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Ich habe drei Jungs im Alter von zwei bis vier. Ihr könnt euch vorstellen, wie häufig ich schon diese bekannten Schrecksekunden durchleben musste. "Wo ist er? Eben war er doch noch bei der Schaukel! Mein Kind ist weg! Weg!!!" Um dann laut aufzuatmen, weil – tada! – ein kleiner Entdecker aus dem Gebüsch hüpft und aufgeregt quiekt: "Mama, hab mich versteheckt!"
Ganz ehrlich: Meine zweijährigen Zwillinge haben noch keinen blassen Schimmer, was Gefahr wirklich bedeutet. Keine Sekunde würde ich sie aus den Augen lassen, wenn wir zum Beispiel draußen mit den Laufrädern unterwegs sind oder an unbekannten Orten mit vielen Menschen. Und auch wenn ich meinem bald fünfjährigen Sohn schon viel mehr zutraue, kann er natürlich noch nicht mit absoluter Sicherheit durch Verkehr und Menschenmassen jonglieren. Schon gar nicht allein! Ich gebe zu, es gab Tage, da bin ich nicht aus dem Haus gegangen, weil ich es mir allein einfach nicht zugetraut habe, auf drei Kleinkinder gleichzeitig aufzupassen. Heute bin ich zwar mutiger, aber die Jungs sind auch flinker und beweglicher. Zum Glück musste ich noch nie länger als schätzungsweise eine Minute suchen. Aber diese 60 Sekunden können sich verdammt ewig anfühlen. Das können alle Mamas und Papas unterschreiben. Deshalb habe ich vor allem mit meinem Großen ein paar grundsätzliche Regeln besprochen. Rat habe ich mir für diesen Artikel bei Daniel Ritterskamp von der Polizeipressestelle Hamburg geholt.
Das hilft vorab:
- An unübersichtlichen Orten mit vielen Menschen kann ein Treffpunkt vereinbart werden, falls Kind und Eltern sich verlieren.
- Ein Armband mit der Handynummer von Mama oder Papa* kann auf Ausflügen sehr beruhigend wirken. Alternativ einfach die Nummer auf den Handrücken des Kindes schreiben. Schulmädchen und -jungen sollten die wichtigste Telefonnummer auswendig lernen.
- Eine Trillerpfeife in der Jackentasche kann eine SOS-Möglichkeit für Kids sein, um im Ernstfall Aufmerksamkeit zu erzielen.
Klare Regeln für Kinder
Kinder sollten auch auf ernste Situationen vorbereitet werden. Beginnt, schon im Kleinkindalter die Gefahr von Autos und Straßenverkehr deutlich zu machen. Im Vorschulalter sollte auch der Umgang mit Fremden ein Thema werden. Wenn Kinder verloren gehen, dann sollte Folgendes klar sein:
- Wenn du mich nicht mehr siehst, dann bleibst du stehen und wartest auf mich. Und rufst so laut du kannst nach mir!
- Nicht immer sind Menschen nett zu Kindern. Deshalb ist es wichtig, auf deinen Bauch zu hören, deinen eigenen Gefühlen zu vertrauen. Halte Abstand von dir eigenartig vorkommenden Personen. Du musst keine Fragen von Fremden beantworten, das können (andere) Erwachsene machen.
- Auch Kinder dürfen und müssen NEIN! sagen.
- Klare Absprache über den Heimweg und Uhrzeiten, wenn das Kind im Grundschulalter schon allein unterwegs ist.
"Dabei sollten die Wahrnehmungen der Kinder ernst genommen werden und realistische Einschätzungen trainiert werden, aber bitte ohne Ängste zu schüren. Geschichten vom 'bösen schwarzen Mann' sind hier eindeutig kontraproduktiv!", erklärt uns der Polizist Daniel Ritterskamp.
Für Eltern gilt:
- Zuallerst: Versucht, ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen!
