Im Wandel der Zeit

Verboten! 13 Dinge, die laut meiner Oma und meiner Mama früher in der Kindererziehung verpönt waren

Nein, das gibt's nicht! Doch, das gibt es eben doch! Wer kennt es nicht, dass die eigenen Eltern oder gar Großeltern uns auf unsere Kindererziehung ansprechen, warum wir dies und jenes tun, obwohl es doch eigentlich nicht gern gesehen wird? Aber stimmt das wirklich noch? Ich habe mich mit meiner Oma und meiner Mama dazu unterhalten und das kam dabei raus ...

Eine Frau häkelt zwei Paar Kinderschühchen.© iStock/Irina Vodneva
Gehäkelte Kleidung war früher laut meiner Mama total verpönt. Heute ist das anders, DIY-Anleitungen sind total im Trend und die selbst gemachte Kleidung gern gesehen.

Verpönt? Oh ja, es gibt so einige Dinge, über die ich mich mit meiner Mutter und auch mit meiner Oma gut unterhalten kann, was das Leben einer Familie und vor allem die Kindererziehung von früher versus heute betrifft. Sie kennen oft noch die alten Reaktionen auf bestimmte Erziehungsstile und versuchen mir zu erklären, warum das früher anders war und gar nicht gern gesehen wurde. Natürlich machte es bei den Generationen unserer Mütter und unserer Omas dabei auch einen großen Unterschied, ob sie nun im Osten oder im Westen gelebt haben. Eines ist es auf jeden Fall: Es ist spannend zu hören, was sich seitdem alles (zum Glück!) verändert hat, denn verpönt war es vielleicht vor zig Jahren, aber jetzt in der heutigen Gesellschaft garantiert nicht mehr ...

1. Gehäkelte Kleidung dem Kind anziehen

Meine Freundinnen und ich lieben es, wenn unsere Omas mit Liebe und Leidenschaft das ein oder andere Kleidungsstück für unsere Töchter selbst herstellen, ganz egal, ob gestrickt oder gehäkelt. Die Kleidung sieht angezogen immer super süß an unseren kleinen Mäusen aus. Und ganz nebenbei vermitteln wir unseren Omas das Gefühl von Gebrauchtwerden und zaubern ihnen noch ein stolzes Lächeln aufs Gesicht. Und das macht uns wiederum auch glücklich - und stolz, denn es gibt zwar viele trendige DIY-Anleitungen, aber viele von uns können Handarbeit leider kaum bis gar nicht und wissen daher die Mühe und Arbeit unserer Omas umso mehr zu schätzen.

Übrigens: Kleidung mit Häkeldetails und sogar Häkelkleider lagen im letzten Jahr voll im Trend. Warum sollten wir dann nicht auch unseren Kindern gehäkelte Kleidung anziehen?!

Früher war das anders: Kinder, die selbst gestrickte oder gehäkelte Kleidung trugen, wurden oft gehänselt. Mütter taten deshalb alles dafür, dass ihre Kinder bloß nicht mit der Kleidung in der Öffentlichkeit gesehen wurden. Die Kleidung wurde wenn eher privat in den eigenen vier Wänden getragen.

2. Kinderkleidung vom Discounter

Heute ist es gang und gäbe, dass Eltern schnell mal ein günstiges Shirt, eine neue Regenhose oder die hübschen Socken beim Discounter für ihr Kind mitnehmen. In unserer Kita ist es sogar so, dass wir ständig ein und dieselbe Regenkleidung an den Garderobenhaken hängen sehen, sodass man um das personalisierte Besticken der Kleidung nicht drum herumkommt.

Auch hier fand ein gesellschaftlicher Wandel statt, denn sobald früher mitbekommen wurde, dass das Kind Kleidung vom Discounter trägt, wurde schlecht über die Eltern gesprochen und das Kind leider häufig gehänselt.

3. Dem Kind nur eine Leggings überziehen

Wir als Eltern finden es total süß, wenn unsere kleine Maus mal nur in einem T-Shirt und einer Leggings durch die Gegend flitzt. Es sieht einfach unheimlich niedlich aus mit ihren langen Beinchen und ihrem süßen Windelpo.

