Symptome und Behandlung

Scharlach-Welle in Europa: Daran erkennt ihr die Kinderkrankheit

Aktuell grassiert in Europa und auch in Deutschland wieder vermehrt Scharlach. Das sind die Symptome und so behandelt man die Kinderkrankheit, die auch vor Erwachsenen nicht Halt macht. 

So sieht Scharlach bei Kindern aus© Leben und erziehen
Das sind die erste Anzeichen für Scharlach bei Kindern: Ausschlag am Körper.

Wer kennt jemanden, der aktuell Scharlach hatte? Finger hoch! Das soll jetzt natürlich kein lustiges Ratespiel werden. Im Gegenteil. Es soll vor Augen führen, wie hoch die aktuellen Infektionszahlen – vor allem in Schulen und Kitas – sind. Tatsächlich ist die offizielle Statistik des Robert-Koch-Instituts für Deutschland zwar (noch) nicht höher als vor der Pandemie, aber deutlich höher als in den letzten beiden Corona-Wintern. Logischerweise war zu der Zeit das übrige Infektionsgeschehen abgemildert, und es gab somit auch weniger Scharlach-Fälle. Das wollen die Immunsysteme, salopp gesagt, nun aufholen. Vor allem die unserer Kinder, die sich nun sehr geballt infizieren.

Scharlach-Welle in Europa

Die WHO hat bereits vor dem Jahreswechsel 2022/23 gemeinsam mit der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC vor einer Scharlach-Welle gewarnt, vor allem bei Kindern unter zehn Jahren. In Großbritannien und Frankreich beispielsweise sei die Zahl der schweren Scharlach-Erkrankungen wesentlich höher als im Vergleichszeitraum vor der Pandemie, hieß es in einer offiziellen Mitteilung. Auch Kinderärzte in ganz Deutschland beobachten eine stetige Zunahme. 30 Prozent der derzeitigen Diagnosen in Kinderarztpraxen in Münster: Scharlach, so Pedro Andreo Garcia, Sprecher des Kinder- und Jugendärztenetzes gegenüber der Westfälischen Nachrichten. Bedenklich daran: Das Medikament der Wahl – Penicillin! – ist aktuell nur schwer zu bekommen.

Da Scharlach nicht (mehr) zu den meldepflichtigen Krankheiten gehört, könnte die Dunkelziffer sogar höher sein, vermuten Experten. Außerdem gibt es auch stille Überträger der Streptokokken, die zwar weiter anstecken, aber selbst keinen Ausbruch der Krankheit durchleben.

Warum stecken sich vor allem Kinder mit Scharlach an?

In Schulen, aber vor allem in Kindertagesstätten besteht eine extrem hohe Ansteckungsgefahr für Scharlach, das durch Streptokokken-A ausgelöst wird. Diese Bakterien übertragen sich meist über feinste Tröpfchen, also durch Husten, Niesen und Sprechen, eher seltener auch über Oberflächen, wie zum Beispiel Hände oder gemeinsam benutztes Spielzeug. Der Kinderarzt Dr. Aaron Pfisterer weist darauf hin, dass die Erkrankung in den ersten drei Lebensjahren sehr selten ist (siehe Instagram-Video weiter unten).

Die Symptome von Scharlach

  • Schluckbeschwerden 
  • Halsschmerzen mit stark gerötetem Rachenraum und Mandeln
  • Abgeschlagenheit
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Lymphknotenschwellung
  • Schüttelfrost
  • Fieber
  • Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen
  • gerötete Wangen und das typische blasse Dreieck rund um den Mund 
  • Die Zunge zeigt sich erst weißlich belegt und dann folgt nach zwei bis drei Tagen die Himbeerzunge.
  • Nach der Erkrankung, meist sogar Wochen danach, können sich Hautstellen an Händen und Füßen abpellen. 

Wie lange ist die Inkubationszeit und wie lange muss ein Kind mit Scharlach zu Hause bleiben?

