
Nach rund 4,5 Stunden setzen wir mitten im Atlantik zum Landeanflug an – weit und breit ist keine Insel zu entdecken. Doch dann taucht sie zwischen einigen niedrig hängenden Wolken auf. Saõ Miguel, die größte der insgesamt neun Inseln der Azoren – unser Reiseziel für die nächsten zwei Wochen.
Unseren Mietwagen holen wir direkt am Flughafen ab und sind froh, dass unser gesamtes Gepäck hineinpasst. Denn wir haben mehr dabei als sonst: Da viele Unterkünfte bereits ausgebucht oder recht teuer waren, haben wir dazu entschieden, das erste Mal mit unseren beiden Kindern ( 3 und 5 Jahre) zu zelten. Was für ein Abenteuer!
Grün, grüner, Azoren
Die Hauptinsel der Azoren begrüßt uns so, wie wir sie in den kommenden zwei Wochen immer wieder erleben dürfen. Direkt am ersten Tag bietet uns das Wetter das gesamte Programm: Sonnenschein, Wind, Nebel und Regen. Dabei bleibt es aber angenehm warm. Auf dem Weg zum Campingplatz sind wir überwältigt von der üppigen Vegetation: Zwischen all dem Grün blühen im August die Hortensien auf Saõ Miguel und säumen die Ränder fast aller Straßen und Wege. Sattes Grün und blaue Blumen – ein wahnsinnig schöner Anblick!

Vulkankrater, ein blauer und ein grüner See
In einer Caldera liegend schlummert die atemberaubende Landschaft von Sete Cidades im Westen der Insel. Wunderschön gelegen am gleichnamigen See liegt hier ein kleiner Ort, von dem aus man bei gutem Wetter in alle Richtungen die hohen, grünen Felswände der Vulkankrater bestaunen kann.

Der See wird durch eine kleine Brücke in zwei Teile getrennt, die als Grüner See (Lagoa Verde) und Blauer See (Lagoa Azul) bekannt sind. Mit zwei Kajaks paddeln wir in die Mitte – von hier wirken die steilen Wände der Krater noch einmal wesentlich höher. Wie sich die Namen der zwei Teile des Sees ergeben haben, ist vom Aussichtspunkt Vista do Rei am besten zu bestaunen. An dieser Stelle hat man einen unglaublichen Blick von oben in den Vulkankrater und die darin liegenden Seen, die mit ihren Farben in der Sonne glitzern.

Whale Watching: Den Meeresgiganten ganz nah
Vom Hafen der Hauptstadt Ponta Delgada starten wir mit einem Boot, um Wale zu beobachten. Es dauert nicht lang, bis wir die ersten Delfine entdecken. Von da an schauen die Kinder aufgeregt aufs Wasser. Und tatsächlich lassen sich immer mal wieder Delfine blicken, die in den Wellen des Bootes mitschwimmen und sogar springen.
Doch auch die Wale lassen zum Glück nicht lange auf sich warten. Zuerst entdecken wir in der Ferne lediglich eine Fontäne, die ein Wal ausgestoßen hat. Mit jedem Meter, die uns der Kapitän näher heranbringt, sind wir aufgeregter. Dann schließlich erkennen wir auch die riesigen dunkelgrauen Körper der vier Wale, die ganz ruhig an der Wasseroberfläche verweilen. Es sind drei Pottwal-Weibchen und ein Jungtier. Nach ein paar Minuten tauchen sie ab – und wir bestaunen die riesigen Schwanzflossen, die im tiefen Blau des Atlantiks verschwinden. Auf dem Rückweg lässt sich dann sogar noch ein Seiwal blicken. Was für eine tolle Tour! Besonders gut hat uns dabei auch gefallen, dass sehr viel Rücksicht auf die Tiere genommen und ausreichend Abstand eingehalten wird.

Heiße Quellen auf dem Azoren
Im östlichen Teil von Saõ Miguel liegt der Ort Furnas – inmitten eines Tals mit vulkanischem Ursprung. Als wir uns dem Ortskern nähern, können wir bereits die aufsteigenden Dampfschwaden des heißen Wassers entdecken. Und den Schwefel riechen, der an faulige Eier erinnert. Rund um die Geysire gibt es kleine Wege, die man entlang wandern kann, sodass man die brodelnden Quellen von allen Seiten aus gut sehen kann. Baden darf man hier allerdings nicht – dafür ist das Wasser an diesen Stellen viel zu heiß.

Nicht aber im Thermalbecken des Terra Nostra Parks. Das rostbraune Wasser, verursacht durch den hohen Eisenanteil, ist zwischen 35 und 40 Grad warm. Je näher man zur Quelle schwimmt, desto heißer wird es. Gerade die Kinder freuen sich über das warme Wasser und wollen gar nicht mehr raus. Kleiner Tipp: Zieht unbedingt dunkle Badebekleidung an, das das Wasser färbt!
Der wunderschön angelegte Terra Nostra Park eignet sich auch super zum Spazierengehen: Riesige Farne, Palmen und exotische Pflanzen säumen die Wege. Neben dem großen Thermalbecken gibt es auch noch zwei weitere kleinere Pools, die ebenfalls schön warm sind.
Der Park und die Region rund um Furnas ist definitiv einen Ausflug wert. Neben den Thermalquellen, Geysiren und dem Terra Nostra Park gibt es zudem viele Aussichtspunkte, an denen sich ein Stopp lohnt!

