Gewaltfreie Kommunikation

5 Sprechweisen, die Eltern heute noch ändern sollten

Das Telefon klingelt, auf dem Herd kocht das Essen, am Hosenbein zieht das Kind und quengelt – und zack, ist er herausgerutscht, der Satz, den Eltern niemals sagen wollten. Mit ein paar Tricks lassen sich verbale Ausrutscher jedoch leicht vermeiden …

Mutter bügelt und spricht mit Tochter.© iStock/visualspace
Gute Kommunikation ist Übungssache.

Es gibt Momente im Alltag mit Kindern, da gehen Puls und Stresshormone einfach durch die Decke. Und bei allen guten Vorsätzen, in solchen Situationen innerlich erst mal bis hundert zu zählen, reißt manchmal einfach der Geduldsfaden. Das ist natürlich und menschlich – schließlich können Kinder mit ihren überbordenden Emotionen und ihrer Ich-will-das-jetzt-sofort-Haltung ganz schön herausfordernd sein.

No-Go-Sätze verbannen

Ein wahrer Gamechanger kann es sein, für einige "Standard-Situationen" passende Sätze zu verinnerlichen, die man einfach abrufen kann, wenn die Nerven mal wieder blank liegen. Das hilft, gelassen zu bleiben und auch in Stresssituationen liebevoll und einfühlsam reagieren zu können. Gewaltfreie Kommunikation heißt das Zauberwort. Dieser Methode liegen vier Schritte zugrunde:

  1. Beobachtung: Wir benennen, was wir sehen – ohne Beurteilung. Zum Beispiel: "Ich sehe, dass du gerade wütend bist."
  2. Gefühle: Wir sagen, wie es uns dabei geht. Zum Beispiel: "Das macht mich traurig."
  3. Bedürfnis: Nun geht es darum zu kommunizieren, was unser Gefühl in uns auslöst. Zum Beispiel: "Ich möchte dir helfen, dass es dir wieder besser geht."
  4. Bitte: Zuletzt formulieren wir, was wir uns wünschen. Zum Beispiel: "Lass uns bitte zusammen eine Lösung finden, damit es dir besser geht."

Klingt kompliziert? Ist es im Grunde gar nicht. Aber natürlich gilt auch bei gewaltfreier Kommunikation: Übung macht den Meister. Es ist gar nicht tragisch, wenn du nicht alles sofort in Perfektion beherrscht. Ständiges Lernen gehört zur Elternschaft schließlich dazu.

Ein guter erster Schritt ist es, sich ein paar Sätze zurechtzulegen, auf die man bei Bedarf immer wieder zurückgreifen kann.

Hier sind fünf Sprechweisen, die Eltern ab sofort ändern können:

"Mach nicht immer so einen Lärm."

Besser: "Mir ist es gerade zu laut. Spiele bitte kurz leiser."

Grundsätzlich ist es sinnvoll, negative Sprache zu vermeiden. Besser ist es, kurz zu schildern, was man gerade als störend empfindet und eine klare Bitte auszusprechen.

"Du musst doch nicht gleich weinen."

Besser: "Ich bin für dich da."

Eltern sollten die Gefühle ihrer Kinder ernst nehmen und ihnen ihre Empfindungen nicht absprechen. Zu einem achtsamen Umgang gehört es, zuzuhören, zu trösten und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

"Du bist anstrengend."

Besser: "Mich strengt das gerade sehr an. Lass uns zusammen eine Lösung finden."

Anstatt Vorwürfe zu erheben, ist es zielführender, seine Perspektive deutlich zu machen und einen Verbesserungsvorschlag zu unterbreiten.

"Du sollst nicht immer dazwischenreden."

Besser: "Ich möchte mich kurz unterhalten, danach höre ich dir zu."

Abwarten und geduldig sein ist schließlich gar nicht so einfach – vor allem, wenn man noch so klein ist.

"Dass du immer so ein Theater machen musst!"

Besser: "Dir wird das alles gerade zu viel, oder? Wie kann ich dir helfen?"

Damit vermitteln wir unseren Kindern, dass sie sich ärgern, wütend oder überfordert sein dürfen. Wenn Kinder sich verstanden fühlen, lindert das oft schon ihren Zorn.

Im Zweifelsfall hilft eine Entschuldigung

Mit liebevoller Sprache helfen wir unseren Kindern, auch mit sich selbst liebevoll umzugehen. Dabei geht es nicht darum, als Eltern perfekt zu sein, sondern darum, konstant an sich zu arbeiten. Und wenn uns dann doch mal etwas herausrutscht, das wir so nicht sagen wollten, hilft am besten eines: sich aufrichtig bei seinem Kind zu entschuldigen. Augenhöhe und ein respektvolles Miteinander ist hier das Stichwort. 

Gewaltfreie Kommunikation – was ist das eigentlich?

Die gewaltfreie Kommunikation wurde von dem US-Psychologen R. Marshall B. Rosenberg begründet. Seine Methode soll helfen, respektvoll miteinander umzugehen und Konflikten vorzubeugen. Er unterscheidet zwischen Wolfssprache und Giraffensprache. Die Wolfssprache ist geprägt von Aggressivität. Die Giraffe verkörpert die Sprache des Herzens und steht für Achtsamkeit und Einfühlungsvermögen.

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