
Die Zeit der Erkältungen geht wieder los! Der erste Kita-Schnööf zieht ein. Spätestens, wenn das Fieber ausbricht oder die Magen-Darm-Viren sich häuslich einrichten, müssen wir die ersten Kinderkankentage einreichen. Aber wer sind eigentlich wir? Die aktuellsten Zahlen der beiden größten Krankenkassen Deutschlands belegen eindeutig: Mütter sind im Krankheitsfall viel häufiger mit ihren Kindern zu Hause als Väter. Aber warum muss eigentlich fast immer Mama ran?
Bei der Techniker Krankenkasse, der größten deutschen Krankenkasse, liefen im letzten Jahr (2023) 605.000 Anträge auf Kinderkrankengeld ein. Rund 70 Prozent davon wurden von, Überraschung!, Müttern beantragt. Die Geschlechterverteilung unter den Antragstellerinnen und Antragstellern bliebe, laut TK, seit Jahren konstant. Kein deutlicher Anstieg also bei den Müttern. Aber eben auch kein Abstieg, der schließlich bedeuten würde: Gleichberechtigung. Gleichberechtigung beim Thema Care-Arbeit.
Auch bei der Barmer Ersatzkasse, der zweitgrößten Krankenkasse Deutschlands, sieht es ähnlich aus. Hier beantragten im letzten Jahr Frauen dreimal häufiger als Männer Kinderkrankengeld. In konkreten Zahlen ausgedrückt heißt das: 292.962 entsprechende Anträge von Müttern. 104.259 Anträge von Vätern.
Wir verteilen die Aufgaben rund um Erziehung und Haushalt offensichtlich immer noch nicht fair auf die Schultern beider Elternteile. Wie selbstverständlich bleibt Mami mit den Kleinen zuhause, während Papi bei der Arbeit unersetzlich scheint.
Gleichberechtigung sollte nicht beim Kinderkrankengeld aufhören!
Jetzt gibt es sicherlich Mütter, die sich verteidigen: "Aber ich will doch bei meinem Kind sein, wenn es krank ist!" Ja, das sollte natürlich auch die Freiheit eines jeden Individuums bleiben. Zur ganzen Wahrheit gehört aber trotzdem, dass dieses Ungleichgewicht nicht nur mehr Belastung bei Müttern, mentaler und körperlicher Art, bedeutet. Es sorgt auch für weniger Geld am Ende des Monats. Und es begünstigt sicherlich auch, dass Männern langfristig in bestimmten Branchen und Jobs immer noch der Vortritt gewährt wird, inklusive besserer Position und höherer Gehaltsstufe – wohl auch aus Angst vor Mami, die sich allzu oft bedingt durch Kleinkind-Krankheiten im Büro abmelden könnte. Ein Teufelskreis!
Wäre es nicht wünschenswert, dass es bei Arbeitgebern genauso akzeptiert ist, dass sich Väter kindkrank melden, weil in der Kita gerade die Scharlachwelle ausgebrochen ist!? Dass Väter den ach so wichtigen Meeting-Tag sausen zu lassen, weil Mini mit 40 Grad Fieber ganz viel Papa-Nähe braucht!? Und dass Mütter währenddessen das Job-Projekt durchzuziehen – ohne schlechtes Gewissen, weil sie das fiebrige Kind sicher zuhause betreut wissen.