
"Aber ich kann das nicht!" Und schon wird der Stift wütend durchs Wohnzimmer geworfen, die Arme werden verschränkt und die Stimmung ist bei Null-Komma-Null. Kommt euch eine solche Situation bekannt vor? Vor allem Eltern von Schulkindern werden sicherlich immer wieder an diese Grenzen stoßen. Aber auch Kita-Kinder können schon an ihren Fähigkeiten zweifeln. Wenn der Vierjährige noch nicht den eigenen Namen schreiben kann, so wie die anderen im Kindergarten.
Caroline von St. Ange betreibt einen sehr erfolgreichen Instagram-Kanal (@learnlearning.withcaroline) rund um das Thema Lernen: "So macht Schule und Lernen Spaß" schreibt sie selbst in ihrer Bio. In einem ihrer meistgelikten Posts geht sie auf die "Ich kann das nicht"-Haltung ein – und zeigt eine wirklich hilfreiche Perspektive auf.
Caroline setzt auf eine ganz konkrete Botschaft: "Wir bleiben dran, wir machen eine Pause, wir versuchen es mit einer anderen Strategie. Aber Du kannst das, nur eben noch nicht." Noch nicht. Denn wir alle haben mal angefangen. Wir alle konnten es zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht. Noch nicht. Wir konnten noch nicht schreiben. Wir konnten noch nicht lesen. Wir konnten noch nicht 1 und 1 zusammenzählen. Und dann haben wir es gelernt. Mit Erfolg. Und auch unsere Kinder werden diese Erfolge feiern. Darin müssen wir sie immer wieder bestärken. Indem wir sie an unseren eigenen Lernprozessen- und geschichten teilhaben lassen, wird es authentischer: "Auch ich bin zur Schule gegangen und musste viele Dinge erst lernen. Konnte es noch nicht. Aber jetzt kann ich es!" Fast wie eine Schallplatte solltet ihr diese Message wiederholen. Und kein "Ich kann das nicht!" einfach so stehen lassen ...
Eltern, die Alleskönner
Kinder sind scheinbar umgeben von Alleskönnern. Erwachsenen Alleskönnern. Auch darin sieht die Lernexpertin einen entscheidenden Grund für die "Trotzreaktion": "Da können schon mal Zweifel aufsteigen, ob man das alles wirklich schaffen kann oder ob es nicht doch leichter ist, von vornherein zu sagen: Ich kann das nicht!" Caroline rät dazu, auch im erwachsenen Alter immer mal wieder die eigene Komfortzone zu verlassen, denn allzu oft lehnen wir uns tatsächlich auf gewohntem Terrain zurück, wo alles für uns beherrschbar ist. Aber mal wieder Neues und Ungewohntes auszuprobieren, kann nicht nur den Horizont erweitern, sondern macht Eltern vor allem zu Vorbildern für ihre Kinder: zeigen, dass man mutig ist, Fehler macht und sich darüber nicht aufregt und vor allem tiefstes Vertrauen hat, dass man es früher oder später lernen wird.
Das gilt auch, wenn andere Mitschüler und Mitschülerinnen schon weiter sind als das eigene Kind. Auch dann hilft es zu verdeutlichen, dass diese anderen Jungen und Mädchen einmal an dem Punkt waren, dass sie Bruchrechnung oder das Einmaleins noch nicht beherrscht haben.
Diese Botschaft hängen wir uns an den Kühlschrank: Du kannst das noch nicht. Noch nicht. Noch nicht ...