Häufige Ursachen

Erziehung: Wie Eltern verhindern, dass Kinder Narzissten werden

Narzissten gelten als selbstsüchtig und egozentrisch – Eigenschaften, die sich wohl keine Eltern für ihre Kinder wünschen. Eine Psychologin erklärt, welche Fehler in der Erziehung dazu führen können, dass Kinder narzisstisch werden. 

Kleine Prinzessin auf dem Sofa.© iStock/altmodern
Bestimmte Erziehungsstile fördern Narzissmus bei Kindern.

Es ist ein Wort, bei dem sofort die Alarmglocken schrillen: Narzissten. Niemand möchte mit ihnen etwas zu tun haben, und niemand möchte sich selbst so bezeichnen. Aber was bedeutet Narzissmus eigentlich? Wie wird man ein Narzisst? Und was können Eltern tun, damit die Selbstverliebtheit bei Kindern gar nicht erst ausufert?

Häufige Merkmale von Narzissten

  • Übermäßiges Selbstbewusstsein: Narzisstische Personen haben ein übermäßiges Selbstbewusstsein und halten sich für besonders wichtig, besonders begabt oder besonders attraktiv.
  • Bedürfnis nach Bewunderung: Narzissten haben ein starkes Bedürfnis nach Bewunderung und Anerkennung von anderen. Sie suchen ständig Bestätigung und Lob für ihre Leistungen und Qualitäten.
  • Mangelnde Empathie: Oftmals zeigen sie eine geringe Empathie für die Gefühle und Bedürfnisse anderer. Sie sind oft egozentrisch, selbstbezogen und wenig einfühlsam gegenüber den Emotionen anderer.
  • Überempfindlichkeit gegen Kritik: Auf Kritik oder Ablehnung reagieren sie überempfindlich, und sie können schnell verletzt oder beleidigt sein, wenn sie sich nicht bewundert oder geschätzt fühlen.
  • Manipulatives Verhalten: Ihre Ziele versuchen sie zu erreichen, indem sie andere ausnutzen oder manipulieren.

Die US-Psychologin Dr. Ramani Durvasula hat in ihrem Berufsleben bereits 50 Narzissten behandelt. Und sie haben eine Gemeinsamkeit: "Sie alle waren schwierige Kinder", sagt sie gegenüber "CNBC make it".

Ihrer Meinung nach erhöhen vor allem zwei Erziehungsstile die Wahrscheinlichkeit ungemein, dass Kinder später Narzissten werden. Interessanterweise könnten die Unterschiede zwischen den beiden Stilen nicht größer sein …

Wie Narzissmus bei Kindern entsteht

Zum einen kann eine schlechte Bindung zu den Eltern und Vernachlässigung in der Kindheit die Entstehung von Narzissmus begünstigen. Erleben Kinder traumatische Erlebnisse oder haben eine schwierige Beziehung zu ihren Eltern, erhöht sich das Risiko genauso wie bei Kindern, die übermäßig verwöhnt werden. 

Kinder lernen durch Vorbilder. Wenn ein Kind in einer Umgebung aufwächst, in der seine Bedürfnisse ständig übergangen werden, lernt es daraus, selbst auch die Gefühle anderer nicht anzuerkennen oder zu respektieren. 

Auf der anderen Seite entwickeln Kinder, die extrem verwöhnt und denen keine Grenzen gesetzt werden, oft ein überhöhtes Selbstwertgefühl.

Beide Erziehungsstile führen häufig zu egozentrischen Denkweisen und zu einer schlechten emotionalen Regulierungsfähigkeit. Den Kindern wird beigebracht, dass die Gefühle anderer Menschen nicht so wichtig sind wie ihre eigenen.

Wie weit ist Narzissmus verbreitet?

Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung haben nur etwa fünf Prozent der Bevölkerung. Narzisstische Impulse gehören zur Grundausstattung eines jedes Menschen. Schwach ausgeprägt sind sie gesund, tragen das Selbstbewusstsein, fördern Kreativität und stabilisieren Beziehungen. Ab einem bestimmten Grad wird Narzissmus jedoch pathologisch. Oft steckt ein brüchiges Selbstwertgefühl dahinter.

Narzisstischen Tendenzen entgegenwirken

Das Gute ist: Kinder können narzisstische Verhaltensweisen viel schneller wieder ablegen als Erwachsene. Wenn Eltern bei ihren Kindern narzisstische Tendenzen erkennen, können sie gegensteuern, indem sie mit gutem Vorbild vorangehen. Dazu zählt ein höflicher Umgang mit anderen Menschen – in jeder Lebenslage und unabhängig von Hierarchien. 

Außerdem hilft es, dem Kind seine eigenen Emotionen zu spiegeln, damit es lernt, seine Gefühle selbst zu regulieren. 

Wenn ein Kind durch unangebrachtes Verhalten aufgefallen ist, sollten Eltern es ruhig beiseite nehmen und ihm die folgenden Fragen stellen:

  • Was ist passiert?
  • Wie fühlst du dich?
  • Was glaubst du, wie sich die andere Person durch deine Reaktion nun fühlt?

Auf diese Weise werden Einfühlungsvermögen, soziales Bewusstsein und Selbstregulation gefördert.