Früher war das häufig anders, schließlich gehört es zur Sitte, dass noch eine Hose, ein Rock oder ein Kleid über die Leggings getragen wird. So wie es heutzutage oft zusehen ist, ist das Kind viel zu "freizügig" und nicht "der Norm entsprechend" angezogen.

4. Die BH-Träger bei Frauen sehen

Heutzutage sind die verrücktesten T-Shirt- und Top-Formen total angesagt. Getreu dem Motto: Desto Wilder, desto besser, tragen wir Frauen asymmetrische Schnitte und zeigen dadurch oft unsere nackte Schulter. Kein Wunder, dass unsere BH-Träger ständig zu sehen sind. Aber wen interessiert's?!

Das hätte man sich damals dreimal überlegt, ob Frau sich wirklich so aus dem Haus traut, so meine Mama und meine Oma.

5. In der Öffentlichkeit stillen

Als ich selbst Mutter wurde, fing ich an in der Öffentlichkeit zu stillen. Ich wollte während des Spaziergangs nicht ständig auf die Uhr schauen, um ja rechtzeitig wieder zum Stillen zu Hause zu sein. Ich wollte mich unabhängig trotz Baby fühlen und dort stillen, wo ich zu dem Zeitpunkt gerade war und mich nicht dafür zu Hause verkriechen. Ich bemerkte schnell, dass ich nicht die einzige Mutter war, die die nächste Bank im Park zum Stillen aufsuchte und bekam während des Stillens von vielen weiteren Müttern mit schon größeren Kindern vermehrt ein Augenzwinkern oder Lächeln zugeworfen. Allerdings auch nicht von allen ...

Kaum zu glauben, aber auch das wurde früher nicht gern von der Gesellschaft gesehen. Eine nackte Brust in der Öffentlichkeit zu zeigen, gehörte sich nicht.

6. Die Kinder vor drei Jahren in die Krippe geben

Es ist keine Seltenheit mehr, wenn die Mutter von heute ihr Kind zwischen dem ersten und zweiten Geburtstag schon in die Krippe bringt, um wieder arbeiten gehen zu können. Total verständlich, wenn man bedenkt, wie teuer heutzutage alles im Vergleich zu früher ist und wie viele Familien den Lohn von beiden Elternteil einfach zum Leben brauchen - allein schon der hohen Mieten und den enormen Haushaltskosten wegen.

Das frühere Rollenbild der Mutter sah damals noch ganz anders aus. Die Mutter gehörte nach Hause, zu den Kindern, in den Haushalt, an den Herd, ... Zum Glück hat sich dieses typische Rollenbild inzwischen verändert!

7. Die Mutter möchte wieder arbeiten gehen

Die Frau von heute ist emanzipiert, möchte selbstständig und unabhängig von ihrem Mann sein, ihr eigenes Geld verdienen und etwas für sich und ihren Kopf machen. Sie freut sich über eine Abwechslung vom Alltag mit Kind und Mann. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, gingen 2022 mehr als zwei Drittel der Mütter von Kita- und Schulkindern einer Erwerbstätigkeit nach - meist in Teilzeit.

Dass die Mutter überhaupt nach der Geburt ihrer Kinder wieder arbeiten gehen möchte, ist für die frühere Generation nur selten zu verstehen. Ihnen wurde es damals anders vorgelebt und mitgegeben.

8. Das Vatersein generell

Die Väter von heute tragen ihr Baby stolz in der Trage umher, schieben lächelnd den Kinderwagen durch die Gegend, nehmen ihren Anspruch auf die verdiente Elternzeit neben dem Vollzeitjob wahr, bringen ihr Kind abwechselnd mit der Frau selbst in die Krippe oder holen es ab. Sie helfen der Frau im Haushalt und bei der Kindererziehung. All das ist längst nicht mehr nur noch Frauensache! Definitiv ein wunderschöner Wandel!

Hausmänner gab es früher so gut wie gar nicht. Sie gingen zur Arbeit, kamen oft erst spätabends wieder nach Hause und brachten das Geld mit. Am Wochenende war dann oft Familienzeit angesagt, aber dass der Mann überhaupt neben dem Job viel Zeit und Verständnis für die Familie und den Haushalt mitbringt, war wohl eher insgeheim eher ein Wunschgedanke.

