
Gleich müsste er kommen. Dieser eine, super wichtige Anruf, auf den ich schon den ganzen Nachmittag warte. Jeden Moment kann mein Telefon klingeln. Eben noch schnell mit Mini ein paar Runden Lego-Feuerwehr spielen. Das Telefon ist auf laut gestellt, so kann ich den Anruf nicht verpassen. Es klingelt. Ich gehe ran. Die Stimme am anderen Ende? Abgehackt. Schon wieder Probleme mit dem Empfang: Mist! Zum Glück wohnen wir im Erdgeschoss. Draußen habe ich meist besseren Empfang. Ich öffne die Terrassentür, erkläre Mini, dass ich gleich wieder da bin. Dass ich nur einmal einen Schritt vor die Tür trete, wo er mich noch sieht. Und ich ihn. Er nickt. Die Tür lehne ich nur etwas an. Hach, super, hier auf der Terrasse funktioniert es. Ich kann endlich telefonieren. Und dann: K-L-A-C-K! Tür zu. Mini hat mich ausgesperrt. Einfach die Tür zugeschlagen und den Terrassentürgriff einen Tick hochgedreht. Gerade so weit, dass ich die Tür von außen nicht mehr einfach aufdrücken kann. Jetzt steht er auf der anderen Seite der Fensterscheibe und lacht mich an. Er hat Spaß. Ich eher nicht.
Kind hat Eltern ausgesperrt – was tun?
Mein Herz bleibt stehen. Panik. Ist der Herd aus? Liegt das Brotmesser außer Reitweite? Hoffentlich spielt er jetzt nicht wieder ohne Aufsicht Trampolinspringen auf dem Sofa. Oder Feuerwehreinsatz am Ofen. Gedanken über Gedanken kreisen in meinem Kopf. Ich werde hektisch. Aber jetzt, nun, jetzt muss ich einen kühlen Kopf bewahren. Was also tun? Mini erklären, dass er den Griff wieder hochdrehen muss …
Mutter in der Kälte und verzweifelt, Kind lacht sich kaputt
"Du musst NUR den Griff wieder ein Stück zurückdrücken, Schatz!" Ja, das hatte mittlerweile wohl die ganze Nachbarschaft verstanden. Ich brülle durch das extra-dicke Sicherheitsglas, damit mich mein Kleinkind versteht. Aber selbst wenn er mich verstehen würde, heißt das noch nicht, dass er auch macht, was ich sage. Denn im Moment versucht er zwar, den Griff wieder in Ausgangssituation zu bringen, aber er ist einfach ein bisschen zu klein, um richtig heranzukommen. Wie zur Hölle hat er den Griff nur nach oben gedrückt? Versuch 1: fehlgeschlagen. Versuch 2: fehlgeschlagen. Versuche 3 und 4: Fehlanzeige. Ich friere. Zu dumm, dass heute einer der wenigen eisig-kalten Wintertage im Jahr ist. Und ich stehe hier ohne Jacke und Schuhe auf der Terrasse und tänzle an der Fensterscheibe vor meinem Sohn herum wie ein verrücktes Huhn. Jackpot. Und während mir mein Kind versucht, aus der Patsche zu helfen und die Tür zu öffnen, bekommt er einen Lachanfall nach dem anderen. Und so absurd, wie die Situation jetzt gerade ist, kann ich nicht anders und lache mit.
"So, fertig gespielt, Mama!"
Eben hatte er es fast geschafft. Aber nur fast. Das wird wohl nichts. Ich muss mir etwas anderes ausdenken. Mini hat jetzt auch keine Lust mehr, so scheint es. Er winkt mir und geht in sein Zimmer spielen. Na, toll! Mama, bleibt dann mal draußen. Gezwungenermaßen. Danke, Schatz, viel Spaß beim Spielen! Na ja, immerhin habe ich mein Telefon bei mir. Dann muss ich jetzt Plan B wählen. Der Ersatzschlüssel liegt bei unseren Freunden ganz in der Nähe. Mailbox, keine Option. Meine Eltern sind auch nicht zu erreichen. Gut, dann muss ich eben deinen Papa aus dem Büro holen, um mich zu retten. Nur, hat der nicht gerade ein Meeting am anderen Ende der Stadt? Zum Glück ist das ausgefallen. Glück gehabt. "Schatz, unser Sohn hat mich ausgesperrt. Kannst du mich retten?!" Mein Kiefer klappert schon vor Kälte. Als mein Mann zur Hilfe eilt und die Tür von innen öffnet, schauen wir uns an und sinken vor Lachen zu Boden. Mini kommt dazu und macht mit. Nie, nie wieder soll uns das passieren. Ich brauche eine bessere Option.
