Mythen-Check

Alkohol in der Stillzeit: Regt Sekt wirklich die Milchbildung an?

In der Schwangerschaft ist Alkohol ein No-Go. Aber wie sieht es in der Stillzeit aus, kann ein Gläschen Sekt sogar die Milchproduktion steigern? Dr. med. Celine Schlager, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und selber frischgebackene Mama, klärt auf. 

Eine Mama stillt ihr Baby.© iStock/Nestea06
Ist Alkohol in der Stillzeit gefährlich? Oder unter Umständen sogar förderlich? 

Wie gefährlich ist Alkohol in der Stillzeit? 

Anders als in der Schwangerschaft, wo das Ungeborene in seinem Blutkreislauf den gleichen Promillespiegel wie die Mutter im Blut hat, geht in der Stillzeit Alkohol in hohem Maße aus der mütterlichen Blutbahn "nur" in die Muttermilch über. Hohe Dosen von Alkohol stellen darum ein Risiko auch für das geborene Kind dar: In Fallberichten, in denen Mütter große Mengen an Alkohol konsumierten, zeigten deren Kinder ein auffälliges Schlafverhalten, eine verminderte Fähigkeit zu saugen oder sogar Anzeichen einer Vergiftung.

Wie viel Alkohol ist in der Stillzeit erlaubt? 

Ein gelegentlicher und maßvoller Konsum von Alkohol führt tendenziell zu leichten Verhaltensänderungen des Säuglings: In den ersten Stunden nach der Einnahme nimmt das Kind weniger Milch zu sich, gleicht dies einige Stunden später jedoch durch eine erhöhte Trinkfrequenz wieder aus. In einigen Fällen sind die Kinder insgesamt etwas unruhiger und gereizter.

Kurzum: In sehr kleinen Mengen ist Alkohol in der Stillzeit zwar vertretbar, nach der Einnahme ist jedoch eine Stillpause von etwa zweieinhalb Stunden einzuhalten. Größere Mengen an Alkohol sollten in der Stillzeit ebenso vermieden werden wie chronischer, regelmäßiger Alkoholkonsum. Und: Unter dem Einfluss von Alkohol sollte aus Sicherheitsgründen nicht neben einem Baby geschlafen werden.

Bitte kein Alkohol in der Stillzeit

Auch das Netzwerk "Gesund ins Leben" rät ausdrücklich von Alkohol in der Stillzeit ab. Die Gründe:

  • Ein Teil des konsumierten Alkohols geht ins Blut und auch in die Muttermilch über. 
  • Die Leber von Säuglingen ist noch nicht voll ausgereift, daher wird der Alkohol langsamer abgebaut und verbleibt länger im Körper.
  • Schon eine moderate Menge Alkohol kann den Schlaf-Wach-Rhythmus des Babys beeinflussen. 
  • Suchreflex und Saugen können sich verlangsamen.
  • Die Datenlage zu Langzeitfolgen von Alkoholaufnahme über die Muttermilch ist noch unklar.
  • Alkohol hat auch Einfluss auf die mütterlichen Hormone. Je nach Menge des konsumierten Alkohols wird anschließend weniger Oxytocin ausgeschüttet und dadurch der Milchspendereflex verzögert, sodass insgesamt weniger Milch produziert wird.

Quelle: gesund-ins-leben.de

Kann Sekt die Milchbildung anregen? 

Der einzige Aspekt, der an dem Mythos stimmt: Eine entspannte und positive Stimmung hilft tatsächlich, um Muttermilch zu produzieren. Und wer ein Gläschen Alkohol trinkt, fühlt sich im ersten Moment vielleicht etwas lockerer. Die Milchbildung wird positiv durch die Ausschüttung von Prolaktin und Oxytocin beeinflusst. Oxytocin wird durch positive, wohlige Gefühle und Gedanken ausgeschüttet, die Ausschüttung von Prolaktin geschieht durch das Stillen selbst. Um die Milchproduktion zu erhöhen, sollte die Mama also versuchen, sich entspannt und gut zu fühlen – am besten aber ohne Alkohol!

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