
Ich gehöre selbst zu der Generation, der super früh die Pille verschrieben wurde. Pickel und Unterleibschmerzen? Zack, hier kommt das Rezept. Auch als junges Mädchen, das noch gar nicht sexuell aktiv war. So war das eben. Tadaa. Vielen meiner Freundinnen ging es ähnlich. Doch dass die Pille auch für mich eigentlich gar nicht so gut war, das merkte ich leider erst nach Jahren der Einnahme. Meine ständigen (starken) Kopfschmerzen und andere Beschwerden kamen wohl nicht von Ungefähr. Welche Nebenwirkungen möglich sind – und wann man handeln sollte? Wir haben mit einem Experten gesprochen.
Inhaltsverzeichnis
- Unterscheiden sich die Nebenwirkungen der Pille – oder ist Pille gleich Pille?
- Nebenwirkungen der Pille am Anfang
- Zu den möglichen Nebenwirkungen der Pille am Anfang zählen also ...
- Mögliche Nebenwirkungen der Antibabypille
- Starke Nebenwirkungen der Pille (eher selten)
- Erhöhtes Thromboserisiko durch die Pille
- Wer ist von starken Nebenwirkungen betroffen?
- Wird man von der Antibabypille dick?
- Nebenwirkungen der Pille: Was tun?
- Woran merke ich, dass die Pille nicht für mich geeignet ist?
- Was ist die Antibabypille?
Unterscheiden sich die Nebenwirkungen der Pille – oder ist Pille gleich Pille?
Die meisten Frauen nehmen die sogenannte Mikropille ein, eine Kombination aus den Sexualhormonen Östrogen und Gestagen. Seltener verschreiben die Frauenärzte die sogenannte Minipille. Diese enthält zwei Gestagene und dafür kein Östrogen. Doch welche Nebenwirkungen sich tatsächlich zeigen und ob diese überhaupt auftreten, hängt vom Zusammenspiel der beiden Hormone ab. Von Präparat zu Präparat ist das verschieden. Und auch allgemein betrachtet ist die hormonelle Verhütung laut dem Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) aus medizinischer Sicht sehr individuell. Körpersysteme reagieren eben extrem unterschiedlich auf Hormone beziehungsweise Hormonkombinationen – mit positiven oder negativen Wirkungen. Nebenwirkungen seien insbesondere bei der Erstverordnung oder einem Präparatwechsel zu beachten. Vor der Verordnung von hormonellen Verhütungsmitteln sollte eine Einzelfallbetrachtung erfolgen. Neben einer ausführlichen Anamnese sollten auch mögliche Risikofaktoren geprüft werden.
Nebenwirkungen der Pille am Anfang
Da die Pille in den weiblichen Hormonhaushalt eingreift und den Zyklus beeinflusst, kann das für ein kleines Durcheinander sorgen. Gerade am Anfang, wenn gerade erst mit der Einnahme begonnen wurde. Der Körper braucht ein paar Monate, bis er sich an die Hormone gewöhnt. "Typische Beschwerden in den ersten Einnahmezyklen können Zwischenblutungen, Übelkeit, Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen sowie Ödembildung und Brustspannen sein", so Dr. Klaus Doubek, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V. (BVF). Auch depressive Verstimmungen oder sexuelle Lustlosigkeit seien möglich, sie werden allerdings oft nicht sofort bemerkt. "Bei einer östrogenfreien Verhütung mit oralen Gestagen-Monopräparaten fallen alle östrogenbedingten Nebenwirkungen wie zum Beispiel Brustspannen, Ödembildung und Übelkeit weg, es kommt gegenüber Kombipräparaten eher zu Blutungsstörungen – meist zu Beginn der Anwendung", erklärt der Experte weiter.
Zu den möglichen Nebenwirkungen der Pille am Anfang zählen also ...
- Zwischenblutungen
- Brustspannen
- Übelkeit
- Stimmungsschwankungen
- Kopfschmerzen
In der Regel verbessern sich die oben aufgeführten Nebenwirkungen nach zwei bis drei Monaten. Sollte dies nicht der Fall sein, so kann der Arzt im Einzelfall entscheiden, das Präparat zu wechseln.