Was tun, wenn das Kind einen aus der Wohnung aussperrt?
Seitdem mir das passiert ist, habe ich mir geschworen, dass ich dieses Risiko nicht nochmal eingehen möchte. Immerhin hätte auch etwas Schlimmes drinnen passieren können. Und ich wäre nicht bei meinem Kind gewesen. Oder was, wenn es sich nicht um ein Kleinkind, sondern um ein Baby handelt. Nicht auszumalen. Klar, ich hätte auch gut den Schlüsseldienst rufen können. Das hätte ich wohl auch irgendwann getan. Aber gibt es nicht noch andere Wege, um sich in einem solchen Fall zu helfen?
Das solltet ihr als Erstes tun:
Behaltet einen klaren Kopf und stellt euch zunächst diese Fragen:
- Besteht akute Gefahr? Die Tür ist zu, mein Kind in der verschlossenen Wohnung oder im Haus. Ist Gefahr im Verzug? Kocht da eine Suppe auf dem Gasherd? Brennen Kerzen in der Reichweite des Kindes? Weint euer Kind lautstark und ihr wisst nicht, ob es sich verletzt hat? Bitte nicht lang zögern und den Notruf wählen. Doch wenn keine Gefahr besteht, könnt ihr selbst versuchen, die Tür wieder zu öffnen.
- Wie geht es meinem Kind? Klar, wenn ihr kein Fenster oder eine Terrassentür habt (wie ich), wird es etwas schwer, euer Kind durch die verschlossene Tür zu beruhigen. Ich war wirklich froh, dass mein Kind nicht in Tränen ausgebrochen ist. Von Angst war keine Spur. Doch das kann auch anders sein. Deshalb versucht, ruhig zu bleiben und zeigt eurem Kind, dass alles unter Kontrolle ist (auch wenn ihr innerlich durchdreht). So bricht keine Panik bei eurem Mini aus.
- Wer hat einen Schlüssel? Die Schlüsselfrage. So kommt ihr schließlich am einfachsten wieder herein. Deponiert am besten einen Ersatzschlüssel bei den Nachbarn eures Vertrauens nebenan.
Wie komme ich sonst wieder rein – und zu meinem Kind?
Diese Tricks können helfen, wenn ihr euch oder euer Kind euch ausgesperrt hat. Den ein oder anderen Tipp hätte ich tatsächlich gern vorher gewusst. Dann wäre alles viel schneller gegangen.
1. Ersatzschlüssel clever unterbringen
Wie oben schon angerissen, ist es ratsam, einen zweiten Schlüssel bei einer vertrauenswürdigen Person ganz in der Nähe aufzubewahren.
2. Küchenpapierrolle und Paketband draußen deponieren
Ihr habt euch ausgeschlossen und ihr habt irgendwo ein auf Kipp gestelltes Fenster oder eine Terrassentür? Es kann sich lohnen, eine leere Küchenpapierrolle und ein Stück stabiles Paketband draußen aufzubewahren. Wenn es so weit ist, werdet ihr euch freuen. Testet das Ganze am besten mal, dann klappt's im Ernstfall noch besser. Soll kinderleicht gehen.
In folgendem Video seht ihr, wie es funktioniert:
3. EC-Karten-Trick
Der Schlüssel steckt von innen? Etwas oldschool, aber der EC-Karten-Trick kann funktionieren. Vor allem im Altbau, bei eher alten Türen und Schlössern. Dieser Trick richtet auch keinen Schaden an. Es gibt auch spezielle Türöffnungskarten zu kaufen. Lässt sich auch gut im Garten verstecken.
