Kleiner Junge mit Schmollmund, reibt sich das Auge.© iStock/Nestea06
Für kleine Kinder gibt es viele Gründe zum Weinen.

"Nein, die Kekse sind alle, und nein, ich gehe jetzt auch nicht mehr zum Supermarkt und kaufe neue." - Und zack, das Tränen-Drama ist perfekt. Nur … irgendwie nicht ganz echt. Oder? Die Schluchzer wirken ein bisschen ZU theatralisch, das laute "Buhu!" ein bisschen ZU sehr einstudiert.

Hin und wieder fragen sich wohl alle Eltern mal: Ist mein Kind gerade wirklich tief unglücklich – oder ein begnadeter Schauspieler? Und: Wie reagiere ich in dieser Situation richtig?

Fakt ist: Vermeintlich gespieltes Weinen ist ein ganz natürlicher Bestandteil der kindlichen Entwicklung. Und: Ein weinendes Kind ist nicht immer traurig. Ab dem Kleinkindalter drücken Kinder verschiedene Emotionen durch Weinen aus, wie beispielsweise Wut, Frust, Enttäuschung, Schmerz oder manchmal sogar Freude.

Kleine Kinder haben oft noch nicht die Möglichkeit, ihre Gefühle in Worte zu fassen, und Tränen sind häufig der einzige Weg, sich mitzuteilen. Für Erwachsene wirkt das Weinen deshalb manchmal unecht und forciert. In Wahrheit gibt es für das Kind jedoch immer gute Gründe dafür. Umso wichtiger ist es, ihm die Gefühle nicht abzusprechen durch Sätze wie "Du musst nicht weinen" oder "Shhh, es ist doch alles gut."

4 Gründe für "gespieltes Weinen":

  1. Emotionen lernen: Kleine Kinder üben Gefühle durch Nachahmung. Gespieltes Weinen ist eine Art, Emotionen zu verstehen und zu verarbeiten. Es ist ein Zeichen dafür, dass sie beginnen, sich in die Gefühlswelt anderer Menschen hineinzuversetzen.
  2. Aufmerksamkeit: In manchen Situationen setzen Kinder gespieltes Weinen ein, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie testen aus, welche Reaktionen sie durch ihre Handlungen auslösen. Eltern sollten deshalb liebevoll reagieren, auch sie den Verdacht haben, dass das Weinen nicht ganz echt ist, und ihnen alternative Wege aufzeigen, sich mitzuteilen.
  3. Bedürfnis: Oft steckt ein unerfülltes Bedürfnis dahinter, und Eltern sollten genau hinschauen und überlegen, was ihr Kind gerade wirklich braucht.
  4. Fantasiespiel: Kinder lieben Rollenspiele und setzen gespieltes Weinen oft ein, um ihrer Kreativität und Fantasie Ausdruck zu verleihen.

So können Eltern auf gespieltes Weinen reagieren:

  • Verständnis zeigen: Die Gefühle des Kindes sollten nicht in Abrede gestellt, sondern ernst genommen werden.
  • Geduld bewahren: Klar, für Eltern können die tränenreichen Gefühlsausbrüche zur Geduldsprobe werden. Dennoch ist es wichtig, das Kind liebevoll zu begleiten und das Bedürfnis dahinter zu erkennen.
  • Alternativen aufzeigen: Wenn das Kind noch keine anderen Strategien beherrscht, um seine Bedürfnisse auszudrücken, können Eltern ihm zeigen, wie es sich stattdessen mitteilen kann – zum Beispiel durch Worte oder Gesten.