Konflikte in der Kita lösen

"Hilfe, die Erzieher mobben mein Kind"

Mütter und Väter mischen sich heute zunehmend in den Kita-Alltag ein. Erzieher fühlen sich kontrolliert. Konflikte sind vorprogrammiert. Gut geführte Elterngespräche, sachliche Informationen und alltagstaugliche Kompromisse können helfen. Das Buch unserer Autorin Stephanie Albert gibt Tipps für beide Seiten.

Für die meisten Konflikte in der Kita gibt es eine Lösung – wenn alle Seiten offen für ein Gespräch sind.© Foto: Getty Images/Catherine Falls Commercial
Für die meisten Konflikte in der Kita gibt es eine Lösung – wenn alle Seiten offen für ein Gespräch sind.

"Unser Sohn musste im Flur eine Strafe absitzen, obwohl er nichts gemacht hat. Das ist Mobbing, das lassen wir uns nicht bieten", empört sich Konrads Mutter. "Die nervt echt. Immer mischt sie sich ein und meckert herum, obwohl wir uns nur an die Regeln halten", sagt die Erzieherin zu ihrer Kollegin. Wenn Eltern und Erzieher über das gleiche Thema sprechen, hört sich das häufig sehr unterschiedlich an. Kein Wunder. Schließlich hat jeder seine eigene Sicht der Dinge. Dann ist es höchste Zeit für ein klärendes Elterngespräch. Doch davor fürchten beide Seiten sich oft gleichermaßen. Denn wenn die Emotionen hochkochen, ist es schwierig, konstruktiv zu argumentieren. Wie kann es trotzdem gelingen?

Wer pampig Vorwürfe erhebt, bekommt pampig Gegenwind

Um diese Frage geht es in dem neuen Buch "Konflikte in der Kita gemeinsam lösen" (siehe Buchtipp unten). Müssen hustende Kinder nach Hause? Wie viel Aufräumen ist sinnvoll? Sind Strafen heute noch erlaubt? Verkraften Babys lange Krippentage? Wie verhindert man, dass ein Kind ausbüxt? Ob für den Elternabend oder zum Konfliktgespräch – anhand von typischen Situationen werden Argumente als Diskussionsgrundlage für einen respektvollen Umgang geliefert. Die meisten Probleme lassen sich nämlich lösen, wenn sich Eltern und Erzieher offen und fair austauschen können. Für ein gutes Miteinander müssen beide Seiten sich an Kommunikations-Regeln halten. Wer pampig Vorwürfe erhebt, bekommt ebenso pampig Gegenwind. Die fünf wichtigsten Regeln:

  1. Verhandele nicht zwischen Tür und Angel. Vereinbare einen festen Termin, an dem beide Parteien ungestört sind. Bereite dich vor. Was ist passiert? Was möchtest du erreichen?
  2. Eröffne das Gespräch positiv. Gibt es vielleicht etwas Nettes zu berichten? Fällt dir etwas ein, mit dem du die Gegenseite loben kannst? Nur raus damit!
  3. Bleib freundlich, wertschätzend, aufgeschlossen und nicht rechthaberisch. Meide persönliche Angriffe ("Was wissen Sie denn schon?" oder "Sie sind ja immer gleich beleidigt!").
  4. Versetze dich gedanklich in die Lage des anderen ("Ich kann verstehen, dass es bei so vielen Kindern schwer ist, allen gerecht zu werden"). Überlege vorher: Welche Argumente wird der Gegner bringen? Wie kann ich sachlich darauf reagieren?
  5. Denke über Kompromisse nach, die du vorschlagen kannst, damit beide Seiten mit dem Gefühl aus dem Gespräch gehen, eine Win-win-Situation erreicht zu haben.

Fröhliches Spielen im Flur oder hartes Urteil absitzen?

In Konrads Fall hat das geklappt. Der Vierjährige musste tatsächlich eine halbe Stunde mit anderen Kindern im Flur verbringen, was aber keineswegs als "Strafe-Absitzen" verstanden werden sollte. Konrad und drei andere Kinder hatten im Flur ihren Spaß, durften spielen und wurden von einer Erzieherin betreut, weil in der Kita eine klare Regel herrscht: Wer zu spät kommt, darf nicht in den Gruppenraum zum Morgenkreis, weil das jedes Mal Unruhe in die Gruppe bringt. Konrads Eltern kannten diese Regel nicht.

Müssen Kinder leiden, um Eltern zu bestrafen?

Sie waren der Ansicht, dass unpünktliche Mütter und Väter abgestraft werden sollen, indem die Pädagogen ihre Kinder leiden lassen. "Wenn das so wäre, könnte ich Ihren Unmut verstehen", sagte die Kitaleiterin. Sie hatte sich gut vorbereitet, erklärte die Gründe für die Regel und nannte Alternativen: Zum Beispiel könnten verspätete Eltern auch dazu verpflichtet werden, mit ihren Kindern eine halbe Stunde draußen vor der verschlossenen Tür zu warten. "Das wäre ja noch schlimmer", entfuhr es Konrads Mutter. Schließlich mussten beide Frauen lächeln. Auch die Kitaleiterin zeigte sich kompromissbereit. Damit kein Kind das Gefühl hat, bestraft zu werden, sollen die verspäteten Kinder künftig in einem anderen Spielzimmer statt im Flur betreut werden. "Sehr gut", befand Konrads Mutter. Sie hatte das Gefühl, ernstgenommen zu werden und sogar einen Beitrag zur Problemlösung geliefert zu haben.

Autorin: Stephanie Albert

Buchtipp

Zahlreiche Anregungen für ein gutes Miteinander liefert das Buch "Konflikte in der Kita gemeinsam lösen – Und jetzt haben wir uns alle wieder lieb" (Mari-Media-Verlag, 9,90 Euro, E-Book 7,99 Euro), z. B. erhältlich über Amazon.de*.

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