
Wenn sich die (Sommer-)Ferien langsam aber sicher dem Ende zuneigen, bedeutet das für viele Eltern die Rückkehr zum Alltag. Und zu alten Routinen. Aber: Der Übergang vom entspannten Ferienmodus zurück in den Schul- und Arbeitsalltag kann für Eltern und Kinder mit einigen Herausforderungen verbunden sein. US-Therapeuten haben fünf häufig auftretende Probleme identifiziert, die Eltern zum Ferienende oftmals belasten.
Familientherapeuten verraten: 5 Dinge, die für Eltern zum Ferienende oft zum Problem werden
Die "HuffPost" hat mehrere Familientherapeuten gefragt, welche Probleme Eltern in der Zeit des Ferienendes am häufigsten ansprechen. Und das haben sie gesagt …
1. Schulprobleme
Die Pandemie brachte nur wenig Positives mit sich. Doch eine potenziell hilfreiche Entwicklung war die Tatsache, dass Eltern durch das Homeschooling endlich mal die Chance bekamen zu sehen, was in den (virtuellen) Klassenzimmern vor sich ging. Wie gehen die Lehrer auf mein Kind ein? Welche Schwierigkeiten hat mein Kind beim Lernen? Das sind nur wenige der Aspekte, die transparenter wurden. "Die Eltern konnten auf einmal sehen: So lernt mein Kind. So engagiert sich mein Kind in der Klasse", sagt Mercedes Samudio, eine anerkannte Sozialarbeiterin und Autorin von "Shame-Proof Parenting", gegenüber der "HuffPost". Und jetzt – nach der Pandemie – sei das Bewusstsein vieler Eltern für diese Punkte immer noch erhöht.
Mit dem Beginn des neuen Schuljahres machen sich viele Eltern Sorgen, dass ihre Kids auf Probleme stoßen. Ob altbekannte oder neue. Beispielsweise, dass ein Lehrer nicht auf die besonderen Lernbedürfnisse ihres Kindes eingeht. Dabei sollten Eltern laut der US-Therapeutin aber nicht vergessen: In jedem neuen Schuljahr beginnen die Kinder mit einer weißen Weste. "Ein anderer Lehrer oder eine andere Zusammensetzung von Schülern kann eine neue Seite des Kindes zum Vorschein bringen." Man solle auch nicht unterschätzen, wie sehr ein Kind von einem Jahr zum nächsten reift. Und sich verändert. Nur weil etwas in der ersten Klasse problematisch war (ob Schulfach oder etwa Sozialkompetenz), heißt das nicht, dass es auch in der zweiten Klasse so sein wird.
Samudios Tipp: Eltern sollten versuchen, keine Vermutungen darüber anzustellen, wovor ihre Kinder Angst haben könnten, wenn es um Meilensteine wie den ersten Schultag geht. Stattdessen sollten sie lieber fragen: "Worauf freust du dich am meisten?" und "Worauf freust du dich am wenigsten?"
2. Der Hausaufgaben-Kampf
Eines der besten Dinge am Sommer? Keine Hausaufgaben! Ja, darüber freuen sich die meisten Kinder ungemein. Sie können sämtliche Verpflichtungen vergessen und einfach Spaß haben. Und auch für die Eltern ist das oft eine Erleichterung. Wer hat schon Lust, jeden Tag wegen der blöden Hausaufgaben zu diskutieren oder zu streiten. Und wenn dann die Ferien zu Ende sind, geht das große Nörgeln wieder los.
Neha Navsaria, psychologische Beraterin des "Parent Lab" und Professorin für Psychiatrie an der Washington University School of Medicine in St. Louis sagt dazu: "Die Kinder (wieder) bei der Stange zu halten, kann ein Auslöser von Streitigkeiten und Machtkämpfen zwischen Eltern und Kindern sein."
Das erlebt auch meine Kollegin mit ihrem Sohn. Er müsste schon längst das kleine Einmaleins beherrschen, kann es aber noch nicht richtig. Sie hatte sich vorgenommen, das in den Sommerferien mit ihm zu üben. Doch Pustekuchen. Der innere Schweinehund war stärker, denn keiner hatte Lust auf "Pflichtprogramm" und Nervereien in den Ferien.
Es sei recht üblich, dass sich das Konfliktrisiko erhöhe. Neha Navsarias Tipp: Anstatt davon auszugehen, dass das Kind ein Projekt nicht zu Ende bringen will, können Eltern ihm zum Beispiel helfen, Aufgaben in überschaubare Schritte zu unterteilen. Und Zeit für die Erledigung jedes einzelnen Schrittes einzuplanen - mit ausreichenden Pausen zwischen den Arbeitssitzungen.
3. Überforderung und Mental Load
Brotdosen, Klavierunterricht, Schulmaterial, Passwort-Management: Orga, Orga, Orga! Als Eltern fühlt man sich für alles verantwortlich. Und wenn neben der Hausarbeit, Care-Arbeit, dem eigenen Job und dem Hobby-Stress der Kids auch noch die Schule wieder dazukommt, kann das einfach stressen. Viele Eltern sind dann maßlos überfordert. Kein Wunder!
"Das bedeutet mehr Koordination der Zeitpläne und mehr Kommunikation, über die man den Überblick behalten muss", sagt Psychologin Navsaria gegenüber der "HuffPost". Außerdem könne das dazu führen, dass Eltern in Alarmbereitschaft versetzt werden. Weil sie befürchten, dass sie eine wichtige Ankündigung verpassen oder ihr Kind von einem Ereignis ausgeschlossen wird. Die Angst, dass wir einen der Bälle, mit denen wir jonglieren, fallen lassen, sei sehr real - und es könne helfen, sich das einzugestehen.
Unser Tipp: Lasst. Euch. Helfen. Sei es durch eine Haushaltshilfe oder die Großeltern.
4. Gewalt und Mobbing an der Schule
Sicherlich ist das Thema "Gewalt an der Schule" speziell in den USA ein anderes. Es ist generell eher unwahrscheinlich, dass es in der Schule unserer Kinder zu einer Schießerei kommt oder dass Übungen zur Abriegelung der Schule erfolgen. An amerikanischen Schulen gehören sie nach wie vor zur Tagesordnung.
Dennoch: Gewalt spielt auch bei uns in Deutschland eine Rolle. Egal in welcher Form. Und das kann Eltern belasten. Familientherapeutin Samudio sagt, dass sich viele Eltern darüber Sorgen machen, wie sich die Gewalt in unserer Gesellschaft direkt oder indirekt auf ihre Kinder auswirken wird. "Die Art von Gewalt, die wir in der Welt haben - davor können Kinder nicht mehr geschützt werden", sagte sie. Und auch Mobbing an der Schule sorgt bei vielen Eltern für schlaflose Nächte.
5. Schwierigkeiten beim Einhalten von Schlafenszeiten
Während der Ferienzeit sind die Schlafenszeiten oft flexibler und Kinder dürfen länger aufbleiben. Auch das führe bei vielen Familien gen Ferienende zu Problemen. Dann fällt es schwer, pünktlich ins Bett zu gehen, wenn die Schule wieder beginnt. Die meisten Eltern kämpfen damit, ihre Kinder wieder an feste Schlafenszeiten zu gewöhnen. Therapeuten empfehlen, bereits einige Tage vor Schulbeginn die Schlafenszeiten langsam anzupassen, um den Übergang zu erleichtern. Eine Verschiebung der Schlafenszeit um 10 bis 15 Minuten über mehrere Tage hinweg könne diesen Prozess erleichtern.
Und es gibt noch mehr Schwierigkeiten, die mit dem Ferienende einhergehen
Auch wir kennen (und erinnern) ihn. Diesen abrupten Umschwung der Gewohnheiten nach den Ferien. Back to school: Das bedeutet nicht nur, wieder all seine Freunde täglich in der Schule zu treffen, sondern auch etwa frühes Aufstehen, rechtzeitiges Schlafengehen. Aber es gibt noch mehr Dinge, die für Familien zum Problem werden können.
Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg in den Schulalltag
Besonders nach den langen Sommerferien kann es für Kinder problematisch sein, wieder in den Schulalltag einzusteigen. Der Wechsel von Freizeit und Spaß zu strukturiertem Lernen und Hausaufgaben kann zu Ärger, Frust und Widerstand führen. Habt Geduld mit euren Kindern und helft ihnen dabei, sich wieder an den Schulalltag zu gewöhnen.
Konflikte bei der Freizeit-Organisation
Während der Ferienzeit haben Eltern oft viel mehr Zeit für gemeinsame Aktivitäten mit ihren Kindern. Doch wenn der Alltag wieder beginnt, müssen die Freizeitaktivitäten oft warten, aufgeschoben oder neu organisiert werden. Dies kann zu Konflikten führen. Therapeuten-Tipp: Gemeinsam mit den Kindern einen Wochenplan erstellen. Darin werden dann sowohl schulische Verpflichtungen als auch Freizeitaktivitäten berücksichtigt.
Schwierigkeiten beim Umgang mit Langeweile
Langeweile kommt in den Ferien wenig auf. So viele spannende Unternehmungen und Ablenkungen warten auf einen! Aber wenn der Alltag wieder beginnt, kann es für Kinder schwierig sein, sich mit WENIGER Freizeitmöglichkeiten zufriedenzugeben. Langeweile kann zu großer Unzufriedenheit führen. Als Eltern könnt ihr eure Kinder dabei unterstützen, neue Hobbys oder Interessen zu entdecken. Auch gemeinsame Ausflüge (am Wochenende) und regelmäßige Gespräche können helfen, die Zeit nach den Ferien interessant zu gestalten …
Aber müssen wir Kindern wirklich ständig Programm bieten? Darüber berichtet meine Kollegin Nora in diesem Artikel: