Mehr als Baguette

Was Kita-Kinder in Paris zum Mittag essen, wird Eltern hierzulande überraschen

Während deutsche Eltern sich sorgen, ob ihr Nachwuchs von Nudeln und Brot groß wird, verspeisen französische Kinder Sardinen und Camembert. Eine Mutter teilt auf Instagram, was in ihrer Pariser Kita auf dem Speiseplan steht. Interessant!

Ein Kind in Frankreich mit Baguettes in der Hand© iStock/HotPhotoPie
Von wegen nur Baguette: In französischen Kindergärten gibt es wahre Delikatessen zum Mittagessen ... 

Unterhält man sich mit Eltern über das Essverhalten ihrer Kindern, kommt es nicht selten zu den immer gleichen Sorgen: 

"Er isst nur noch Nudeln. Pur!" 

"Meiner auch. Wenn ich Glück habe, dann mit Tomatensoße. Dann kann ich auch mal etwas Gemüse reinmogeln. Reinpürieren. Das wird hier sonst komplett verschmäht."

"Meine Kleine ist gerade in der Nur-rohes-Gemüse-Phase!"

Sind denn alle Kinder nur noch Picky Eater, fragt man sich da? Wirft man einen Blick nach Frankreich, könnte man sich sogar wundern, ob das Problem hausgemacht ist. Denn dort werden Kindern bereits im Kindergarten Omelette mit Pilzen, Sardinen auf Toast und Muscheln zum Mittag serviert ... 

Eine Amerikanerin in Frankreich teilt Ernährungstipps

Isabelle Bertolami wohnt seit 2018 in Frankreich. Der Liebe wegen ist die Amerikanerin nach Paris gezogen, lebte kurzzeitig mit ihrem Ehemann und der gemeinsamen Tochter in der Provence, um dann zurück in die Hauptstadt zu ziehen. Nicht nur der Auswanderung wegen interessiert sie sich sehr für die Essgewohnheiten französischer Kinder, sondern auch weil es perfekt zu ihrem Berufsbild passt: Isabelle ist ausgebildete Ernährungsberaterin und teilt auf ihrem Instagram-Account regelmäßig spannende Erkenntnisse und Eindrücke aus ihrem ganz persönlichen Alltag. Achtung: Man kann sich in ihren sympathischen Reels, die eine Mischung aus gesunden Salaten, frischen Croissants mit ganz viel Butter und der Freude für gutes Essen sind, schnell verlieren. 

Sehr spannend: In einem Post beschreibt sie, was es in der Kita ihrer Tochter zum Mittagessen gibt, eine Woche lang. Dabei verfolgt der Plan jeden Tag die gleiche Struktur: Vorspeise, Hauptspeise, Käse/Dessert. Ihr werdet sicherlich ein wenig überrascht sein! Würden eure Kinder das essen? 

Montag: 

  1. Salat aus Palmenherzen mit Tomaten, Croûtons und Vinaigrette
  2. Fisch mit Kartoffeln 
  3. Bio-Camembert/Zitronensorbet

Dienstag:

  1. Sardinen auf Toast
  2. Bio-Omelette mit Pilzen, Zucchini und Kartoffeln
  3. Bio-Joghurt mit Granatapfel

Mittwoch:

  1. Rindfleisch mit Salat aus Kichererbsen, Tomaten und Schalotten
  2. Käse-Tarte mit Karottenpüree
  3. Joghurt mit Maronenbutter, dazu Obst

Donnerstag:

  1. Avocado mit Mais-Tomaten-Salat
  2. Reis mit Gemüse
  3. Schokoladen-Soja-Pudding und Bio-Früchte

Freitag: 

  1. Butternut-Kürbis und Käse auf Toast
  2. Muscheln oder Ei (zur Wahl) mit Pommes Frites
  3. Himbeertörtchen

Isabelle freut sich, in einem Land leben zu dürfen, das Kindern einen Zugang zu gesunden und hochwertigen Lebensmitteln in so breiter Masse ermöglicht. Ihren Angaben nach sei das in Frankreich servierte Essen zu 80 Prozent Bio. 

In einem anderen Instagram-Reel teilt die Auswanderin weitere Gerichte, die ihre Tochter in ihrer Pariser Kita so verspeist, zum Beispiel: 

  • Tomaten-Avocado-Salat mit Vinaigrette
  • Vegetarisches Chilli mit Bulgur
  • Schweinefilet mit grünen Bohnen, Quinoa und Mandel-Salat
  • Ziegenkäse auf Toast
  • Tofu-Ravioli an Tomatensauce
  • Rotkohl-Salat
  • Roastbeef mit Kartoffeln 

... Na, wer hat Appetit bekommen? Eure Minis vielleicht nicht unbedingt – oder doch? 

Warum bloß essen französische Kinder das, aber deutsche nicht?

Erst einmal: Essen ist immer auch Kultur! Das wissen wir alle. Und in Frankreich hat Essen einen extrem hohen gesellschaftlichen Wert. Mahlzeiten werden niemals ausgelassen und regelrecht zelebriert. 

Französische Eltern beginnen tatsächlich recht früh mit der Einführung unterschiedlichster Lebensmittel. Und: Sie geben nicht auf, auch wenn die Kinder mal etwas verschmähen. Wusstet ihr, dass Kinder manche Dinge mindestens acht Mal probieren müssen, bevor sie ihnen schmecken? 

Ein anderer Grund: In französischen Familien wird nicht separat für Kinder gekocht. Sie essen mit der Familie, also das, was die Eltern auch mögen. Somit wird der Geschmackshorizont ganz automatisch erweitert. Und zwischendurch gibt es dann nicht x Snacks, sondern es wird auch einfach mal bis zum nächsten echten Hunger gewartet. Gar nicht so einfach, das wissen wir aus Erfahrung, mit quengelnden Kleinkindern ... 

Ganz wichtig: Die Schulen und Kindergärten ziehen in Frankreich mit. Sie servieren kein Fast Food, sondern, wie oben ausführlich beschrieben, "echte Mahlzeiten". Und mal ehrlich: Das Himbeertörtchen zum Nachtisch schmeckt doch auch viel besser, wenn es zuvor eine ordentliche Portion guten Fisch mit frisch gekochten Kartoffeln gab ...