Zucker tötet

Kinder-Überzuckerungstag: Das Zucker-Limit ist erreicht

Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat den 12. August 2022 zum Kinder-Überzuckerungstag erklärt. An diesem Tag haben Kinder und Jugendliche ihr Zucker-Limit für dieses Jahr bereits erreicht.

Schon am 12. August dieses Jahres haben Kinder so viel Zucker gegessen, dass es eigentlich für das ganze Jahr reicht.© Foto: iStock/praetorianphoto
Schon am 12. August dieses Jahres haben Kinder so viel Zucker gegessen, dass es eigentlich für das ganze Jahr reicht.

Zucker ist nicht nur ungesund. Zucker tötet. Laut der Verbraucherorganisation Foodwatch sterben in Deutschland ungefähr genauso viele Menschen an ungesunder Ernährung wie am Rauchen. Zucker hat dabei einen großen Anteil. Dennoch haben Kinder und Jugendliche in Deutschland rechnerisch schon bis zum 12. August 2022 so viel Zucker zu sich genommen, wie es die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für das ganze Jahr als akzeptabel beurteilt. Demzufolge müssten alle Kinder und Jugendlichen also von jetzt an bis zum Ende des Jahres zuckerfrei unterwegs sein. Doch dazu wird es wohl kaum kommen.

Zucker lauert überall

Doch warum nehmen Kinder und Jugendliche eigentlich so viel Zucker zu sich? Hier geht es durchaus nicht nur um die offensichtlichen Süßigkeiten. Zucker ist in zahlreichen sogenannten "Lebensmitteln" enthalten. Vor allem Fertigprodukte strotzen oft nur so davon. Auch Fast Food und bei Kindern beliebte Dinge wie Ketchup enthalten viel Zucker. Doch er versteckt sich auch in Getränken wie Limonaden, Cola und Säften. In Deutschland waren schon vor der Coronakrise 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig (Quelle: Deutsche Adipositas Gesellschaft). Das dürfte sich inzwischen noch verschärft haben. Übrigens: Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag des Versicherers "Cosmos Direkt" hat rund jedes fünfte Kind (21 Prozent) Süßigkeiten oder Kuchen in der Brotdose als Pausensnack mit in der Schule.

Werbung für ungesunde Ernährung ist mit verantwortlich

Ungesunde Ernährung wird leider – auch speziell an Kinder und Jugendliche gerichtet – aggressiv vermarktet und beworben. Das zeigt leider ganz aktuell auch ein Werbeprospekt von Rewe zum Schuljahresbeginn mit dem Titel "Leckere Begleiter für den Schulalltag" (gültig vom 8. bis 13. August 2022) mit Produkten zu günstigen Preisen. Doch 32 der 34 hier beworbenen Produkte entsprechen nicht den Nährwertempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das hatte eine Recherche des "Medizin- und Wissenschaftsbündnis Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten" (DANK) ergeben. Zuvor hatte die Verbraucherzentrale Bayern bei Twitter auf den Rewe-Prospekt aufmerksam gemacht. Bei Werbung wie dieser – und sie ist kein Einzelfall – ist es kein Wunder, dass das Einfluss auf das Essverhalten unserer Kinder hat.

Immerhin hatten SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag festgelegt, an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit viel Zucker, Fett und Salz einzuschränken. DANK, der AOK Bundesverband und der Verbraucherzentrale Bundesverband hatten Anfang des Jahres Empfehlungen für angemessene Werbebeschränkungen vorgelegt. Ein Entwurf der Regierung für die Umsetzung steht noch aus.

Foodwatch will jetzt am 12. August 2022 um 11 Uhr von dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Berlin protestieren und fordert von unserem Ernährungsminister Cem Özdemir, Kinder mit einem strengen Gesetz vor Junkfood-Werbung zu schützen. Jeder, der möchte, kann mit dabei sein.

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