
Die Nase läuft, der Hals kratzt, ein Hustenanfall jagt den nächsten – wenn sich bei Kindern im Herbst wieder die typischen Infekt-Symptome zeigen, ist für viele Eltern der Fall zunächst klar: mal wieder eine Erkältung. Doch in diesem Jahr ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Mykoplasmen dahinterstecken können. Denn die Zahl der durch Mykoplasmen ausgelösten Lungenentzündungen ist in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Eine genaue Statistik gibt es nicht, da die Erkrankung in allen Bundesländern außer in Sachsen nicht meldepflichtig ist. Dennoch ist eindeutig: Die Fälle mehren sich.
Was sind Mykoplasmen?
Bei Mykoplasmen handelt es sich um Bakterien, die Infekte der Atemwege, der Harnwege sowie des Genitaltrakts verursachen können. Es gibt verschiedene Mykoplasmen, und nicht alle lösen bei Menschen mit intaktem Immunsystem eine Erkrankung aus.
Sind Kinder besonders gefährdet?
Das Bakterium Mycoplasma pneumoniae kann insbesondere bei Kindern und Jugendlichen zu sogenannten "atypischen" Lungenentzündungen führen und ist damit für rund 20 bis 30 Prozent der Lungenentzündungen in dieser Altersgruppe verantwortlich. Atypisch bedeutet, dass die Symptome nicht so stark ausgeprägt sind und sich langsam entwickeln.
Die Bakterien verbreiten sich in der Regel über Tröpfcheninfektion. Das typische Altersfenster liegt etwa zwischen fünf und 16 Jahren. Die meisten Erkrankungen verlaufen jedoch eher mild.
In seltenen Fällen können Mykoplasmen auch eine Rachen-Mandel-Infektion auslösen.
Was sind die Symptome?
Eine durch Mykoplasmen ausgelöste Atemwegserkrankung kann als harmlose Erkältung mit den klassischen Symptomen wie Müdigkeit, Halsschmerzen und Husten verlaufen. Sie kann sich jedoch auch zu einer Lungenentzündung entwickeln. Die Symptome sind quälender, trockener Reizhusten, eine Verengung der Atemwege sowie Fieber.
Wie lassen sich Mykoplasmen feststellen?
Selbst für Kinderärzte ist es oft nicht leicht, eine Mykoplasmen-Pneumonie als solche zu erkennen. Eindeutig lassen sich Mykoplasmen nur durch einen Halsabstrich identifizieren. Bei Verdacht auf eine Lungenentzündung wird zudem ein Röntgenbild gemacht.
Mykoplasmen-Infektion wirksam vorbeugen
Die Hygiene-Standards aus der Corona-Pandemie helfen auch gegen die Ausbreitung von Mykoplasmen. Dazu gehört vor allem, in die Armbeuge husten oder niesen und regelmäßig Hände waschen. Eine Impfung gegen Mykoplasmen gibt es nicht. Sie werden allerdings auch nicht so schnell übertragen wie Corona-Viren. Dennoch gilt: Wer Erkältungssymptome bei sich oder seinem Kind feststellt, sollte zu Hause bleiben, um andere zu schützen.
So lassen sich Mykoplasmen bekämpfen
Die Besonderheit ist, dass Mykoplasmen keine Zellwände haben. Daher sind Antibiotika, die darauf abzielen, die Zellwände zu zerstören, hier wirkungslos. Es muss also auf andere Arzneien zurückgegriffen werden, beispielsweise Breitband-Antibiotika wie Azithromycin. Diese sind allerdings oftmals von Lieferengpässen betroffen. Bei Kindern werden oft Antibiotika der Gruppe Makrolide eingesetzt, weil sie gut verträglich und wirksam sind. Viele Mykoplasmen-Infektionen müssen jedoch gar nicht therapiert werden. Das Immunsystem wird selbst mit ihnen fertig.