
Ob Stillen in der Öffentlichkeit, bei Freunden oder der Familie oder in den eigenen vier Wänden, die Zeit des Stillens habe ich sehr geliebt. Ich habe mich mit meinem Kind sehr verbunden gefühlt. Die einzigartigen Blicke zwischen uns während des Stillens gespürt. Und meiner Tochter, wann immer sie wollte, meine Brust gegeben. Umso schwieriger war für mich der Gedanke des Abstillens. Natürlich wusste ich, dass der Moment irgendwann einmal kommen wird, aber ich war mir auch sicher, gerade weil sie das Trinken an der Brust so liebte, dass es bestimmt nicht heute sein wird und wir irgendwann "zusammen" entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt zum Abstillen da ist.
Der Tag des Abstillens ist gekommen
So vergingen knapp 13 Monate mit meiner kleinen Tochter. Wir hatten viele innige Momente während des Stillens, aber natürlich auch anstrengende Phasen, die einfach dazu gehören. Am Tag des Abstillens hatte sie außergewöhnlich viel Hunger. Sie wollte beinahe andauernd an meine Brust. Auch nachts. So weckte sie mich mehrmals in dieser Nacht, obwohl sie das eigentlich schon lange nicht mehr tat. Es kam mir komisch vor. Ich, noch im halbschlafenden und inzwischen erschöpften Zustand, stillte sie und hätte es am liebsten noch viele weitere Male getan. Und trotz Müdigkeit und Anstrengung ganz anders genossen ... denn das war das letzte Mal, mein letztes Mal Stillen.
... oder doch nicht?
Am nächsten Tag zog meine Kleine meinen Negligé-Träger wie selbstverständlich herunter, schaute meine Brust an, leckte einmal an meiner Brustwarze, schüttelte dann den Kopf und zog meinen Träger wieder hoch. Das tat sie an diesem und den darauffolgenden Tagen öfter. Anschließend stand sie auf und ging zu ihrem Trinkbecher, um Wasser zu trinken. Das tat sie dann täglich - und irgendwie war ich stolz darauf, wie groß sie schon ist.
Die Gefühle nach dem Abstillen
Der erste Tag danach war schrecklich für mich. Alles fühlte sich so ungewohnt und neu an. Wurde ich gestern noch gebraucht, hatte ich heute schon das Gefühl, dass es nicht mehr so war. So als wäre mein Kleinkind über Nacht groß geworden. Trotz, dass sie weiterhin eine kleine Kuschelmaus war, fühlte ich mich ihr gegenüber nicht mehr so nah, nicht mehr so verbunden wie einst. Ein komisches Gefühl!
Ich sah andere stillende Mütter und freute mich für sie, gleichzeitig wurde ich aber total traurig. Meine Gefühle überrannten mich – ständig! Hinzu kamen noch der hormonbedingte Haarausfall und die Pickel. Sowohl innerlich als auch äußerlich fühlte ich mich nicht mehr schön.
Es dauerte einige Zeit, bis ich mich wieder in meiner Haut wohl fühlte und ich mich an die neue Situation gewöhnt hatte. Wir Menschen lieben schließlich Gewohnheiten und die können schnell mal von Veränderungen durcheinander gebracht werden. Doch kommt Zeit, kommt Rat!
Die Gedanken und Erinnerungen an diese wunderschönen Stillmomente haben mein Mann und ich teils via Fotos festgehalten. Außerdem trage ich eine Kette, die keine gewöhnliche Kette ist, sondern eine Muttermilchkette, die mich an diese schöne Zeit erinnern soll. Damit ist das Stillen fern und doch oft noch so nah!