9. Der Vater badet mit der Tochter

Es ist total egal, ob nun der Vater oder die Mutter mit der Tochter badet, die Hauptsache ist, dass einer von beiden mit ihr badet und die Tochter sauber wird. Und das ist auch gut so!

Dass der Vater mit den Kindern, vor allem aber mit seiner Tochter, badet, fanden früher viele Menschen unsittlich. Es gehörte sich nicht, dass dies der Vater tat und wenn nur mit seinem Sohn.

10. Uneheliche Kinder sind "anders"

Ob das Kind nun vor uns unehelich ist oder nicht, ist in der heutigen Gesellschaft nicht wichtig. Es kommt häufig viel mehr darauf an, wer das Kind ist und wie es sich benimmt. Eltern hin oder her!

Uneheliche Kinder wurden früher geächtet. Schlimmer noch: Sie wurden unter anderem als "Bastarde" beschimpft. Uneheliche Geburten galten als Schande für die Mutter und das Kind. Unehelichkeit wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Kriminalität, Armut und unkontrollierter Sexualität in Verbindung gebracht. ... Unfassbar!

11. Über unerfüllten Kinderwunsch sprechen

In der heutigen Zeit wird mit dem sensiblen Thema besser umgegangen als damals. Der unerfüllte Kinderwunsch betrifft deutlich mehr Menschen, als wir es uns vorstellen. Zu Anfang kommt bei Betroffenen schnell das Gefühl des Alleinseins auf, dennoch so ist es nicht und je mehr darüber gesprochen wird, desto besser kann man sich mit Gleichgesinnten austauschen, auf weitere Ideen kommen und neue Kraft schöpfen.

Früher war es ein absolutes Tabuthema, über den unerfüllten Kinderwunsch zu sprechen. Das Gebären von Kindern war im Mittelalter quasi schon ein Gebot und ein Normalzustand. Die Frau stand für die Fortpflanzungsfähigkeit ein, wurde sie nicht schwanger, musste sie einen anderen Weg finden oder mit Verachtung leben, denn Fruchtbarkeit war ein hohes Gut. Neben dem persönlichen Leid und enormen Druck von außen führte Kinderlosigkeit oft zur Trennung, Diskriminierung, Ausgrenzung und sogar Verstoßung. ... Das macht mich einfach nur sprachlos!

12. Über Fehlgeburten reden

Es ist ein so empfindsames Thema, denn so viele Frauen haben schon ein Baby verloren und so wenige sprechen darüber - auch wenn sich das in den letzten Jahren deutlich verändert hat. Denn wir glauben heute, dass das Erlebte bewusst verarbeitet werden sollte für den weiteren Lebensweg. Es braucht Zeit, um das zu verstehen, Entscheidungen zu treffen und die Möglichkeit, sich vom Kind zu verabschieden. Die Gefühle sollten herausgelassen werden und das Kind einen Platz in der Familie bekommen.

Fehlgeburten gab es früher auch schon. Inzwischen erfährt man auch immer häufiger aus dem eigenen Familien- und Freundeskreis von Fehlgeburten. Damals, als noch keiner darüber sprach, war es noch verpönt. Frauen, die gerade eine Fehlgeburt erlitten haben, wurde geraten, das Erlebte schnell wieder zu vergessen und ganz schnell wieder schwanger zu werden.

13. Von Depressionen erzählen

Dank Aufklärungsarbeiten, wie der des Kompetenznetzwerkes des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, aber auch zahlreicher Selbsthilfegruppen, ist das Thema Depression endlich weniger negativ besetzt als noch vor zehn oder 20 Jahren. Generell hat sich in den letzten Jahren die Einstellung der Gesellschaft gegenüber Patienten mit Depressionen um einiges verbessert. Und auch Betroffene sprechen immer häufiger mit Freunden und der Familie darüber.

Dass der Begriff "Depression" als Krankheit endlich anerkannt wurde, ist erst Anfang des 20. Jahrhunderts durch Emil Kraepelin, Psychiater und Gründer des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, geschehen. Davor ignorierte die Öffentlichkeit jahrzehntelang die Krankheit. Im Mittelalter galt die Depression als teuflische Krankheit.