So geht's:
- Drückt mit einer flexiblen Karte (z. B. EC-Karte) die Schlossfalle eurer Tür ein. Ihr findet sie auf der Höhe des Türgriffs.
- Zieht die Karte in den Spalt zwischen Tür und Türrahmen sowie auf Höhe des Türgriffes.
- Karte abwärts bewegen, solange bis ihr auf Widerstand trefft. Ihr seid an der Schlossfalle angekommen.
- Nun neigt ihr die Karte in die Richtung des Türgriffs. So könnt ihr die Falle hineindrücken. Übt dabei ruhig ein wenig mehr Druck aus!
- Karte in die entgegengesetzte Richtung biegen.
- Jetzt den Türknauf nach außen ziehen. Gleichzeitig die Karte im schrägen Winkel von außen nach innen schieben.
Euch fehlt dafür die Vorstellungskraft? Hier seht ihr den Trick nochmal im Detail:
4. Schlüssel verstecken
Ich kenne viele Familien, die irgendwo einen zweiten Schlüssel verstecken. Vielleicht ist das Aussperren mit Kind keine Seltenheit?! Ob im Garten, hinterm Ziegelstein oder unter einer Fußmatte: Dieser Tipp kann helfen, aber im schlimmsten Fall eines Einbruchs kann euch die Versicherung einen Strich durch die Rechnung machen. Wie wäre es also mit einem Schlüsselsafe mit Zahlencode? Freunde von uns haben schon so einen.
5. Tür öffnen mit einer Cola-Flasche
Ihr habt keine Hilfsmittel zur Hand und auch sonst keinen (außer dem Schlüsseldienst), der helfen kann? Vielleicht findet ihr in einer Mülltonne eine Plastikflasche. Besonders Cola-Flaschen eignen sich gut. Denn das Plastik dieser Marke ist etwas dicker. Daraus könnt ihr euch nun eine Plastikkarte ausschneiden. Dafür benötigt ihr allerdings ein Messer oder eine Schere. Damit schneidet ihr die leere Flasche auf. Schneiden den Bereich, auf dem das Etikett klebt, heraus. Die Kanten etwas begradigen, bis ihr eine rechteckige Plastikkarte habt.
6. Letzte Möglichkeit: Schlüsseldienst
Wer alles probiert hat oder keine Hilfsmittel zur Hand hat, bleibt wohl nur ein seriöser (!) Schlüsseldienst. Vor allem, wenn ihr ein Kind drinnen allein sitzen habt, sollte das Herumprobieren nicht allzu lange dauern. Achtet darauf, dass es sich um einen seriösen Dienst handelt, besonders günstige Angebote sind häufig ein negatives Zeichen. Speichert zur Vorsicht immer die Nummer eines guten Schlüsseldienstes im Handy ab. Hört euch auch mal bei euren Bekannten und Freunden um, ob jemand gute Erfahrungen mit einem bestimmten Dienst gesammelt hat.
Achtung: Im Neubau hilft oft nur der Schlüsseldienst
Wenn es sich um einen modernen Neubau handelt, kann es sein, dass sich die Tür ohne professionelle Hilfe nur sehr schwer öffnen lässt. Je nachdem, was für eine Tür, was für ein Schloss und was für ein Rahmen verbaut wurde, geht es besser oder schlechter.
Ausgesperrt: Was ich daraus gelernt habe
Vieles. Nie wieder wird mir das passieren. Hoffentlich. Ich werde mir zumindest eine Paketband-Küchenrollen-Konstruktion hinter den Blumenkübel legen. Ich werde meine Nachbarn mit Schlüsseln versorgen. Ich werde mit Mini diesen speziellen (Feuerwehr-)Einsatz trainieren und ihm beibringen, was im Notfall zu tun ist. Und im Zweifel werde ich in den sauren Apfel beißen und für den Schlüsseldienst blechen. Vor allem, wenn mich auf der anderen Seite der Fensterscheibe mein Kind nicht (mehr) anlacht, sondern angstvoll weint. Das möchte ich nicht erleben.