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Es ist 18 Uhr. Wir sitzen beim Abendbrot und meine Jungs überkommt nach der Reihe eine schwere, kaum erträgliche Müdigkeit – auch gern mal begleitet von Quengeln, Tränen und Wut. Ich frage mich dann: Ist es das dritte Butterbrot im Bauch? Ist es die halbe Stunde Fernsehen im Kopf? Ist es der lange Tag mit Kita, Spielen und Hobbys? Wahrscheinlich eine Mischung aus allem. Überraschend daran: Sobald es zwei Elternteile irgendwie geschafft haben, diese drei plötzlich so schweren, hundemüden Kinderkörper in einer Mischung aus Huckepack und Babyposition – sie sind übrigens 3, 3 und 5 und wiegen zusammen über 50 Kilo – ins Obergeschoss zu manövrieren, erwachen sie wieder zum Leben. Und wie!!! Von Fangen, über Verstecken, Kissenschlacht, Turn- und Springshow auf dem Bett – hier werden ungeahnte Kräfte freigesetzt, die doch noch vor Minuten eigentlich nicht mehr existent waren. Und Mutter und Vater stehen manchmal nur staunend davor, eigentlich selbst völlig erschöpft vom Tag, manchmal auch drängend, weil der Feierabend so greifbar nah ist und sich fragend: Wie machen die das nur? Und müssen wir dem Ganzen nicht einen Riegel vorsetzen? Sonst schlafen die doch nie ... oder eben doch!
Toben statt Ruhen
Mein Mann steigt meist ganz intuitiv mit ein. Rangelt mit den drei Wilden. Kitzelt sie durch. Und schubst sie im hohen Bogen aufs weiche Bett. Das Kichern und Lachen hört nicht mehr auf. Und eigentlich ist es doch das allerschönste Geräusch der Welt. Warum sollte man seine Kinder davon abhalten?
Hm, heißt es nicht immer das Kinder in der Stunde vorm Schlafengehen Ruhe brauchen, sanftes Licht, ein Buch – und Gute Nacht! Tatsächlich lese ich auf der Website des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Folgendes: "Ein Kind, das sich ausgepowert hat, schläft besser", so Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Bundespressesprecher des Verbandes. "Dies gilt allerdings nicht für die Stunde vor dem Zubettgehen. Dann sollten Kinder zur Ruhe kommen und sich idealerweise mit einer Routine, wie z.B. einer Gute-Nacht-Geschichte, auf die Nacht vorbereiten!" Upsi! Also kompletter Eltern-Fail!?
Gelesen wird bei uns natürlich auch
Ich muss natürlich ergänzen: Nach dem Toben, mal sind das fünf Minuten, mal 15, kuscheln wir uns alle zusammen ins große Bett. Dann wird gelesen und erzählt. Der Ruhemoment kommt also und wird in der Regel auch ohne Murren akzeptiert, nein, genossen. Und das Beste und vielleicht Wichtigste an dieser Erzählung: Sobald das Licht ausgeht, schlafen meine Jungs selig und vor allem (!) super schnell ein. Sie muckeln sich an uns ran und es vergehen manchmal nicht mal Minuten, da sind sie schon im tiefsten Schlummerland. Was kann also falsch sein an unserem "wilden" Abendritual!? Ich finde: nichts!
Als ich vor einigen Tagen auch noch dieses Instagram-Video vorgeschlagen bekam, wusste ich, ich habe die Wissenschaft doch auf meiner Seite:
In diesem Reel verrät eine Expertin für Sensorik, warum es für manche Kids sogar extrem wichtig ist, am Abend noch mal zu toben. Diese Bewegung beruhigt nämlich das Nervensystem der Kleinen:
Wenn dein Kind vor dem Schlafengehen springt, stürzt, fällt, rollt, drückt oder schiebt, sucht es wahrscheinlich nach propriozeptivem Input (schwere Arbeit), der sein Nervensystem beruhigt. So oft möchten wir, dass sie stillsitzen, ruhig sind, eine Geschichte lesen usw., um sie auf das Schlafen vorzubereiten, aber Kinder mit hohen sensorischen Schwellen brauchen oft MEHR von diesem propriozeptiven Input, um sich ruhig zu fühlen.
Sie fügt auch hinzu, falls das Kind dann doch zu sehr aufgedreht sein sollte, kann man ihm etwas langsamere, schwerere Bewegungen anbieten, wie zum Beispiel das Schildkrötenkrabbeln.
Legt ihm eine beschwerte Decke, eine Schoßunterlage oder ein Tier auf den Rücken und lasst es LANGSAM durch den Raum krabbeln, ohne dass es herunterfällt.
Okay, vielleicht probieren wir heute Abend mal den Schildkröten-Walk. Oder auch nicht. Denn eigentlich ist doch alles gut bei uns: erst wild und dann ganz leise ...