Warum Ärzte vor Melatonin für Kinder warnen© iStock/dragana991
Einschlafprobleme sollten bei Kindern niemals eigenständig durch Melatonin-Gabe gelöst werden.

Es gibt Tabletten, Sprays, Tees, Tropfen, ja sogar Gummibärchen. Melatonin wird als Schlafmittel immer beliebter. Und mittlerweile auch Babys und Kinder gegeben. Dabei warnen Experten ausdrücklich vor diesem gefährlichen (Social Media-)Trend, wenn dieser nicht mit dem Kinderarzt besprochen wurde.

Was ist Melatonin?

Melatonin ist ursprünglich ein vom Körper produziertes Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus steuert. Bei Babys schon ab dem dritten Lebensmonat. Sobald es dunkler wird, schütten wir es automatisch aus und werden müde. Wie praktisch! Doch mittlerweile geben auch Eltern ihren Kleinkindern und Babys Schlafmittel mit Melatonin, damit diese schneller einschlummern. Vor allem in den USA. Zu finden sind solche Videos zum Beispiel auf der Social-Media-Plattform Tiktok. Und selbst Promis wie Kristen Bell geben öffentlich zu, dass sie ihren Kindern Schlafmittel-Gummibären geben.

Warum ist Melatonin gefährlich für Kinder?

Fatal! Denn Eltern muss klar sein: Melatonin darf nur in Rücksprache mit dem Kinderarzt verabreicht werden! Bislang wisse man viel zu wenig über die Abbauwege von Melatonin bei Säuglingen und kleinen Kindern, warnt der Kinderarzt Ekkehart Paditz, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung (DGSM), gegenüber welt.de. Der Melatonin-Stoffwechsel laufe bei Kindern langsamer. Außerdem leiden die bisher geprüften Nahrungsergänzungsmittel mit Melatonin unter erheblichen Konzentrationsschwankungen. In den USA wurde in vergangenen Jahren sogar über mehrere Todesfälle von Kleinkindern, berichtet, die im zeitlichen Zusammenhang mit stark erhöhten Melatonin-Werten standen.

Ergo: ein klares Abraten von solchen Produkten für Kinder! 

Ausnahmen für Melatonin-Schlafmittel bei Kindern

Und doch gibt es Ausnahmen: Leidet ein Kinder beispielsweise unter einer Störung aus dem Autismus-Spektrum oder dem Smith-Magenis-Syndrom, einer seltenen Erkrankung, bei der der Tag-Nacht-Rhythmus gestört ist, kann Melatonin bei damit verbundenen Einschlafproblemen helfen. Und wird auch nur in diesen beiden Fällen von der Krankenkasse übernommen. Auf dem deutschen Markt gibt es seit einigen Jahren ein verschreibungspflichtiges Melatonin-Medikament, das ab zwei Jahren freigegeben ist. Es gilt: Für ein Rezept muss der behandelnde Kinderarzt konsultiert werden.