Außerdem fällt die monatliche Blutung mehrheitlich etwas schwächer und kürzer aus als vorher. Genauso stellen viele Frauen eine Linderung der Schmerzen während der Periode fest. Nebenwirkungen und Begleiterscheinungen sind aber als individuell verschieden zu betrachten.
Mögliche Nebenwirkungen der Antibabypille
"Die meisten Nebenwirkungen sind unangenehm, aber nicht gefährlich", erklärt Dr. Doubek. "Sie können mit Beginn der Einnahme auftreten – oder aber auch erst in den Monaten danach, das ist individuell sehr unterschiedlich." Die meisten der folgenden Nebenwirkungen der Antibabypille treten eher selten bis sehr selten auf. Doch ein Blick in die Packungsbeilage des jeweiligen Präparats verrät, welche Beschwerden und auch Gegenanzeigen möglich sind (inklusive ihre Häufigkeit). Dazu zählen:
- Kopfschmerzen
- Hautunreinheiten und Akne (Im Falle von Antibabypillen, die auch männliche Sexualhormone, sogenannte Androgene, enthalten.)
- Übelkeit
- Schwindel
- Gewichtszunahme
- Blähbauch
- Blutungsstörungen (z. B. Zwischenblutungen)
- Psychische Beeinträchtigungen (z. B. Stimmungsschwankungen oder Depressionen)
- spannende Brust
- Scheidentrockenheit
- Libidoverlust
- Entstehung eines Damenbartes oder einer tieferen Stimme
- Eierstockzysten
Starke Nebenwirkungen der Pille (eher selten)
Nur in seltenen Fällen kommt es zu starken Nebenwirkungen der Pille.
Dr. Doubek sagt dazu: "Die Pille erhöht leicht das Risiko für Thrombosen (Blutgerinnsel), einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall und bestimmte Krebserkrankungen. Deshalb ist es wichtig, mit der Frauenärztin oder einem Frauenarzt über mögliche Vorerkrankungen oder Risikofaktoren zu sprechen. Bei Erstanwenderinnen und Anwenderinnen unter 30 Jahren sind zunächst Präparate mit dem geringsten Risiko für venöse Thromboembolien zu bevorzugen. Werden diese nicht vertragen, können andere Kontrazeptiva zum Einsatz kommen, wenn sie im Hinblick auf die individuelle Situation und Indikationsstellung als geeignet bewertet werden."
Doch auch, wenn sie nur sehr selten vorkommen, sollte man mögliche starke Nebenwirkungen ernst nehmen:
- Thrombosen (Verschluss der Blutgefäße)
- Herzinfarkt
- Gefäßverschlüsse mit Schlaganfall als Folge
- Abnahme der Knochendichte
- Depressionen
- Gebärmutterhals- oder Brustkrebs
Nehmen Frauen über Jahre hinweg die Antibabypille ein, seien weitere Nebenwirkungen möglich: "Während die Einnahme von Gestagenmono-Präparaten das Gebärmutterhals- und Brustkrebsrisiko leicht erhöhen kann, gehen Studien davon aus, dass östrogenhaltigen Kombinationspillen das Risiko für Eierstockkrebs und Gebärmutterkörperkrebs sogar senken können. Auch das vollständige Ausbleiben der Regel kann eine mögliche Nebenwirkung nach Jahren der Anwendung der Pille sein."
Erhöhtes Thromboserisiko durch die Pille
Bei einigen Antibabypillen kann es dazu kommen, dass sie das Thromboserisiko sowie auch das Risiko einer Lungenembolie bei Frauen erhöhen. Generell haben Erstanwenderinnen (erstes Anwendungsjahr) das größte Risiko, ein Blutgerinnsel zu entwickeln. Oder aber auch Frauen, die die Einnahme der Pille mehr als vier Wochen unterbrechen und dann wieder einsteigen. Wer die Pille nimmt, sollte Beinschmerzen, Verfärbungen (bläulich) oder starke Schwellungen ernst nehmen. Aus Studien geht hervor, dass bestimmte Gestagene häufiger zu einer Thrombose führen. Je nachdem, welche Gestagene in der jeweiligen Pille enthalten sind, können Frauen sehen, wie hoch das jeweilige Thromboserisiko ausfällt.
Wer ist von starken Nebenwirkungen betroffen?
Es gibt Frauen, bei denen solche starken Nebenwirkungen häufiger auftreten. Dazu zählen etwa Frauen …
- mit Übergewicht
- mit genetischer Veranlagung
- in einem höheren Lebensalter ab 35
- die regelmäßig rauchen.
Wird man von der Antibabypille dick?
Viele Frauen haben Bedenken, dass sie stark zunehmen, sobald sie die Pille einnehmen. Doch der deutsche Fachverband für Sexualberatung, Sexualpädagogik und Familienplanung in Deutschland pro familia gibt dazu auf seiner Website an, dass nur wenige Frauen zunehmen, wenn sie die Antibabypille verwenden. In der Regel seien es nur zu Anfang zwei bis fünf Kilo mehr, doch das ginge nach ein paar Wochen wieder weg. Die meisten Frauen haben gar nicht mit einer Gewichtserhöhung zu tun – oder nur mit einer ganz leichten. "Schlankheitspillen" existieren nicht.
Nebenwirkungen der Pille: Was tun?
Wenn ihr bei euch Nebenwirkungen während der Einnahme der Pille feststellen solltet, so sprecht das Thema bei eurem Gynäkologen offen an. Dieser sollte euch ernst nehmen und gründlich untersuchen. Auch ein Wechsel des Präparates – oder zu einer anderen Verhütungsmethode kann sinnvoll sein. Einige Nebenwirkungen können unter Umständen durch einen Präparatswechsel unterbunden sowie reduziert werden.
Woran merke ich, dass die Pille nicht für mich geeignet ist?
Wartet etwas ab: Denn der Körper braucht meistens eine gewisse Zeit, um sich auf die veränderte hormonelle Situation einzustellen. "Das Präparat kann – in Absprache mit dem Frauenarzt oder der Frauenärztin – etwa drei bis sechs Monate eingenommen werden, bevor sich abschätzen lässt, wie es individuell vertragen wird und ob es die Ansprüche der Anwenderin erfüllt", sagt Experte Dr. Doubek. Meist bessern sich anfängliche Beschwerden in dieser Zeit von selbst. "Ist das nicht der Fall, kann eine Pille mit anderer Hormonkonzentration oder einem anderen Gestagen ausgewählt werden."
Nebenwirkungen, die als sehr unangenehm oder belastend wahrgenommen werden, sollten Betroffene dem Experten zufolge zeitnah zum Frauenarzt oder zur Frauenärztin führen. "Starke Schmerzen oder Schwellungen eines Beins, plötzliche unerklärliche Atemlosigkeit beziehungsweise Atemnot, schnelle Atmung oder Brustschmerzen sowie Schwäche oder Taubheitsgefühl des Gesichtes, Arms oder Beins sind Anzeichen für Blutgerinnsel, dann ist umgehend ärztliche Hilfe aufzusuchen", warnt er.
Was ist die Antibabypille?
Es handelt sich um ein hormonelles Verhütungsmittel, das in Tablettenform angewendet wird. In Deutschland gibt es über 50 verschiedene Pillenpräparate, deren Zusammensetzungen variieren können. Die Pille ist sehr beliebt und verhindert eine Schwangerschaft sehr sicher, solange sie regelmäßig und vorschriftsgemäß eingenommen wird. Wenn 1000 Frauen ein Jahr lang die Pille fehlerfrei einnehmen, wird nur durchschnittlich eine von ihnen schwanger. Die eingesetzten Hormone wirken unterschiedlich, doch im Zusammenwirken verhindern sie eine Schwangerschaft sicher:
- Verhinderung des Heranreifens einer Einzelle in den Eierstöcken
- Ausbleiben des Eisprungs
- Der Schleim im Gebärmutterhals verändert sich, er wird dick und zäh: So können keine Samenzellen in die Gebärmutter gelangen.
- Deutlich verminderter Aufbau der Gebärmutterschleimhaut: Auch im unwahrscheinlichen Fall einer Befruchtung könnte sich keine Eizelle einnisten.