Auf Wiedersehen, Azoren!
Die Landschaft auf Saõ Miguel hat uns immer wieder sprachlos gemacht. Deswegen wollen wir auch unbedingt noch einmal wiederkommen. Dann aber eine der anderen Inseln entdecken. Vielleicht die kleine Insel Pico, von der uns andere Reisende berichtet haben? Der Vulkan dort ist der höchste Berg Portugals und die Wanderung hinauf soll ein echtes Abenteuer sein. Oder doch lieber Flores? Diese Insel ist der westlichste Punkt Europas und soll Saõ Miguel bezüglich der Vegetation in nichts nachstehen ... mal schauen, wo uns die nächste Reise hintreibt!

Azoren mit Kindern: Tipps zum Trip
Das Wetter
Das Wetter auf den Azoren ist sehr wechselhaft und kann sich unglaublich schnell ändern. Auch wenn es tagsüber im August meist warm und sonnig ist, sollte man immer eine leichte Regenjacke im Gepäck haben. Ganz wichtig: Auch an bewölkten Tagen sollte man sich ausreichend vor der Sonne schützen!
Beste Reisezeit
Als beste Reisezeit gilt die Zeit zwischen Juni und September, da die Temperaturen tagsüber bis zu 26 Grad erreichen. Außerdem gibt es insgesamt mehr Sonnenstunden und weniger Regen. Dies ist auch die Zeit, in der die meisten Touristen die Azoren besuchen. Uns kam die Insel aber nie überfüllt vor und wir hatten viele Aussichtspunkte zeitweise ganz für uns allein.
Walsaison auf den Azoren
Viele Touristen kommen für Walbeobachtungen auf die Inseln. Auch dafür eignen sich die Monate zwischen Juni und September am besten. Trotzdem hat man aber das gesamte Jahr über eine Chance auf den Azoren Wale zu sehen.
Währung
Die Azoren sind eine autonome Region Portugals. Wie auf dem portugiesischen Festland wird hier mit dem Euro bezahlt. Geldwechseln ist also nicht nötig, wenn man aus der EU anreist. Auch die Zahlung per Kreditkarte ist weit verbreitet.
Zeitunterschied
Die Azoren sind ca. 1.300 Kilometer vom europäischen Festland entfernt. Der Zeitunterschied zu Deutschland liegt bei 2 Stunden.
Flughafen
Jede der neun Azoren-Inseln hat einen eigenen Flughafen. Die Hauptinseln, Sao Miguel, Faial und Terceira, werden – je nach Flugplan – direkt aus Deutschland angeflogen. Häufig gibt es auch Flüge mit einem Zwischenstopp in Lissabon.

Zeltplätze auf den Azoren
Zelten auf den Azoren ist eine kostengünstige Möglichkeit die Inseln und ihre wunderbare Natur hautnah zu erleben und auch mit Kindern hat es wunderbar funktioniert. Nach dieser Reise sind wir richtige Zeltliebhaber geworden und nur ein halbes Jahr später packen wir wieder unsere Sachen und reisen mit unserem Zelt nach Florida.
Auf Sao Miguel gibt es insgesamt vier Zeltplätze, die über die Insel verteilt liegen. Wir haben alle ausprobiert. Auch die Bewohner der Azoren lieben es übrigens zu campen. An den Wochenenden oder an Feiertagen kann es auf den Zeltplätzen daher recht voll werden.
Campingplatz bei Sete Cidades
Dieser kostenlose Campingplatz liegt ganz im Westen der Insel. Es ist keine Anmeldung notwendig. Toiletten und Duschen (kalt) sind vorhanden. Strom gibt es nicht. Hier wird es besonders am Wochenende voller, da viele Einheimische auch hier zelten.
Campingplatz Rural Quinta das Laranjeiras
Hier kann man nicht nur mit dem eigenen Zelt campen. Es gibt hier auch ein paar größere Glamping-Zelte und andere Behausungen, die man mieten kann. Dieser Platz liegt im Zentrum der Insel. Er ist mit Abstand der teuerste Campingplatz der drei kostenpflichtigen Zeltplätze. Eine Anmeldung vorab ist notwendig. Es gibt ein Waschhaus mit Toiletten und warmen Duschen. Strom ist vorhanden. Zudem gibt es eine Küche, die alle Gäste nutzen können.
Campingplatz Furnas
Dieser Platz liegt weiter östlich auf der Insel am Rande des Ortes Furnas. Er ist kostenpflichtig, aber sehr günstig. Es gibt Toiletten und warme Duschen. Am Eingang gibt es ein kleines Restaurant. Strom ist (gegen Gebühr) vorhanden. Wir kamen hier unter der Woche ohne Anmeldung an. Am Wochenende kann es aber auch hier recht voll werden, sodass man mit einer Voranmeldung lieber auf Nummer sicher gehen sollte.
Campingplatz Nordeste
Ein kleiner, beschaulicher Campingplatz in einem Tal ganz im Osten der Insel gelegen. Auch dieser ist kostenpflichtig, aber ebenfalls sehr preiswert. Auch hier sind Toiletten und warme Duschen vorhanden. Es gibt eine Art Bistro, bei dem man Speisen und Getränke kaufen kann. Strom ist ebenfalls gegen Gebühr vorhanden. Abends kann man hier den Lauten der auf den Azoren endemischen Gelbschnabel-Sturmtaucher lauschen. Man braucht nicht viel Fantasie, um ein deutliches "Aua Aua" herauszuhören.
Wer hier schreibt

Während einer Weltreise haben Lena und Marvin ihre Leidenschaft für andere Länder und Kulturen entdeckt. Seither zieht es sie immer wieder in die Ferne – mittlerweile mit zwei kleinen Kindern.
Auf Instagram könnt ihr sie auf ihren Reisen begleiten: @fernweh.family