Gegen schlechte Laune

Wie hilft man einem quengelnden Kind am besten?

Wenn das Kind quengelt, ist das manchmal schwer auszuhalten. Viele Eltern versuchen dann mit allen Mitteln, es aufzuheitern. Häufig geben sie ihrem Mini auch ihr Handy zur Ablenkung. Doch davor warnen Forschende! Ruhe ist oftmals die beste Lösung.

Quelngende Kinder sind meist überreizt und brauchen Ruhe.© Foto: Getty Images / Cavan Images
Quelngende Kinder sind meist überreizt und brauchen Ruhe.

Das Spielzeug wird gleich wieder in die Ecke geworfen und zu nichts hat das Kind Lust. Auch Mamas Versuch, mit lustigen Liedern und Fingerspielen für Aufheiterung zu sorgen, geht daneben.

"Schlecht gelaunte Kinder brauchen oft einfach nur Ruhe, denn sie sind überreizt", weiß Beate Dahmen, Leiterin der Beratungsstelle des Bistums Trier. Ist dann weitere Animation angesagt, überdrehen sie oder quengeln noch mehr.

Was tun gegen Quengeln?

Eltern sollten zunächst respektieren, dass auch Kinder schlechte Laune haben und dass sie manchmal nörgeln. Deshalb nicht immer gleich mit einer neuen Aktion auf das Kind zugehen. Sondern lieber ...

  • ... auf dem Sofa kuscheln, wenn das Kind möchte.
  • ... Verständnis zeigen: "Ich kann verstehen, dass du ärgerlich bist", "Ich weiß, dass dir langweilig ist."
  • ... gemeinsam an die frische Luft gehen.
  • ... Hilfe anbieten: "Wenn du mich brauchst, kannst du gerne kommen."
  • ... das Kind in Ruhe lassen.
  • ... gemeinsam eine Lösung finden: "Was könnte dir jetzt helfen?"

Kinder brauchen Verständnis und Nähe

Mit Ersatzbefriedigungen wie Fernsehen oder Süßigkeiten sind viele Eltern schnell bei der Hand, wenn Kinder ständig nörgeln und unzufrieden sind. Eine sinnvolle Lösung ist das allerdings nicht, viel mehr hilft den Kindern emotionale Nähe und Verständnis. "So spüren sie, dass ihre Eltern sie ernst nehmen", erklärt Beate Dahmen. "Denn Kinder müssen selbst lernen, Verantwortung für ihr Glück zu übernehmen anstatt es immer von ihren Eltern zu erwarten. Und sie lernen, Misserfolge, Enttäuschungen und andere unangenehme Situationen auszuhalten."

Wird das Nörgeln und Quengeln allerdings zum Dauerzustand, ist Ursachenforschung angesagt. Braucht das Kind mehr Schlaf? Eine Zwischenmahlzeit? Ist der Alltag zu hektisch oder tatsächlich zu langweilig? Hilfe finden Eltern auch bei einer Erziehungsberatung.

Ablenkung mit Handy funktioniert, ist aber kontraproduktiv

Fast alle Eltern haben es schon getan: Dem Nachwuchs zur Ablenkung ihr Smartphone (oder Tablet) gegeben. Damit keine Tränen mehr kullern. Damit der Wutanfall in einer unpassenden Situation schneller endet. Damit die Wartezeit kürzer wird. Aus welchem Grund auch immer: Wissenschaftler warnen ausdrücklich vor dieser Maßnahme. 

Werde diese Strategie regelmäßig verfolgt, so könne sich das erheblich auf das Verhalten des Kindes auswirken, sagen US‑Forscherinnen und -Forscher im Fachjournal "JAMA Pediatrics". Den Kids würde dadurch das Üben emotionaler Bewältigungsstrategien fehlen. Und das damit hervorgerufene Defizit sei hinterher nur schwer loszuwerden. Die Forscher stellten außerdem fest, dass diese Korrelation besonders bei sowieso schon hyperaktiven und temperamentvollen Kindern am extremsten ausgeprägt ist.

Langfristige Folgen durch Smartphone-Ablenkung

Die Verwendung von mobilen Endgeräten bei Kindern erscheint vielleicht zunächst eher harmlos. Doch wer seinem Kind ständig sein Handy in die Hand drückt, riskiert den Eintritt langfristiger Folgen. Hauptautorin Jenny Radesky – als verhaltenstherapeutische Kinderärztin an der University of Michigan in Ann Arbor tätig – sagt, dass solche Geräte insbesondere in der frühen Kindheit die Entwicklung unabhängiger und alternativer Methoden zur Selbstregulierung verdrängen können. Gefährdet sei die Fähigkeit, die eigenen Emotionen zu regulieren. Und die sei unter anderem wichtig für den Schulerfolg und für ein gutes Miteinander unter Gleichaltrigen. So würden Kinder schlechter lernen, ihre Gefühle eigenständig zu regulieren – und unangenehme oder nervige Situationen auch mal auszuhalten.

Die Studie wurde mit 422 Eltern und 422 Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren durchgeführt. Im Fokus stand unter anderem folgende Frage: Wie oft werden Geräte wie Smartphones und Tablets als Beruhigungsmittel genutzt? Die häufige Verwendung von Geräten brachten die Forscher mit einer verstärkten emotionalen Dysregulation (vor allem bei Jungen) in Verbindung.

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