- Ihr kennt euer Kind am besten. Überlegt genau: Wo könnte es hingelaufen sein?
- Ruft laut nach eurem Sohn oder eurer Tochter – und zwar sofort! Keine falsche Scheu. Es hilft auch, euer Kind kurz und eindeutig zu beschreiben: "Hilfe! Ich suche meinen vier Jahre alten Sohn Tom. Er trägt eine dunkelblaue Jacke und eine rote Mütze."
- Bindet viele Menschen um euch herum ein. So kann eine Gruppendynamik entstehen, die es ermöglicht, Kinder schneller zu finden. In Südamerika ist es üblich, dass die Menschen laut klatschen und den betroffenen Namen rufen, wenn jemand am Strand verloren geht.
Ab wann sollte ich die Polizei rufen?
Ab welchem Zeitpunkt die Polizei gerufen werden sollte, kann man nicht pauschal beantworten. "So ist das kurzfristige Fernbleiben eines 13-jährigen Kindes sicherlich anders zu beurteilen als das eines vierjährigen", bestätigt uns Daniel Ritterskamp. "Bei älteren Kindern kann es angeraten sein, bei Freunden, Nachbarn, anderen Eltern oder bekannten Anlaufadressen telefonisch nachzufragen, ob sich dort das Kind aufhält. Dennoch sollten die Eltern in allen Fällen nicht lange zögern und frühzeitig und insbesondere bei Kleinkindern unverzüglich die Polizei verständigen, wenn sie nicht wissen, wo sich ihr Kind aufhält oder andere eigene 'Suchmaßnahmen' keinen Erfolg erbrachten." Viel befahrene Verkehrssituationen oder Gewässer in der unmittelbaren Nähe erfordern zum Beispiel ein sehr viel schnelleres Handeln als sichere Spielplätze oder die gewohnte Nachbarschaft.
Wichtig: Falls ihr befürchtet, euer Kind könnte in ein fremdes Auto gestiegen sein, bitte keine eigenen unüberlegten Fahndungsaufrufe über Social Media posten, womöglich mit Beschreibung des Fahrzeuges, Angabe eines Kennzeichens oder der Beschreibung des vermeintlichen Täters. Dies kann bei falscher Verdächtigung sogar zu einer umgekehrten Strafverfolgung führen. "Alle Angaben und Hinweise sollten direkt an die Polizei gegeben werden, sodass diese in die Ermittlungen einfließen können", so die Polizei-Pressestelle.
Beruhigend: Die allermeisten Kinder finden direkt wieder zurück!
In jedem Fall, auch wenn es schwerfällt, bleibt bitte möglichst ruhig. Panik ist nie hilfreich. Nur wenn der Kopf frei ist, könnt ihr euch auf die Suche nach eurem Kind konzentrieren und gegebenenfalls Fragen von Passanten oder der Polizei umfassend beantworten.
Aber so weit sollte es in den allermeisten Fällen nicht kommen: "Zum Glück findet die überwiegende Anzahl der Kinder in kurzer Zeit selbst wieder zurück oder sie werden heil aufgefunden", beruhigt uns der Polizeisprecher. Auch wenn wir Eltern in größter Sorge waren, erinnert er uns daran, bei der Rückkehr des Kindes nicht mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen zu reagieren. "Zeigen Sie Ihre Erleichterung und Freude und sprechen Sie dann über das Erlebte. Hören Sie Ihrem Kind zu und gehen noch einmal in Ruhe die vorher aufgestellten Regeln durch. Machen Sie Ihrem Kind deutlich, warum diese Regeln aufgestellt wurden, sodass Ihr Kind Ihre Gründe nachvollziehen kann. Es ist wenig hilfreich, wenn diese Regeln als Schikane oder Begrenzung der Freiheit angesehen werden und Widerstand provozieren, vielmehr sollte Ihr Bemühen um Fürsorge erkennbar sein."
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