Leben mit Teenagern

4 Tipps für Mamas, um die Pubertät der eigenen Kinder gelassen zu meistern

Wenn Kinder plötzlich in die Pubertät kommen, ändert sich für die Eltern alles. Die zweifache Mutter Flavia Friedrich verrät, wie Mütter die "Mid Mom Crisis" meistern können ...

Flavia Friedrich© Privat
Die "Mid Mom Crisis" kennt Flavia Friedrich nur zu gut.

"Wart mal ab, bis sie in der Pubertät sind." Diese Drohung bekommen frisch gebackene Eltern von gestandenen Müttern und Vätern gern mal zu hören, wenn sie sich selbst noch mit schlaflosen Nächten, Schreiattacken und vollen Windeln herumschlagen.

Pubertät – das klingt für junge Eltern erstmal wie eine ferne Galaxie. Vor Pickeln, Zahnspange und "Lass mich in Ruhe" kommt schließlich erstmal Kuscheln, Nähe und ganz viel "Maaaama!"

Doch wie das so ist mit der kindlichen Entwicklung – Tag X kommt meist schneller als erwartet. Davon kann auch Flavia Friedrich ein Lied singen. Sie ist Mutter zweier Jungs (11 und 13) und erlebt gerade am eigenen Leib, was es bedeutet, wenn es statt "Mama, komm, spiel mit mir" plötzlich "Mama, du bist so peinlich" heißt.

Die "Mid Mom Crisis" bedeutet loslassen

Die zweifache Mutter steckt gerade mitten in einem Lebensabschnitt, den sie "Mid Mom Crisis" nennt – also der Phase, in der Kinder sich langsam zu Teenagern entwickeln und der Abnabelungsprozess beginnt. „Für Eltern bedeutet dies auf der einen Seite wieder mehr Freiheit, auf der anderen Seite aber auch ein Gefühl der Leere durch den Wegfall von Kinderbetreuungsaufgaben“, erklärt sie uns.

Über dieses Phänomen hat Flavia Friedrich ein Buch geschrieben ("Mid Mom Crisis: Wie du als Mama zwar voll cringe, aber dennoch glücklich sein kannst"). "Der Begriff beschreibt das ambivalente Gefühl, welches vor allem Mütter in dieser Phase begleitet, da sie in der heutigen Zeit noch immer meist den größten Anteil der Kinderbetreuung stemmen", erklärt sie.

Schließlich bedeutet es eine große Lebensveränderung, wenn Kinder plötzlich selbstständig werden. Wenn Mütter sich über viele Jahre daran gewöhnt haben, Tag und Nacht gebraucht zu werden, können sie regelrecht in ein Loch fallen, wenn diese Aufgabe auf einmal verloren geht. 

Wenn die Eltern peinlich werden

Auch Flavia Friedrich geht es so. "Langsam brechen gemeinsame Unternehmungen, wie zum Beispiel ein Ausflug zum See oder Ähnliches, weg. Die Kinder ziehen es vor, mit Gleichaltrigen unterwegs zu sein und finden ihre Eltern peinlich. Mir fehlt das unbeschwerte und ausgelassene Zusammensein als Familie in der Öffentlichkeit", sagt sie.

Viele Pubertierende finden ihre Eltern geradezu peinlich – oder wie Teenager es ausdrücken würden: "cringe". Davon kann auch Flavia Friedrich ein Lied singen. "Wenn wir im Auto sitzen, darf ich die Musik nicht laut aufdrehen. Oder wenn meine Kinder Besuch haben, finden sie es total cringe, wenn ich mich mit ihren Freunden unterhalte oder Fragen stelle. Dabei glaube ich, die Freunde stört das gar nicht, nur meine Kinder."

Hier sind 4 Tipps, um die Pubertät der eigenen Kinder gelassen zu meistern

Den Kontakt suchen

Auch wenn es verletzend sein kann, sollten sich Eltern von der Zurückweisung nicht davon abhalten lassen, den Kontakt zu ihren Kindern zu suchen. "Es ist wichtig, die Kinder weiter zu begleiten und in Verbindung zu bleiben. Ich zeige Interesse an dem, was sie beschäftigt. Auch wenn ich mich vor den Kindern nie mit Fußball oder Computerspielen befasst habe, bin ich offen dafür und lasse mich darauf ein", sagt die Autorin. "Außerdem versuche ich bei Problemthemen nicht überzureagieren. Ich möchte Ansprechpartner für meine Kinder bleiben."

Die eigenen Interessen pflegen

Außerdem sollten Eltern rechtzeitig auf sich selbst schauen und möglichst eigene Interessen wie den Beruf oder auch Hobbys pflegen, sodass die bevorstehende Krise möglichst harmlos ausfällt. "Die Paarbeziehung sollte ebenfalls immer eine Rolle spielen, denn irgendwann ist man plötzlich wieder nur zu zweit", betont sie. 

Sie selbst profitiert nun davon, immer auch berufstätig gewesen zu sein. "Das war auch sehr wichtig für mich als Person und für meinen Kopf. Trotzdem habe ich die Kinder intensiv begleitet und möchte diesen Aspekt ebenfalls nicht missen."

Die positiven Aspekte sehen

Und einige positive Aspekte kann sie dem neuen Lebensabschnitt auch abgewinnen. "Ich bin froh, dass meine Kinder aus dem Gröbsten raus sind. Windeln wechseln und Stillen haben mich nicht wirklich erfüllt. Und auch die schlaflosen Nächte brauche ich nicht noch einmal", sagt sie. 

Vorbereitet sein

Wichtig sei, sich auf die "Mid Mom Crisis" vorzubereiten und sich bewusst mit dem Thema auseinanderzusetzen. "Insgesamt sollten Eltern darauf achten, auch sich selbst wichtig zu nehmen, und nicht ausschließlich um die Kinder zu kreisen. Dann können sie zu dem Punkt gelangen, die Krise nicht als Problem, sondern als Chance zu begreifen."

Wenn Paare es verpassen, Themen wie Care-Arbeit, Haushalt und Finanzen fair aufzuteilen, fällt die "Mid Mom Crisis" oft härter aus. "Insbesondere Frauen rutschen auch heute noch häufig in diese Aufgaben so tief hinein, dass alles andere auf der Strecke bleibt. Dies hinterher noch umzukehren und die gewachsene Struktur aufzubrechen, ist schwierig", sagt sie. 

Sie selbst hat keine Angst vor der Zeit, wenn die Kinder aus dem Haus sein werden "Ich betrachte das als einen neuen Lebensabschnitt und bin ja bereits dabei, mich darauf vorzubereiten", erklärt sie. "Ich glaube, es wird sehr spannend, sich dann neu zu definieren und gleichzeitig den Weg der eigenen Kinder mitzuverfolgen."