
Verantwortungsbewusst, vernünftig, zielstrebig – diese Eigenschaften werden Erstgeborenen gern nachgesagt. Das gilt besonders für die ältesten Töchter. Sobald ein jüngeres Geschwisterkind auf den Plan kommt, rutschen sie schließlich unweigerlich in eine neue Rolle und übernehmen zu Hause mehr Aufgaben.
Wissenschaftler haben bereits bestätigt, dass die Geburtenreihenfolge Einfluss auf den Charakter hat. Doch eine neue Studie wird nun noch konkreter: Vor allem erstgeborene Töchter werden schneller erwachsener als alle anderen Kinder!
Typische Verhaltensweisen von großen Schwestern
Das Älteste-Tochter-Syndrom (auch als "Firstborn Daughter Syndrome" bekannt) wird oftmals mit den folgenden Verhaltensmuster und Eigenschaften in Verbindung gebracht:
- Verantwortungsbewusstsein: Älteste Töchter übernehmen oft früh Verantwortung für Geschwister und Haushalt.
- Perfektionismus: Sie neigen dazu, hohe Erwartungen an sich selbst zu stellen und streben nach Perfektion.
- Hilfsbereitschaft: Oft sind sie sehr hilfsbereit und kümmern sich um andere.
- Leistungstrieb: Älteste Töchter sind häufig leistungsorientiert und haben den Drang, erfolgreich zu sein.
- Autoritätsfiguren: Sie können dazu neigen, Autorität zu übernehmen oder eine führende Rolle in sozialen Gruppen einzunehmen.
- Angst vor Misserfolg: Diese Kinder können eine ausgeprägte Angst vor Misserfolg entwickeln, was zu Stress und Druck führen kann.
- Emotionale Belastung: Sie tragen häufig emotionale Lasten und versuchen, Konflikte in der Familie zu lösen.
- Selbstbewusstsein: Älteste Töchter sind oft selbstbewusst, können aber auch unter dem Druck ihrer Verantwortung leiden.
Älteste Töchter kommen früher in die Pubertät
Forscher der University of California fanden heraus, dass erstgeborene Töchter in bestimmten Fällen vorzeitig reifen – geistig und auch körperlich. Für die Studie begleiteten Forscher Familien über 15 Jahre – von der Schwangerschaft bis zum Teenager-Alter der Kinder.
Das bedeutet konkret: Die Pubertät setzt früher ein. Wissenschaftler fanden heraus, dass die Nebenniere frühzeitig beginnt, Geschlechtshormone zu produzieren. Es kommt dementsprechend auch eher zu Hautveränderungen wie beispielsweise Akne, die Körperbehaarung wächst, aber auch das Gehirn verändert sich. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass auch die erste Periode früher einsetzt.
Evolutionsbiologisch betrachtet ergibt die vorzeitige Pubertät Sinn: So konnten die Erstgeborenen ihren Müttern in schwierigen Situationen helfen, die jüngeren Geschwister zu versorgen und zu erziehen. In harten Zeiten war das unerlässlich, um das Überleben zu sichern.
"Wenn die Zeiten schwierig sind und Mütter unter Stress stehen, liegt es im Interesse der Mutter, dass ihre Tochter schneller sozial reift", erklärt Jennifer Hahn-Holbrook, eine der Co-Autorinnen der Studie und Assistenzprofessorin für Psychologie an der University of California.
Mädchen helfen öfter bei der Kinderbetreuung
Vor allem die geistige Reife entwickelt sich bei erstgeborenen Töchtern oft vorzeitig. Auf diese Weise sind die Mädchen schon in jungen Jahren kognitiv in der Lage, sich um jüngere Geschwister zu kümmern.
Erstaunlich: Auf erstgeborene Jungs trifft dieses Phänomen nicht zu. Bei ihnen konnten die Forscher keine vorzeitige Pubertät nachweisen.
Ein Grund dafür könnte sein, dass Jungs meist seltener bei der Kinderbetreuung mithelfen als Mädchen, so die Wissenschaftler. Damit legen sie den Finger in die Wunde: Offenbar ist es bis heute so, dass Töchter zu Hause mehr in die Pflicht genommen werden als Söhne.
Die gute Nachricht: Andere Studien legen nahe, dass es sich für Mädchen später im Leben auszahlen kann, frühzeitig zu reifen. Sie gelten von allen Geschwistertypen als am verantwortungsbewussten und haben dadurch die besten Erfolgsaussichten im Job. Keine Überraschung also, dass sie im Job oft Führungspositionen bekleiden.
Quellen: sciencedirect.com, scientificamerican.com