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Schwanger trotz Pille – ja, auch das ist möglich!

Immer wieder liest man davon in Foren oder hört von Fällen im Bekanntenkreis: Schwanger trotz Pille! Aber wie ist das möglich? Fakt ist: Die Pille ist zwar ein sehr sicheres Verhütungsmittel. Einen hundertprozentigen Schutz vor einer Schwangerschaft bietet sie allerdings nicht. Über mögliche Ursachen, warum Frauen trotz Pille schwanger werden und typische erste Anzeichen erfahrt ihr mehr in diesem Artikel. 

Kann ich trotz Pille schwanger werden?

Bei korrekter Anwendung der Pille ist es zwar unwahrscheinlich, schwanger zu werden, aber nicht unmöglich.

Das bestätigt Prof. Dr. Mandy Mangler aus Berlin uns auf Anfrage. Sie ist Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum und dem Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin.

Der Pearl-Index 

Wie wahrscheinlich eine Schwangerschaft trotz Pille ist, darüber gibt der sogenannte Pearl-Index Aufschluss. Je niedriger der Wert, desto sicherer ist das Verhütungsmittel. 

Die Pille hat einen Pearl-Index von 0,1 bis 0,9. Das bedeutet, in einem Jahr sind zwischen 1 und 9 von 1.000 Frauen trotz Einnahme des Präparats schwanger geworden. Bei der Minipille liegt die Wahrscheinlichkeit sogar etwas höher. Der Pearl-Index liegt zwischen 0,2 und 3.

Schwanger trotz Pille: Was sind mögliche Ursachen?

Wenn eine Frau schwanger ist, obwohl sie mit der Pille verhütet hat, liegt das meist an einem Einnahmefehler. Aus folgenden Gründen kann die Pille unwirksam werden:

1. Pille vergessen

Einer der häufigsten Gründe, warum Frauen trotz Pille schwanger werden, ist eine unregelmäßige Einnahme des Präparats. Die Chefärztin Dr. Mangler erklärt: "Besonders Einnahmefehler in der ersten Zyklusphase können folgenschwer sein, weil der Eisprung dann noch einsetzen kann. Aber egal, zu welchem Zeitpunkt, sobald eine Pille vergessen wurde, sollten sich Paare immer über alternative Verhütungsmittel Gedanken machen." Idealerweise schlucken Frauen die Pille immer zur gleichen Zeit – legen sie parat, vorm Schlafengehen oder beim Aufwachen neben die Zahnbürste. Als Hilfestellung gibt es inzwischen jede Menge Apps, die an die Pillen-Einnahme erinnern.  

2. Wechselwirkung mit anderen Medikamenten

Einige Medikamente können die empfängnisverhütende Wirkung der Pille hemmen. Dazu zählen zum Beispiel bestimmte Antibiotika sowie Cholesterin- und Blutdrucksenker, manche Mittel gegen Pilzinfektionen und auch Johanniskraut oder Aktivkohle bei Durchfall. Wer parallel zur Pille ein Arzneimittel einnimmt, sollte deshalb den Beipackzettel immer genau durchlesen. Um auf Nummer sicher zu gehen, lieber einmal mehr beim Arzt oder bei der Ärztin beziehungsweise in der Apotheke nachfragen und alternativ verhüten. 

3. Magen-Darm-Erkrankung 

Noch ein möglicher Grund für die Unwirksamkeit der Pille ist eine Magen-Darm-Erkrankung oder auch eine Lebensmittelvergiftung. "Erbrechen und Durchfall reduzieren die Zeit, in der der Körper die empfängnisverhütenden Wirkstoffe aufnehmen kann", erläutert die Gynäkologin. Erkrankte Frauen können dann innerhalb der angegebenen Toleranzzeit des Präparats eine neue Pille schlucken. Noch sicherer ist es, bis zur nächsten Periode zusätzlich mit Kondom zu verhüten. 

4. Chronische Krankheit

Auch bei einigen chronischen Leiden wie der Darmkrankheit Morbus Chron oder der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose besteht die Möglichkeit, dass der Körper Hormone nur bedingt aufnehmen kann. Das hat unter Umständen Einfluss auf die Wirksamkeit der Pille. In diesen Fällen ist ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt oder der betreuenden Ärztin über eine optimale Verhütung sinnvoll. 

5. Untergewicht

Auch Frauen mit starkem Untergewicht, die zum Beispiel an Esstörungen leiden, sollten bei der Einnahme der Pille vorsichtiger sein. Deren Wirkung ist mitunter davon beeinträchtigt. Haltet auch in diesem Fall Rücksprache mit dem Frauenarzt eures Vertrauens und verhütet ggf. zusätzlich.

Verträgt sich die Pille mit Rauchen?

Das Rauchen von Zigaretten behindert zwar nicht die direkte Verhütungswirkung der Pille. Aber Frauen, die rauchen, wird trotzdem stark von der Östrogen-Gestagen-Kombinations-Pille abgeraten. Der Grund: Das Risiko für Blutgerinnsel wird damit stark erhöht. Es kann im schlimmsten Fall zu Thrombosen, Lungen-Embolien und sogar zu Herzinfarkten und Schlaganfällen kommen. Das Risiko ist ab 35 Jahren noch mal höher. Frauen wird in diesem Fall eine reine Gestagen-Pille oder eine hormonfreie Verhütung empfohlen. 

Schwanger trotz Pille: Was sind typische Anzeichen?

Bleibt die Menstruation aus, ist das für viele Frauen ein erstes deutliches Anzeichen, dass sie schwanger sein könnten. Wer die Pille einnimmt, kann sich da nicht so sicher sein. Je nach Art des Präparats und der Einnahme kann sich sich die Blutung verschieben oder sie wird sogar komplett unterdrückt. Daher bleibt eine Schwangerschaft unter Einnahme der Pille in den ersten Wochen oft unentdeckt. 

Unsere Expertin rät: "Wer vermutet, trotz Pille schwanger zu sein, sollte auf die typischen sekundären Schwangerschaftsanzeichen achten. Dazu zählen zum Beispiel Spannungsgefühle in der Brust, Übelkeit, Gewichtszunahme und starke Müdigkeit."

Weitere Indizien findet ihr hier: Schwangerschaftsanzeichen: Kommt da ein Baby? 

Klarheit kann letzten Endes ein Schwangerschaftstest schaffen und natürlich der Gang zur Frauenarztpraxis. 

Alternativen zur Pille

Wie alle Verhütungsmittel hat die Pille eine Fehlerquote. Hundertprozentige Sicherheit bietet nur die Abstinenz und im nächsten Schritt eine Sterilisation. Weniger radikal, aber noch etwas sicherer als die Pille ist laut unserer Expertin die Spirale. "Die Pille ist nur so gut wie sie angewendet wird. Die Spirale ist in dieser Hinsicht weniger fehlerbehaftet, weil sie vom Frauenarzt oder von der Frauenärztin eingesetzt wird."

Verhütung ist Paar-Sache!

Grundsätzlich sollte Verhütung immer eine gemeinsame Sache des Paares sein. Also, sprecht mit eurem Partner, über dieses wichtige Thema. Einen guten Schutz kann die Kombination verschiedener Methoden bieten wie beispielsweise NFP (Natürliche Familienplanung) und Kondom – eine korrekte Anwendung vorausgesetzt. 

Text: Lisa Gutknecht