
Eine Packung mit kleinen, bunten Pillen, die fast so aussehen wie Bonbons – einfach so in Omas Handtasche. Kleine Kinder sind kaum in der Lage zu unterscheiden, ob sie gerade harmlose Süßigkeiten entdeckt haben – oder womöglich starke Medikamente.
Das "Oma-Handtaschen-Syndrom" kursiert bei Social Media
Es ist eine Gefahr, die viele Erwachsene gar nicht auf dem Schirm haben: die Pillen und Tabletten, die Großeltern oftmals frei zugänglich aufbewahren. Dabei ist das Phänomen so häufig, dass es im Englischen bereites einen eigenen Namen hat: das "Granny Purse Syndrome" – zu deutsch: "Oma-Handtaschen-Syndrom".
Bei Social Media macht dieser Begriff gerade die Runde. Die Kinderärztin Meghan Martin erklärt, was dahintersteckt: Es geht darum, dass kleine Kinder an die ungesicherten Medikamente ihrer Großeltern gelangen – die sie ungesichert in der Handtasche mit sich herumtragen.
Bei kleinen Kindern ist die Gefahr groß, dass sie sich die Pillen in den Mund stecken, weil sie denken, es wäre ein Bonbon oder einfach nur neugierig sind.
Wir erklären, wie Eltern verhindern können, dass ihre Kinder an die Medikamente der Großeltern gelangen und was zu tun ist, falls doch mal etwas passiert.
Welche Gefahren in Omas Handtasche lauern
Die genaue Zahl der Fälle, in denen Kinder versehentlich die Medikamente ihrer Großeltern einnehmen, ist nicht bekannt. Fest steht: Es geschieht häufig.
Kinderarzt Todd Zimmerman erklärt gegenüber "parents.com": "In der Notaufnahme sehen wir oft Kinder, die an die Medikamente ihrer Großeltern gelangt sind."
Das Risiko ist besonders hoch, da bei Großeltern oft keine Kinder im Haus leben und sie deshalb ihre Medikamente nicht sicher aufbewahren – sie müssen schlicht nicht so sehr auf der Hut sein wie Eltern kleiner Kinder. Wenn dann die Enkel zu Besuch kommen, kann es passieren, das Pillen gut zugänglich herumliegen – zum Beispiel in der Handtasche.
Ein weiteres Problem ist, dass Großeltern oft Medikamente nehmen müssen, die für kleine Kinder gefährlich sein können. "Wir sehen häufig, dass Kinder Blutdruckmedikamente oder Schmerzmittel einnehmen", so der Kinderarzt.
Schon die Einnahme einer einzigen Tablette mancher Medikamente kann zu ernsten Problemen führen.
So schützen Eltern ihre Kinder
Die folgenden Tipps zeigen, wie man Medikamente sicher aufbewahren kann, besonders wenn man unterwegs ist.
- Medikamente außer Reichweite aufbewahren: Auf Reisen sollten Medikamente nicht einfach im Koffer oder in der Handtasche aufbewahrt werden, sondern immer außer Reichweite der Kinder.
- Kindersichere Verpackungen nutzen: So wird verhindert, dass ein kleines Kind versehentlich an die Medikamente gelangt. Gerade bunte Pillen können Kinder schnell mit Süßigkeiten verwechseln.
- Boden und Oberflächen überprüfen: Besonders für Besuche bei den Großeltern gilt: Gründlich kontrollieren, ob irgendwo Pillen liegen.
- Großeltern an die Sicherheitsmaßnahmen erinnern: Es ist ratsam, den Großeltern vorher zu sagen, dass ihre Medikamente in kindersicheren Flaschen und am besten in einem verschlossenen Schrank aufbewahrt werden sollten.
Was tun, wenn ein Kind ein Medikament verschluckt?
Wenn Eltern den Verdacht haben, dass ihr Kind ein Medikament eingenommen hat, sofort den Arzt aufsuchen oder die Giftnotrufzentrale anrufen.
Außerdem sollten sie versuchen, den Namen und die Stärke des Medikaments herauszufinden sowie die eingenommene Menge. Diese Informationen können bei der Behandlung helfen.
Sinnvoll ist auch, eine Liste aller sich im Haushalt befindlichen Arzneimittel zu führen.
Folgende Warnsignale können auftreten, wenn Kinder versehentlich Medikamente eingenommen haben:
- Magen-Darm-Symptome: Übelkeit oder Erbrechen.
- Verwirrung: Unsicherheit, Lethargie oder übermäßige Schläfrigkeit.
- Krampfanfälle: In diesem Fall das Kind auf die Seite drehen, bis der Krankenwagen da ist.
- Atemprobleme: Bei fehlendem Puls mit der Herzdruckmassage beginnen, bis Hilfe eintrifft.
Am besten ist es natürlich, solche Notfälle zu vermeiden. Daher rät Todd Zimmerman, proaktiv zu sein und ein offenes Gespräch mit den Großeltern zu führen: "Macht ihnen klar, dass ihr einfach besonders vorsichtig sein wollt."