Erholung? Von wegen!

Warum Ferien für viele Eltern Stress bedeuten

Nix mit Langeweile und Entspannung, ein Teil der Ferien bedeutet für unsere Autorin vor allem eins: Stress, To-do-Listen und schlecht gelaunte Kinder. Das geht nicht nur ihr so. Viele Eltern empfinden durch Ferienzeiten vermehrt Stress.

Schlecht gelauntes Kind sitzt auf Koffer, Mutter steht daneben.© Getty Images/Hill Creek Pictures
Miese Stimmung zu Hause – die letzte Ferienwoche bedeutet oft keine Erholung.

Weniger Urlaubstage als Ferien: Stress für Eltern

  • Eine Studie der International Workplace Group in England hat ergeben, dass fast zwei Drittel (61 Prozent) der Eltern Schulferien als stressig empfinden. Es ist anzunehmen, dass das hierzulande nicht anders aussieht.
  • Die Hälfte der Eltern (49 Prozent) nutzt ihren jährlichen Urlaub für die Betreuung ihrer Kinder.
  • Im Hinblick auf die Osterferien lindert die weit verbreitete Einführung von Hybridarbeit, also die Möglichkeit, neben dem Büro auch von zu Hause aus zu arbeiten, immerhin den durch die Schulferien verursachten Stress.
  • Mehr als drei Viertel (78 Prozent) der berufstätigen Eltern gaben an, dass sie nach Möglichkeit einen Arbeitsplatz in ihrer Nähe nutzen würden, um den Feriendruck zu mindern. 

Dreifachmama klagt: "Die letzte Ferienwoche ist die schlimmste!"

"Die unbeschwerte Ferienzeit mit den Kindern ist so schön, weil sie uns allen einfach guttut!" Wie oft haben andere Eltern mir diesen Satz schon mitgegeben, bevor wir uns gegenseitig in die Ferien verabschiedet haben. Ich konnte mit diesem Hinweis immer wenig anfangen, denn die wirklich notwendigen Auszeiten mit meinen Kindern liefen selten so wie geplant. Eigentlich hat immer jemand von den Dreien oder ich schlechte Laune. Weil das Wetter zu warm oder zu kalt ist, um das vorher geplante Ferienprogramm durchzuziehen, weil ich doch ungeplant noch irgendwas erledigen musste oder weil einfach auch mal schlechte Laune herrscht. Total normal, in keiner Familie ist immer eitel Sonnenschein. Meine Erfahrung mit drei Kindern zeigt über die Jahre aber auch: In der letzten Ferienwoche potenziert sich jedes Streitthema.

"Maaaama, langweilig!"

Denn irgendwie haben die Kinder immer erst in dieser Woche verstanden, dass nichts tun eigentlich doch richtig viel Spaß macht. Dass tägliche Runden zum Spielplatz um die Ecke vollkommen ausreichend sind, den ganzen Tag Apfelschnitze, Blaubeeren und Knäckebrot mümmeln auch irgendwie satt macht und die Bibliothek einfach ein supertoller Ort ist, in dem man ohne in den Urlaub zu fahren ganz schön viele Abenteuer erleben kann. Also all das, was ich seit Beginn der Ferien predige und bei dem nicht mal der Zweijährige, dessen Heldin ich sonst bin, mir glaubte. Wochenlang hörte ich mir Gemaule und Gemecker und "Mama langweilig" an. Nie waren sie mit einfach nichts tun zufrieden.

Dabei wissen wir alle: Aus Langeweile ergeben sich die besten Ideen. Unterbrochen wurden diese nervigen Kommentare nur von zwei Wochen "Ich will aber noch nicht schlafen gehen" im Urlaub. Diesmal hatten wir diesen, in der Rückschau zugegeben etwas ungünstig, so gelegt, dass die allerletzte Ferienwoche, bevor Schule und Kita wieder starten, unsere Urlaub-zu-Hause-Woche war. Und so kam eins zum anderen.

Die letzte Ferienwoche ist doof

Die Kinder vermissten den Urlaubsort und den Input dort, ich starrte auf unfassbar große Wäscheberge und gefühlte 1000 Dinge, die vom Koffer wieder an ihren Platz geräumt werden wollten. Die Schulbedarfsliste musste auch abgearbeitet werden und um die vor Wochen in den Brotdosen vergessenen Brote hülle ich den Mantel des Schweigens. Während die Kinder also von Tag zu Tag mehr in ihren (von mir von Anfang an gewünschten) Chillmodus kamen und nichts mehr tun wollten als ausruhen, wurde ich immer genervter, meine To-do-Liste immer länger. Denn Eltern haben ja selten echte Langeweile-Ferien, den allermeisten fällt ja doch immer ein, was sie alles noch nicht gemacht haben. Diese letzte Ferienwoche war ein einziges "Verdammt, ich muss doch noch ..." für mich.

Nie wieder heim

Das Wochenende vor dem Kita- und Schulstart war schlimm, weil meinen Kindern dämmerte: Die süße Freiheit ist vorbei. Plötzlich flossen Tränen, weil sie die Zeit ja gar nicht richtig genutzt hätten. Seit 2019 haben wir eine Tradition: Am letzten Ferientag drehen wir "Nie wieder heim" von Sven van Thom ganz laut auf, denken an die schönsten Momente der vergangenen Wochen und verabschieden die Ferienzeit. Dabei werden wir dann in aller Regel alle melancholisch und glücklich über die gemeinsame Zeit. Und dann geht’s auch mit der Mauligkeit übers Ferienende. Und insgeheim freue ich mich dann meist, dass ich auch die letzte Ferienwoche hinter mich gebracht habe und wir eine neue Alltagsroutine finden müssen. Also, auf ins neue chaotische Familienleben. 

Autorin: Andrea Zschocher