Wenn Babys die Brust verschmähen

Saugverwirrung - was tun?

Die Stillbeziehung zwischen Mama und Kind muss sich in den ersten Wochen noch festigen. Kommen Fläschchen und Schnuller zu schnell zum Einsatz, droht eine Saugverwirrung.

Gerade in den ersten Wochen nach der Geburt kann es beim Baby zu einer Saugverwirrung kommen.© Foto: Getty Images
Gerade in den ersten Wochen nach der Geburt kann es beim Baby zu einer Saugverwirrung kommen.

Babys kommen mit einem angeborenen Saugreflex auf die Welt. Sprich, sie wissen ganz genau, wie sie an der Brustwarze andocken müssen. Was so leicht klingt, ist in Wahrheit eine ziemlich komplexe Angelegenheit. Denn Babys saugen nicht einfach an der Brust. Damit die Milch fließt, muss das Kleine mit weit geöffnetem Mund die Brustwarze und den Warzenvorhof umfassen. Lippen und Gaumen lassen dann ein Vakuum entstehen, die Zunge macht eine wellenförmige Bewegung. Babys beherrschen diese Technik direkt nach der Geburt, da sie angeboren ist. Nach ein paar Wochen verschwindet der Reflex – das Baby hat durch das häufige Anlegen gelernt, wie es Milch aus Mamas Brust bekommt.

Was ist eine Saugverwirrung?

Leider ist dieser Lernprozess in den ersten Wochen noch sehr empfindlich und kann durch äußere Einflüsse gestört werden. Allen voran durch Schnuller oder Flaschensauger. Trinkt das Baby Milch aus der Flasche, muss es dafür kaum etwas tun: kein Vakuum aufbauen, nicht kräftig saugen, die Brust nicht mit den Lippen umschließen. Der Sauger liegt einfach im Mund und die Milch läuft. Hat das Baby in den ersten Wochen das Trinken an der Brust noch nicht vollständig verinnerlicht, wird es durch diese unterschiedlichen Techniken verwirrt. Daher spricht man auch von einer Saugverwirrung. Soll das Baby nun gestillt werden, fließt die Milch nicht mehr so gut oder vielleicht gar nicht mehr. Das hungrige Kleine reagiert unzufrieden, fängt an zu weinen und verweigert die Brust. Es hat gelernt, dass es aus dem Fläschchen viel schneller und einfacher satt werden kann und fordert dieses nun ein.

Was tun bei Saugverwirrung?

Die gute Nachricht: Eine Saugverwirrung lässt sich häufig überwinden, meistens braucht es dafür aber viel Geduld. Und diese Tipps:

  • Leg dein Baby am besten im Halbschlaf an. So kannst du es ein wenig überrumpeln. Ist dein Baby hellwach und hat großen Hunger, ist es vermutlich nicht so kompromissbereit.
  • Löse den Milchspendereflex vor dem vor dem Anlegen manuell aus, entweder in dem du ein wenig Milch abpumpst oder deine Brust mit der Hand ausstreichst. So kommt dein Baby schneller zum Trinken und hat gleich ein Erfolgserlebnis.
  • Wähle eine Stillposition, in dem dein Baby die Brust besonders gut mit seinen Lippen greifen kann. Achte darauf, dass es wirklich die ganze Brustwarze und den Vorhof in den Mund nimmt. Nur so kann die Milch fließen.
  • Du kannst deinem Baby beim Vakuum helfen, in dem du deine Brustwarze mit dem sogenannten C-Griff anbietest. Dafür nimmst du die Brustwarze und den Vorhof zwischen Daumen und Zeigefinger und schiebst sie deinem Baby in den Mund. So kann es die Brust mit den Lippen besser greifen und festhalten.
  • Manchmal können auch Stillhütchen helfen, da sie es dem Baby ebenfalls erleichtern, die Brust zu erfassen. Wenn das Stillen wieder rund läuft, solltest du versuchen, sie wieder wegzulassen.
  • Verzichte möglichst auf Schnuller und Fläschchen, wenn dein Baby an einer Saugverwirrung leidet. Es soll sich voll und ganz auf das Trinken an der Brust und die dazugehörige Technik konzentrieren können.

Kann man eine Saugverwirrung vermeiden?

Es kann vorkommen, dass Babys ihren Saugreflex bereits im Mutterleib verlernt haben, weil sie ständig am Daumen oder einem Finger genuckelt haben. Das kommt jedoch sehr selten vor. Am häufigsten tritt die Saugverwirrung in den ersten sechs bis acht Lebenswochen auf, wenn die Stillbeziehung zwischen Mama und Kind noch nicht richtig gefestigt ist. Experten raten daher auch, in den ersten acht Wochen auf Schnuller und wenn möglich auch auf Fläschchen zu verzichten. Wenn es nicht anders geht, solltest du diese Alternativen in Betracht ziehen:

  • Bei der Fingerfeeding-Methode wird die Muttermilch in eine kleine Spritze aufgezogen, über deren Ende ein weicher Silikonaufsatz gezogen wird. Nun darf das Baby am Finger von Mama oder Papa saugen und bekommt parallel mit der Spritze ganz langsam Milch in den Mund gedrückt. So wird das natürliche Saugbedürfnis befriedigt und der Hunger gestillt. Da diese Art des Trinkens nichts mit der Technik beim Stillen gemein hat, soll keine Gefahr der Saugverwirrung entstehen.
  • Eine andere Methode abgepumpte Muttermilch zu verabreichen, ist die Benutzung eines weichen Silkonbechers. Babys können daraus noch nicht richtig trinken, vielmehr schlecken sie die Milch mit der Zunge daraus, fast wie ein Kätzchen.
  • Viele Hersteller haben mittlerweile Trinksauger in Brustwarzenform im Programm oder Sauger, bei denen das Baby erst ein Vakuum aufbauen muss, damit die Milch fließt, z. B. der "Calma"-Sauger von Medela). Auch so soll einer Saugverwirrung vorgebeugt werden.
  • Falls du in den ersten sechs bis acht Wochen bereits einen Schnuller verwenden möchtest, setze diesen bitte so sparsam wie möglich ein.

An welchen Anzeichen kann man eine Saugverwirrung erkennen?

Es gibt ein paar Symptome, bei denen du aufhorchen solltest. Manchmal können sie auch bei anderen Stillproblemen auftreten – so oder so, solltest du am besten mit deiner Hebamme darüber sprechen. Wenn du keine hast, kannst du auch eine Stillberaterin aufsuchen oder dir Hilfe bei Stilltreffen suchen.

  • Dein Baby weint und schreit, wenn du es anlegen willst. Man sagt auch, dass das Baby in einen "Bruststreik" tritt. Es will vehement nicht mehr an die Brust.
  • Dein Baby lässt sich anlegen, hört aber nach kurzer Zeit auf zu trinken und ist frustriert (wahrscheinlich weil keine Milch fließt).
  • Dein Baby ist beim Stillen sehr unruhig. Es merkt, dass es nicht richtig satt wird, obwohl es sich darum bemüht.
  • Dein Baby nuckelt nur an der Brust. Die Milch beginnt nicht zu fließen. Du kannst keine Schluckgeräusche hören, stattdessen eher ein Schmatzen.
  • Dein Baby schafft es nicht, die Brustwarze richtig zu greifen oder verliert sie beim Trinken ständig.
  • Wenn dein Baby saugt, bekommt es an der Seite Grübchen – so als würde es an einem Strohhalm saugen.
  • Deine Brust fühlt sich nach dem Stillen immer noch voll und hart an.
  • Deine Brüste spannen stark. Du hast mit Milchstau und Brustentzündungen zu kämpfen.
  • Deine Brustwarzen sind wund, vielleicht sogar blutig.

Wenn sich die Saugverwirrung nicht überwinden lässt ...

Viele Mamas wünschen sich, dass sie ihr Baby stillen können. Wenn es dann nicht klappt, ist die Enttäuschung meistens sehr groß. Mach dir klar, dass dein Baby nur die Brust ablehnt, nicht aber dich! Es hat beim Trinken einfach nur gelernt,  dass es einen weniger anstrengenden Weg gibt, an die Muttermilch zu kommen. Nicht immer lässt sich eine Saugverwirrung beheben. Das ist schwer zu akzeptieren. Aber auch beim Fläschengeben kannst du deinem Baby ganz nahe sein und ihm die Liebe und Geborgenheit geben, die es braucht.

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