Anschaulich erklärt

Leopold-Handgriff in der Schwangerschaft: Was die Hebamme damit feststellt

Die Hebamme untersucht Frauen oft schon in der Schwangerschaft. Dabei gibt es bestimmte Handgriffe, die Aufschluss über die Entwicklung des Babys geben. Wir erklären sie euch.

Hebamme untersucht Schwangere.© iStock/MangoStar_Studio
Mit dem Leopold-Handgriff lässt sich die Entwicklung des Ungeborenen erkennen.

Hebamme Sissi Rasche – selbst Mutter von vier Kindern – erklärt auf ihrem Instagram-Account, dass die vier Leopold-Handgriffe zur Vorsorgeuntersuchung in der Schwangerschaft gehören. Wir dürfen ihre Slides hier mit euch teilen. Die Griffe helfen, die Entwicklung, Größe und Position des Ungeborenen zu erkennen. Sissi betont, wie wichtig es ist, dass diese Griffe weiterhin gelehrt und durchgeführt werden, um auch ohne Geräte wie Ultraschall wichtige Kenntnisse über das Kind in der Schwangerschaft zu erlangen. 

1. Leopold-Handgriff

Mit dem ersten Leopold-Handgriff stellt die Hebamme (oder auch die Gynäkologin/der Gynäkologe) die Position der Gebärmutter fest, also, wie hoch sie gerade sitzt. In den ersten Schwangerschaftswochen (SSW) orientiert man sich dabei an der Symphyse, der Schambeinfuge. Später dient der Bauchnabel als Referenz, bis die Gebärmutter etwa in der 36. SSW ihren höchsten Stand, kurz unterm Rippenbogen, erreicht hat. Von da an beginnt sie sich langsam zu senken, wenn das Baby ins mütterliche Becken eintritt. Die Leopold-Handgriffe sind wichtig, wenn im Rahmen der Vorsorge während der Schwangerschaft kein Ultraschall durchgeführt wird. Und wenn doch, können sie immer noch eine schöne Ergänzung sein.

Wie der 1. Leopold-Handgriff aussieht, erkennt ihr auf Sissis Insta-Post:

2. Leopold-Handgriff

Durch den 2. Leopold-Handgriff, das "Hin- und Herschieben" des Bauches, können Hebamme oder Gyn feststellen, wo der Rücken des Babys liegt. Das ist wichtig zu wissen, bevor Herztöne abgehört oder ein CTG durchgeführt wird. Denn dort, wo der Rücken des Babys liegt, sind die Herztöne am besten zu hören.

Sissi schreibt über den 2. Leopold-Handgriff: "Dieses Hin- und Herschieben des Bauches ist oft auch für die PartnerInnen spannend zu sehen." Sie ergänzt: "Besonders, wenn sie sich vielleicht vorher kaum getraut haben, den Bauch etwas fester zu berühren, um zum Beispiel die Bewegungen und Tritte zu spüren."

Hier zeigt Sissi den 2. Leopold-Handgriff:

3. Leopold-Handgriff

Mit dem 3. Leopold-Handgriff stellt die Hebamme fest, wo sich der Kopf des Kindes befindet, und ob er eventuell schon ins Becken eingetreten ist. Oder ob (noch) der Po in Richtung mütterliches Becken liegt. Vor diesem Handgriff sollte die Schwangere die Blase entleert haben, da dieser Griff auf die Blase drückt und das Baby bei leerer mütterlicher Blase besser zu ertasten ist. Sissi empfiehlt den Müttern, vor dem Griff einmal tief ein- und während des Griffes auszuatmen und versichert, dass er dem Baby keinesfalls wehtut. Für viele Schwangere sind diese Griffe wunderschön, weil sie dadurch einen ganz anderen Bezug zu ihrem ungeborenen Kind bekommen.

In diesem Video führt Sissi zunächst den 1. und 2. und schließlich den 3. Leopold-Handgriff durch:

4. Leopold-Handgriff

Sissi verrät, dass klassischerweise auch der 4. Leopold-Handgriff zu den Vorsorgeuntersuchungen gehörte, inzwischen aber oft durch die vaginale Untersuchung ersetzt wird. Dieser Griff ist wichtig für die unmittelbare Geburtsvorbereitung, da man mit seiner Hilfe erkennen kann, wie weit kindlicher Kopf oder Po schon ins Becken eingetreten sind. Auch wichtig ist die Messung des Symphysen-Fundus-Abstands – der Abstand zwischen Schambeinfuge und oberem Gebärmutterrand. Diese Messung gibt Aufschluss über die ungefähre Größe des Babys und die Entwicklung der Schwangerschaft. Dafür sollte sie regelmäßig durchgeführt werden, um Vergleichsmöglichkeiten zu bieten.

Auf den folgenden Slides von Sissi seht ihr den 4. Leopold-Handgriff und die Messung des Symphysen-Fundus-Abstands: