Picky Eater

"Das Essen mag ich aber nicht!": Was wählerische Kinder eigentlich mit solchen Aussagen meinen

Kinder und Essen – eine oft knifflige Kombination, die Geduld und Einfallsreichtum von Eltern fordert, um gesunde Essgewohnheiten zu fördern.

Kleiner, blonder Junge ist enttäuscht von seinem Essen. © iStock/tatyana_tomsickova
Wählerische Kinder beim Essen: Nicht einfach für kochende Eltern.

Wählerische Esser unter Kindern sind keine Seltenheit. Eltern und Erziehungsberechtigte stehen oft vor einer kniffligen Aufgabe, die Bedürfnisse ihrer Kinder zu verstehen und gleichzeitig eine ausgewogene Ernährung zu garantieren. Wirklich nicht leicht, ich spreche da aus Erfahrung. Wenn ein Kind sagt, "Das Essen mag ich nicht!", kann das aber verschiedene Ursachen haben. Geht dem Ganzen auf den Grund: Es kann sich lohnen, solche Aussagen nicht einfach als Trotz oder Unwillen abzutun, sondern etwas genauer hinzuschauen und zu erkennen, was in Wahrheit dahintersteckt …

"Das mag ich nicht!": Die Bedeutung hinter der Essensablehnung

Es ist schon ein Knochenjob; das Thema Ernährung bei Kindern stellt Eltern oftmals vor große Herausforderungen. Gut zu wissen und irgendwie einleuchtend: Kinder entwickeln ihre Geschmacksvorlieben und -abneigungen in einem komplexen Prozess. Äußert ein Kind, dass es ein bestimmtes Essen nicht mag, kann es an unterschiedlichen Faktoren liegen. Zum einen können sensorische Empfindungen wie Geschmack, Geruch und Textur eine Rolle spielen. Zum anderen aber auch emotionale Aspekte, etwa schlechte Erfahrungen mit bestimmten Lebensmitteln oder der Wunsch nach Autonomie und Kontrolle über die eigene Ernährung.

Mit mehr Verständnis zum gemeinsamen (stressfreien) Familienessen

Expertin Karina Bergen, Gesundheitscoach und Ernährungsberaterin, widmet diesem Thema auf Instagram einen spannenden Beitrag. Sie fragt sich: Würde das Familienessen nicht um einiges stressfreier und harmonischer verlaufen, wenn wir den wirklichen Grund bei uns und unserem Kind erkennen würden? 

Was wir glauben, worum es geht und was meist wirklich dahintersteckt:

  1. Kind zappelt endlos am Tisch herum und macht Faxen: Der Bewegungsdrang ist gerade extrem hoch.
  2. "Mama, iiih, die Soße hat die Kartoffeln berührt": Euer Kind benötigt eine bessere Übersicht auf dem Teller.
  3. "Ich will mich nicht an den Tisch setzen!": Spielen ist viiiiel spannender als Essen. Ich brauche einen neuen Anreiz.
  4. "Nein, das mag ich nicht mehr!": Eventuell herrscht in der Kita eine Art Gruppendynamik. Wenn der beste Freund plötzlich keine Kartoffeln mehr isst, kann sich das auch auf euer Kind übertragen.
  5. "Das da probieren? Auf gar keinen Fall": Euer Kind muss erst Vertrauen zum neuen Essen fassen.
  6. Kleinkind streckt die Zunge beim Essen heraus: Die Konsistenz des Lebensmittels ist neu und ungewohnt fürs Kind.
  7. "Mein Kind mag mein mit Liebe gekochtes Essen nicht":Ihr selbst seid extrem gestresst! Entspannt euch etwas, versucht es zumindest.
  8. "Heute gibt es mal nicht dein Lieblingsbrot": Die Eltern sorgen sich um die Gesundheit ihres Kindes.

Sensorische Gründe von wählerischen Kindern

In vielen Bereichen haben Kinder eine sensiblere Wahrnehmung als Erwachsene. Insbesondere, wenn es um Geschmack und Textur von Lebensmitteln geht. Zum Beispiel lehnen Kids bittere oder sehr würzige Speisen häufig ab, weil ihre Geschmacksknospen viel empfindlicher auf solche Reize reagieren. Ebenso kann auch die Konsistenz von Lebensmitteln für Minis entscheidend sein: Die einen bevorzugen feste Nahrung, die anderen eben weiche oder pürierte Speisen.

Emotionale Faktoren von schwierigen Essern

Doch auch emotionale Faktoren sind beim Essverhalten von Kindern nicht außer Acht zu lassen. Hat euer Kind bereits eine negative Erfahrung hinter sich? Hat es sich eventuell einmal an einem gewissen Lebensmittel verschluckt? Oder (infolge eines Infektes) von irgendetwas spucken müssen? Das kann dazu führen, dass dieses Gemüse etwa zukünftig gemieden wird. Aber auch der Wunsch nach Selbstbestimmung kann dazu führen, dass Kinder bestimmte Speisen ablehnen – einfach um ihre Unabhängigkeit zu demonstrieren.

So wichtig ist der Einfluss von Vorbildern beim Essen

Kinder lernen durch Nachahmung. Auch in puncto Essverhalten. Was Eltern und Geschwister am Tisch tun und essen, kann also Auswirkungen haben. Genauso wie die Atmosphäre am Esstisch. Je nachdem, wie beide Faktoren ausfallen, kann ein Kind neuen Geschmackserfahrungen offener gegenüberstehen, oder eben nicht. Ist das Umfeld positiv und entspannt, so sind Kinder meist auch bereit, etwas Neues zu probieren. Druck hilft da also gar nicht weiter!

Mit Gelassenheit und Ruhe zum Essens-Erfolg

Wählerische Kinder können einen verzweifeln lassen. Doch besinnt euch auf Geduld und Gelassenheit. Führt Lebensmittel schrittweise ein, bezieht euer Kind in die Zubereitung ein und weckt sein Interesse am Kochen und Essen. Das Wichtigste hinter allem: Nehmt euer Kind stets ernst – ebenso wie seine Bedürfnisse. Sprecht über seine Empfindungen. Das kann auch helfen, den Knoten platzen zu lassen.

Eine offene Kommunikation ist wichtig, um herauszufinden, warum ein Kind bestimmte Speisen ablehnt. Fragen wie "Was genau magst du nicht an diesem Essen?" oder "Wie könnte ich es zubereiten, damit es dir besser schmeckt?" können Einblicke geben. Ebenso ist es wichtig, Verständnis zu zeigen und das Kind nicht zu zwingen, etwas zu essen, was es wirklich nicht mag.

Fazit: Verständnisvolle Begleitung wählerischer Esser

"Das Essen mag ich nicht!" ist also eine Aussage, die auf vielfältige Weise interpretiert werden kann. Hinter dem Handeln unserer Kinder am Tisch steckt meistens noch etwas anderes. Darüber solltet ihr sprechen! Mit Geduld und Verständnis lässt sich vielen Kindern eine gesunde und ausgewogene Ernährung näherbringen, ohne dass das Essen jeden Tag zum nervigen Machtkampf wird.

Mehr zum Thema "Picky Eater", lest ihr hier: