
"Ich will aber noch hier bleiben!" Wenn Kinder in ihr Spiel vertieft sind, oder sich etwas ganz fest in den Kopf gesetzt haben, ist es schwer, sie davon abzubringen. Und eigentlich ist es ja auch toll, dass sie so ganz voller Achtsamkeit im Moment aufgehen. Doch manchmal erlaubt es der straffe Zeitplan im Alltag einfach nicht, in diesen Situationen immer auf die Kinder zu hören. Aber wie kann man nun in solchen Situationen gut mit dem Kind umgehen?
Wir haben bei der Familienpsychologin Elisabeth Raffauf aus Köln nachgefragt, die uns verdeutlicht, welche Auswirkungen Sätze wie "Dann gehe ich jetzt eben ohne dich" auf Kinder haben.
Was bei solchen Sätzen in einem Kind vorgeht
Klar, manchmal fällt einem einfach nichts anderes mehr ein, wenn die besten Überredungskünste nicht helfen. Rational lässt sich bei Kindern manchmal einfach nichts bewirken. Doch einem Kind zu sagen, man würde es einfach stehen lassen und dann eben ohne es nach Hause gehen, ist keine gute Idee. "Eltern sollten nichts sagen, was sie dann nicht machen", so Elisabeth Raffauf. Und natürlich sollten sie ihr Kind auf keinen Fall alleine zurücklassen. Wenn sie es dann trotzdem sagen, machen sie sich unglaubwürdig.
Wie ein solcher Satz auf Kinder wirkt, kommt auf mehrere Faktoren an, erklärt die Familientherapeutin:
- Wie alt ist das Kind?
- Wie sicher fühlt es sich, dass es nicht verlassen wird?
- Wurde es bereits schon einmal verlassen und hat nun Angst davor?
- Hat es die Erfahrung gemacht, dass die Eltern ihre Drohung wahrmachen?
Laut Elisabeth Raffauf sei das Kind sich im Idealfall sicher, dass es nicht verlassen wird. Erst entsprechende Erfahrungen sorgen dafür, dass es davor Angst hat. Mit einer solchen Drohung erzeugen Eltern aber auf jeden Fall Stress beim Kind.
Wie solche Drohungen die Beziehung zum Kind verändern
Elisabeth Raffauf bestätigt, dass die Beziehung zwischen Eltern und Kind durch Drohsätze tatsächlich zu Schaden kommen könne: "Sie wird unsicher, wenn sich das Kind des Schutzes der Eltern nicht mehr sicher sein kann. Dann hat es keinen Rahmen, sich wirklich auszuprobieren."
Wenn ein Kind nicht mit will, ist das kein Machtspiel
Dass das Kind manchmal partout nicht mitkommen will, habe nichts mit einem Machtspiel zu tun. Eltern sollten ihr Kind nicht als Feind sehen, sondern versuchen, gemeinsam am selben Strang zu ziehen. Die Psychologin erklärt: "Es gibt Gründe, warum das Kind nicht mit will. Vielleicht soll es zum Zahnarzt, hat aber aufgrund schlechter Erfahrungen Angst davor. Oder es möchte gerade beim Spielen nicht unterbrochen werden, weil es so viel Spaß macht."
Wie machen Eltern es also besser?
Sicher, manchmal geht es nicht anders, und man muss nun mal los. Das könne man dem Kind auch sagen: "Es ist auf jeden Fall gut, das Kind ernst zu nehmen und ihm seine Abneigung nicht wegzureden, sondern eher zu sagen: 'Ich verstehe, dass du das blöd findest, aber es geht gerade nicht anders. Danach kannst du wieder spielen.'"
Auch wenn die Psychologin grundsätzlich nichts von Belohnungen hält, sei es durchaus legitim, kleinen Kindern etwas zu versprechen, was auf sie wartet: "Wenn es zum Beispiel zum Zahnarzt geht, was ja echt blöd sein kann, kann man auch etwas Schönes planen, das man hinterher macht." Oder beispielsweise zu sagen: "Im Kindergarten kannst du ja vielleicht auch etwas Schönes spielen."
Wenn es öfter vorkommt, dass das Kind nicht mit will, empfiehlt es sich, in Ruhe darüber zu sprechen. Warum möchte das Kind nicht mit? Gibt es Alternativen? Gemeinsam mit dem Nachwuchs lassen sich oft erstaunliche Lösungen entwickeln oder Kompromisse finden.