
Inhaltsverzeichnis
- Diese Sätze haben am Esstisch nichts zu suchen:
- 1. "Ein Löffel für Oma …"
- 2. "Wenn du nicht aufisst, scheint morgen nicht die Sonne."
- 3. "Woanders verhungern Kinder."
- 4. "Mit Essen spielt man nicht."
- 5. "Zur Belohnung bekommst du danach was Süßes."
- 6. "Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt."
- 7. "Beim Essen wird nicht geredet."
- 8. "Du brauchst Vitamine, damit du groß und stark wirst."
Eigentlich sollte es die einfachste Sache der Welt sein – essen. Doch bei unseren Kindern machen wir manchmal eine wahre Wissenschaft daraus. Schließlich spuken uns Eltern so viele Glaubenssätze zum Thema Ernährung im Kopf herum, dass es einem schier den letzten Nerv rauben kann, wenn das Kind seinen Blumenkohl partout nicht anrühren will. Aber es braucht doch seine Vitamine! Der Raum zum Genießen kommt da manchmal schlichtweg zu kurz.
Dabei hilft es, einfach mehr auf das kindliche Bauchgefühl zu vertrauen – und Verbote zu verbannen. Ernährungsberater wissen: Viele Nahrungsmittel werden erst dadurch so interessant, weil wir sie verbieten. Das gilt für Erwachsene genauso wie für Kinder. Deshalb sollten wir weder uns noch unseren Kinder Druck und Stress machen, wenn es um das Thema Ernährung geht. Wenn ein Kind sagt, dass es keinen Spinat mag, dann ist das nunmal so. Umgekehrt hätten wir ja auch wenig Lust darauf, dass uns jemand mit einem Löffel unter unser Nase herumfuchtelt und fleht: "Jetzt probier doch wenigstens mal", oder?
Zugegeben: Dieses Lockerlassen ist manchmal gar nicht so einfach, weil wir oft selbst aus unserer Kindheit so viele Regeln rund ums Essen mit uns herumtragen. Dennoch sollten wir immer hinterfragen: Welche Glaubenssätze sind wirklich sinnvoll? Und welche einfach nur gelernt?
Folgende Sätze können Eltern jedenfalls getrost aus dem Repertoire streichen ...
Diese Sätze haben am Esstisch nichts zu suchen:
1. "Ein Löffel für Oma …"
Den Kindern mit Tricks und Bestechungen doch noch ein paar Löffel Karotte unterzujubeln, mag zwar auf den ersten Blick verführerisch wirken, ist jedoch auf lange Sicht kontraproduktiv: Dadurch verlernen Kinder, auf ihr eigenes Hungergefühl zu achten. Besser: Das Kind ermutigen, einfach mal am Essen zu riechen. Viele kommen so auf den Geschmack, doch einen Bissen probieren zu wollen.
2. "Wenn du nicht aufisst, scheint morgen nicht die Sonne."
Drohungen haben am Esstisch nichts zu suchen. Wenn unsere Kinder nur essen, weil sie sich unter Druck gesetzt fühlen, verlernen sie, auf ihr eigenes Hungergefühl zu achten. Später im Leben kann Übergewicht die Folge sein.
3. "Woanders verhungern Kinder."
Hinter diesem Satz steckt nichts anderes als der Wunsch nach Dankbarkeit. Frei nach dem Motto: "Ich habe für dich mühevoll gekocht und jetzt willst du nichts davon essen." Dabei gilt: Unsere Kinder schulden uns gar nichts. Klar, sie sollen lernen, was für ein Privileg ist es, immer genug auf dem Teller zu haben. Aber dabei hilft es nicht, wenn wir Eltern beleidigte Leberwurst spielen, wenn sie unser Essen verschmähen. Diese Erkenntnis kommt schon ganz von allein, wenn wir ihnen mit gutem Beispiel vorangehen.
4. "Mit Essen spielt man nicht."
Zugegeben: Manchmal braucht man starke Nerven, wenn vor allem Babys oder Kleinkinder beherzt mit beiden Händen in den Kartoffelbrei greifen und ihn so richtig schön durchkneten. Doch genau das ist wichtig für ihre Entwicklung. Kinder müssen Essen mit allen Sinnen spüren dürfen. Und auch größere Kinder dürfen durchaus Spaß mit dem Essen haben. Denn auch das Auge und die Fantasie essen mit.
5. "Zur Belohnung bekommst du danach was Süßes."
Essen sollte keine Arbeit sein, sondern Genuss und Freude. Mit diesem Satz implizieren Eltern aber, dass Essen ein notwendiges Übel ist, um endlich zum heißersehnten Dessert übergehen zu können. Verinnerlichen Kinder diese Haltung, kann es sein, dass sie später zu Süßigkeiten greifen, um sich zu belohnen.
6. "Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt."
Ein Glaubenssatz, den viele von uns noch aus ihrer Kindheit mit sich herumschleppen. Dabei sollte man wissen: Kinder sind nicht verzogen, wenn sie Lebensmittel ablehnen oder zu scheinbar unpassenden Zeiten essen möchten. Ihr innerer Ernährungskompass weiß meistens genau, was sie gerade für ihre Entwicklung brauchen. Auf dieses Gespür unserer Kinder sollten wir vertrauen. Wenn Eltern die Entscheidungen akzeptieren, unterstützen sie ihre Kinder dabei, ein entspanntes Verhältnis zum Essen zu entwickeln.
7. "Beim Essen wird nicht geredet."
Doch, und zwar bitte so viel wie möglich! Gemeinsame Mahlzeit stärken das Selbstwertgefühl des Kindes, und dazu gehört auch ein lebendiger Austausch am Esstisch.
8. "Du brauchst Vitamine, damit du groß und stark wirst."
Das mag ja an sich richtig sein, aber für Kinder ist das Thema gesunde Ernährung viel zu abstrakt und komplex, als dass sie etwas damit anfangen können. Außerdem gibt es oft eine innere Logik, wenn Kinder gerade so gar keinen Appetit auf Rosenkohl oder Brokkoli haben: Wahrscheinlich brauchen sie in dieser Phase die entsprechenden Nährstoffe einfach nicht. Einfach immer wieder anbieten, irgendwann haben sie womöglich plötzlich richtig Heißhunger auf das ehemals verhasste Lebensmittel.