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Familientherapeutin und Buchautorin Maren Tromm sieht klare Gründe dafür, warum Kinder in der Adventszeit öfter ausrasten. Welche das sind, lest ihr hier.
Das hattet ihr euch ganz anders vorgestellt
Es ist Sonntagmorgen, der zweite Advent. Eigentlich wolltet ihr den Tag friedlich beginnen, doch direkt nach dem Aufstehen streiten sich die Kinder lautstark darum, wer als Erstes das Türchen im Adventskalender öffnen darf. Ihr seid genervt, und einem von euch beiden platzt der Kragen: "Immer dieses Gezanke! Dann gibt es nächstes Jahr eben keinen Adventskalender!" Ein Kind heult los, das andere wirft mit einem Ball. Und dabei brennt am Adventskranz doch die zweite Kerze. Warum nur ist alles so anstrengend? Das hatte man sich doch ganz anders vorgestellt!
5 Gründe, warum Kinder in der Advents- und Weihnachtszeit weniger hören und sich öfter "daneben benehmen"
Doch es lohnt sich, genauer hinzuschauen. Denn das Verhalten hat seine Gründe:
- Der Adventsstress trifft nicht nur uns Eltern: Während Plätzchen backen, Geschenke basteln und Weihnachtsfeiern unsere To-do-Listen füllen, sind auch Kinder in dieser Zeit enorm gefordert. Überraschungen stehen an jeder Ecke, der Alltag ist unvorhersehbarer, und die Erwartungen steigen – sowohl unsere an die Kinder als auch ihre eigenen an sich selbst. Kinder spüren unsere Unruhe, selbst wenn wir versuchen, gelassen zu wirken. Sie nehmen die Anspannung wahr, und das verstärkt ihre eigene.
- Die Magie der Erwartung – und ihr Druck: Die Vorfreude auf Weihnachten ist riesig, aber mit ihr kommt auch Unsicherheit: "Was bekomme ich?", "War ich überhaupt brav genug?" Diese unausgesprochenen Fragen setzen Kinder unter Druck. Gerade wenn in Familien das "Bravsein" im Zusammenhang mit Weihnachten thematisiert wird, spüren Kinder eine zusätzliche Belastung, die sie oft nicht einordnen können.
- Die Reizüberflutung: Blinkende Lichterketten, Weihnachtsmusik und der Duft von Lebkuchen – was uns als Erwachsene festlich vorkommt, kann Kinder schlicht überfordern. Jüngere Kinder können die vielen Eindrücke oft nicht verarbeiten und drücken ihre Überforderung mit "auffälligem Verhalten" aus – sei es durch Weinen, Wutanfälle oder Trotz.
- Zu viele offene Aufgaben – wie bei einem überlasteten Computer: Kinder sind wie ein Computer, der zu viele Tabs offen hat. Weihnachtsfeiern, Theaterproben, Besuche bei Oma und Opa – all das drängt sich in den ohnehin schon vollen Alltag. Wenn es zu viel wird, kommt es zum Systemabsturz. Der äußert sich dann in scheinbarem Ungehorsam oder Streit.
- Unrealistische Erwartungen der Erwachsenen: Oft haben wir Eltern ein Bild von der perfekten Weihnachtszeit im Kopf. Friedlich, harmonisch, voller Lichterglanz. Doch die Realität sieht anders aus. Unsere Erwartungen an die Kinder sind oft zu hoch – sei es beim Benehmen, bei Geschenken oder beim Mitmachen bei Weihnachtsritualen.
Dass Druck und Erpressung kein probates Mittel zur Kindererziehung ist, seht ihr hier in einem Statement vom Nikolaus persönlich:
Verständnis und Empathie
Mit diesem Wissen im Hinterkopf könnt ihr gemeinsam versuchen, Reizüberforderung zu minimieren. Scheut euch nicht, den ein oder anderen Termin abzusagen (oder am besten gar nicht erst zuzusagen), vor allem, wenn ihr merkt, dass es euch selbst oder den Kindern zu viel wird. Geht verständnisvoll und mitfühlend miteinander um. Es ist extrem viel gewonnen, wenn ihr es in der Familie schafft, an einem Strang zu ziehen, statt den eigenen Frust aneinander auszulassen.



Maren Tromm ist Einzel-, Paar-, und Familientherapeutin, Erziehungsberaterin, dipl. Psychosoziale Beraterin, Autorin, Speakerin und Podcasterin. Sie lebt und arbeitet in Wettingen in der Schweiz. Mehr erfahrt ihr auf ihrer Website elternschatzkiste.ch oder in ihrem Buch "Schluss mit Schimpfen für Dummies".