschaft besser pausieren. 

Diesen Nagellack kannst du in der Schwangerschaft verwenden

Diese drei Lacke kommen mit sehr viel weniger Chemie als die üblichen Verdächtigen aus und eignen sich somit besser für Schwangere:

12-free-Nagellack "Green Flash" von Manucurist

© Foto: Amazon

Ja, es gibt sogar langanhaltende Gel-Nagellacke ohne viel Chemie. Und zwar für zu Hause. Die französische Beauty-Marke Manucurist verzichtet in ihrem "Green Flash" LED-Lack auf Giftstoffe und setzt lieber auf biobasierte Inhaltsstoffe. Zehn Tage Halt verspricht der Hersteller außerdem. Du brauchst allerdings zum Aushärten eine LED-Lampe. Entfernen lässt er sich dann aber mit einem handelsüblichen acteonfreien Nagellackentferner

Manucurist "Green Flash" in der Farbe "Hortencia" für 19 Euro via Amazon.de

Im Set mit Nagelpflege

© Foto: Amazon

Immerhin zu 87 Prozent natürlich sind die Substanzen in diesem Set mit Nagelpflege und hübschem korallfarbenem Nagellack. Der macht Laune in der Schwangerschaft!

2er-Set "Repair & Strength" plus Farblack von Kia Charlotta, etwa 30 Euro über Amazon.de

Sogar 20-free-Nagellack gibt es:

© Foto: Amazon

Dieser verhältnismäßig günstige Lack von Benecos ist in vielen verschiedenen Farben erhältlich, zum Beispiel in einem klassischen Rot. Und: Er kommt ohne viel Chemie aus. 

"Happy Nails 20-free" von Benecos, für etwa 5 Euro über Amazon.de

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