
Nicht nur für Babys, auch für Kleinkinder ist Weinen noch eines der wichtigsten Kommunikationsmittel, das ihnen zur Verfügung steht. Schließlich können die Kleinen uns ja meist noch gar nicht erklären, was gerade nicht stimmt. Nicht nur die richtigen Worte fehlen, auch was sie gerade fühlen, kann noch gar nicht benannt werden. Und in uns Eltern ist der starke Impuls verankert, das Weinen unseres Kindes sofort zu beenden. Schnell ist ein "Wein doch nicht!" oder "Du musst nicht weinen!" ins Ohr geflüstert.
Alle Gefühle sind erlaubt
Verständlich, doch es gibt ein Problem: Diese Sätze klingen, als ob Weinen nicht okay wäre. Doch selbstverständlich sind auch sogenannte negative Gefühle wie Trauer, Frust, Wut oder Angst erlaubt! Auch wenn wir nicht immer nachvollziehen können, warum unser Kind weint (oder den Grund für nichtig halten), wird unser Kind gerade von einer starken Gefühlswelle überschwemmt. Und die dürfen wir begleiten.
Wir haben für euch ein paar passende Sätze zusammengestellt, mit denen ihr signalisiert, dass es okay ist, auch traurig zu sein (oder wütend, ängstlich, überfordert, …). In vielen Fällen benennt ihr auch das jeweilige Gefühl. Mit der Zeit wird euer Kind immer besser verstehen, was es gerade fühlt. Und das ist ein enorm wichtiger Schritt in Richtung Selbstregulation! Euer Kind lernt, seine Gefühle anzuerkennen und mit ihnen umzugehen.
Mit diesen Sätzen begleitet ihr euer Kind verständnisvoll, wenn es weint:
1. Wir sind ein Team. Ich kann dir helfen.
Auch wenn es eure Hilfe abweist: Euer Kind wird spüren, dass ihr für es da seid.
2. Ich kann sehen, wie schwer das für dich ist.
Mit diesem einfachen Satz signalisiert ihr, dass ihr euer Kind hört und seht.
3. Ich verstehe, dass du traurig / wütend / ängstlich bist. Das ist okay.
So zeigt ihr, dass diese Gefühle ganz normal sind und zum Leben dazugehören.
4. Das war wirklich traurig / frustrierend / enttäuschend.
Dadurch versteht euer Kind, was das Gefühl ausgelöst hat. Das macht es möglich, herauszufinden, was als Nächstes zu tun ist.
5. Das würde mich auch traurig machen.
Durch diese emphatische Aussage zeigt ihr eurem Kind, dass es nicht alleine mit seinen Gefühlen ist und dass es okay ist, traurig zu sein.
5. Lass uns eine Pause machen.
Manchmal brauchen wir einfach Abstand. Euer Kind kann so lernen, dass man manchmal weggehen muss, um sich zu beruhigen.
6. Ich hab dich lieb. Du bist sicher.
So sorgt ihr für Verbindung statt Trennung. Die beste Einladung für eine Umarmung!
7. Brauchst du Hilfe? Brauchst du eine Pause? Willst du es noch einmal versuchen?
Weint euer Kind aus Frustration, hilft oft eines der folgenden drei Dinge: Hilfe bei der Bewältigung der Aufgabe, eine Pause von der emotionalen Situation oder ein erneuter Versuch, die Aufgabe zu bewältigen. Wenn ihr euer Kind fragt (und nicht sagt), was es möchte, fühlt es sich wahrgenommen und seine Selbstwirksamkeit wird gestärkt.
8. Ich sehe, dass du weinst. Kannst du mir sagen, was du brauchst?
Klar, oft werden eurem Kind noch die passenden Worte finden. Aber so könnt ihr gemeinsam üben.
9. Lass uns gemeinsam eine Lösung finden!
Ein großer Wunsch von Eltern: Das Kind dabei unterstützen, Lösungen für Probleme zu finden. Diese Fähigkeit kann auf diese Weise geübt werden!
10. Ich erinnere mich, dass du …
Dieser Satz erscheint einem erst einmal wie ein Ablenkungsmanöver. Doch wenn ihr eurem Kind helft, sich an eine Zeit zu erinnern, in der es ihm gut ging, kann es sich beruhigen. So schafft ihr den Raum, eine Lösung zu finden und auf Argumente zu hören – was im hochemotionalen Zustand ja selbst uns Erwachsenen schwer genug fällt.
Kleine Erinnerung: Manchmal helfen Worte nicht. Dann ist es an der Zeit, einfach die Stille auszuhalten und unser Kind zu umarmen (wenn es dazu bereit ist). Seid einfach da und seid euch gewiss: Das reicht gerade vollkommen aus.
Autorin: Katharina Looks