In der Regel bricht Scharlach nach der Ansteckung recht zügig aus. Nach etwa zwei bis spätestens sieben Tagen zeigen sich die Symptome. Mittels eines Schnelltests (Abstrich im Rachenraum) können die Streptokokken bereits nach wenigen Minuten ermittelt werden. Alternativ kann der Abstrich auch in ein Labor eingeschickt werden, um dort das Bakterienwachstum zu beobachten. 

Bei einem sehr milden Verlauf ist eine Antibiose zwar nicht zwingend erforderlich, aber in der Realität verschreiben die meisten Kinderärzte für sieben Tage Penicillin (in Saft-Form). Denn: Es verhindert schwerwiegende gesundheitliche Folgen, wie rheumatisches Fieber mit Gelenkproblemen, sowie Entzündungen der Ohren, Mandeln oder sogar von Nieren und Herz. Sollte sich der behandelnde Arzt gegen das Verabreichen von Antibiotikum entscheiden, wird das Kind wahrscheinlich sehr viel länger (bis zu drei Wochen) ansteckend sein. Das genau Vorgehen sollte dann besprochen werden. 

Bereits 24 Stunden nach der Antibiotika-Einnahme geht es den meisten Kinder wesentlich besser, sie sind nicht mehr ansteckend und können auch wieder in die Kita bzw. Schule gehen, sofern sie sich gut fühlen. Auch wenn Scharlach nicht meldepflichtig ist, ist es ratsam, den Kindergarten über die Erkrankung zu informieren, auch um andere Eltern zu sensibilisieren.  

Aktuell kommt die Problematik hinzu, das viele Ärzte bzw. Apotheken einen Lieferengpass von Penicillin vermelden. In diesem Fall muss zu einem anderen Antibiotikum gegriffen werden. 

Übrigens gibt es keine Impfung gegen Scharlach. Und durch eine durchlebte Infektion ist man auch nicht vor einer weiteren Scharlach-Erkrankung gefeit.

Worauf ist noch zu achten bei einem mit Scharlach infizierten Kind?

  • Bei Scharlachverdacht immer den Kinderarzt aufsuchen!
  • Bei akuter Erkrankung unbedingt schonen und möglichst Bettruhe einhalten – so gut es mit Kindern eben geht.
  • Auch wenn es dem Kind besser geht, das Antibiotikum bis zum Schluss nehmen. Sonst drohen erneute, schlimmere Infektionen durch Bakterien.
  • Bei Schluckbeschwerden leiden viele Kinder unter Appetitlosigkeit. Versucht es mit Grießbrei, Suppen oder weichen Nudeln. 
  • Außerdem hilft Gurgeln, zum Beispiel mit Salbeitee.
  • Viel wichtiger als Essen ist sowieso das Trinken! Warmer Tee tut vor allem bei Halsschmerzen gut, aber auch gekühlte Schorlen und natürlich viel Wasser. Und klar: Es darf auch mal ein Eis sein.
  • Solange die Ansteckungsgefahr akut ist, sollte der Kontakt zu anderen Kindern unbedingt vermieden werden – also mit Penicillin mindestens 24 Stunden lang. Sonst länger. 
  • Nicht vergessen: regelmäßig die Hände waschen!
  • Nach bzw. schon während der Antibiose auf regelmäßigen Joghurtkonsum achten, der die durch das Antibiotikum gestörte Darmflora wieder aufbaut.

Ist Scharlach für Schwangere gefährlich?

Scharlach ist für Schwangere und ihr ungeborenes Kind nicht gefährlich. Die Infektion sollte aber unbedingt antibiotisch behandelt werden. Welches Antibiotikum in der Schwangerschaft infrage kommt, entscheiden eure behandelnden Ärzte. Sucht also unbedingt euren Hausarzt auf, wenn ihr erste Symptome feststellen solltet. 

Wart ihr schon von Scharlach betroffen? 

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