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Okay, du willst jetzt also wirklich mit dem Roller diesen steilen Hügel runterbrettern? Ist die Rutsche nicht vielleicht ein bisschen ZU hoch für dich?
Es gibt wohl kaum Eltern, die Fragen dieser Art – zumindest im Geiste – nicht schon mal mit Sorgenfalten auf der Stirn formuliert hätten, während sie ihren Kindern beim Herumtollen auf dem Spielplatz zuschauten. Wer kennt sie nicht, die Horrorszenarien, die sich vor dem inneren Auge abspielen, wenn die Kinder mal wieder in schwindelerregenden Höhen herumkraxeln oder mit Affenzahn durchs Gelände pflügen ...
Laufen, toben, klettern, hüpfen – Kinder lieben es, in Action zu sein und strotzen geradezu vor Energie. Und doch bewegen sich viele Kinder einfach nicht genug. Woran das liegt? Unter anderem auch an übervorsichtigen Eltern, wie eine neue Studie nun ergab.
Kinder bitte nicht in Watte packen
Klar: Alle Eltern wollen ihre Kinder schützen. Nur tun sie ihnen mit zu viel Vorsicht auch keinen Gefallen. Zu dieser Erkenntnis kamen jetzt australische Wissenschaftler, die das Aktivitätsverhalten von Kindern untersuchten. Das Ergebnis: Eltern haben einen direkten Einfluss darauf, wie viel sich ihre Kinder bewegen – und mit übertriebener Vorsichtigkeit bremsen sie den natürlichen Bewegungsdrang oft aus. Wenn Eltern extrem bemüht sind, das Verletzungsrisiko zu minimieren, nehmen sie ihren Kindern die Möglichkeit, ihre Grenzen auszutesten und Neues auszuprobieren.
Die Studie ergab, dass mehr als Dreiviertel aller Eltern nur eine geringe Toleranz gegenüber abenteuerlichem Spielen hätten. "Wir haben herausgefunden, dass 78 Prozent der Eltern nicht möchten, dass ihre Kinder beim Spielen Risiken eingehen, und dass sie Dinge wie das Klettern auf Bäume, schnelles Fahrradfahren bergab, Rauferei und spielerische Auseinandersetzungen einschränkten", so Alethea Jerebine, Mitarbeiterin der School of Health and Social Development der Deakin University.
Bewegung macht Kinder stark fürs Leben
Bewegung stärkt das Immunsystem, schützt vor Übergewicht, hält fit und gesund. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass sich Kinder mindestens eine Stunde täglich bewegen sollten. Doch das schaffen längst nicht alle Kinder.
Das Ergebnis ist eindeutig: "Die Kinder, deren Eltern risikotolerant waren, waren körperlich aktiver und spielten abenteuerlicher als Kinder, deren Eltern risikoscheu waren", so die Wissenschaftlerin. Wenn Eltern ihren Kindern mehr Freiheiten einräumen, tun sie ihrer Gesundheit letztlich etwas Gutes: Kinder, die nahezu uneingeschränkt toben dürfen, bewegen sich mit dreimal höherer Wahrscheinlichkeit ausreichend – und das fördert ihre geistige und körperliche Entwicklung.
Helikopter-Eltern leisten ihren Kindern hingegen mit übermäßiger Fürsorge einen Bärendienst – denn aufgeschürfte Knie und blaue Flecken gehören zur Kindheit eben dazu.
Freiräume fördern Selbstvertrauen
Nur – wie gelingt Eltern denn die richtige Balance zwischen Vorsicht und Risikobereitschaft?
Schließlich ist es die Pflicht der Eltern, ihre Kinder vor Unfällen zu schützen. Allerdings passieren vor allem bei kleineren Kindern statisch gesehen die meisten Unfälle zu Hause, zum Beispiel durch Verschlucken, Verbrennungen, Vergiftungen oder Treppenstürze. Ab dem Schulalter spielen auch vermehrt Sport- und Freizeitunfälle eine Rolle. Bei den Drei- bis Sechsjährigen sind nur rund 12 Prozent aller Unfälle auf Spielplatzgeräte zurückzuführen, bei älteren Kindern sogar noch weniger.
Das heißt nicht, dass beim wilden Toben auf dem Spielplatz nichts passieren kann – bei maßloser Selbstüberschätzung sollten Eltern immer noch eingreifen.
Alethea Jerebine empfiehlt jedoch, Kindern die Möglichkeit zu geben, Risiken einzugehen, um daraus Selbstvertrauen und Unabhängigkeit entwickeln zu können. Wenn Kinder Herausforderungen meistern, lernen sie, Gefahren selbst einzuschätzen. "Das Spielen im Freien kann eine großartige Möglichkeit sein, das geistige Wohlbefinden und die körperliche Entwicklung von Kindern zu fördern", erklärt sie.
Im freien Spiel erwerben Kinder körperliche Kompetenz, die als Grundlage für ein aktives Leben wichtig ist.
Wenn die Kinder das nächste Mal also wieder besonders hochklettern, einfach mal die gut gemeinte Warnung verkneifen – auch wenn’s schwerfällt ...
Quelle: Psychology of Sport and Exercise, edoc.rki.de