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"Das braucht doch später kein Mensch mehr!" Hand hoch, wer diesen leiderfüllten Ausruf während seiner Schullaufbahn angesichts irgendeiner qualvollen Gedichtanalyse oder schier unlösbaren Algebra-Aufgabe noch nicht ausgestoßen hat. Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir, heißt es. Doch kaum ein Zitat fühlen Schüler wohl weniger als dieses, wenn sie Goethes "Faust" durchackern oder die Hubkraft eines Flaschenzugs berechnen …
Sind Frust und Motivationsmangel wirklich der saure Apfel, in den man nunmal beißen muss, wenn man später ein Abschlusszeugnis in Händen halten möchte? Oder gibt es einen Weg, um die Lernfreude bei Kindern zu fördern?
Natürliche Neugier von Kindern fördern
"Kinder haben bereits alle Fähigkeiten, die sie fürs Leben brauchen; wir müssen ihnen nur helfen, diese Potenziale zu entfalten", sagt Ivan Topic, zweifacher Vater, Lehrer und Buchautor ("Du kannst das! So wird dein Kind stark und schlau fürs Leben"). Damit Kinder ihre natürliche Neugier bewahren, seien die Lehrkräfte gefragt. "Ein guter Lehrer zeichnet sich durch Engagement und die Fähigkeit aus, die individuellen Stärken, Talente und Fähigkeiten der Schüler:innen zu erkennen, zu fördern und zu fordern. Es geht dabei nicht nur um die Vermittlung von Fachwissen, sondern um die ganzheitliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen für ihre Zukunft."
Damit dies gelingen kann, hält er das Schulsystem in seiner derzeitigen Form für dringend reformbedürftig. "Das Denken in Fächern erzeugt ein großes Problem. Was sich zeigt, ist, dass ein interdisziplinärer und fächerübergreifender Ansatz, der Selbstbewusstsein und Selbstwert fördert, sinnvoll wäre, um Schüler:innen auf das Leben vorzubereiten. Ein Leben, das eben nicht in Fächern abgewickelt wird", sagt er.
Noten sind nicht mehr zeitgemäß
Und auch Schulnoten, wie sie im deutschsprachigen Schulsystem vergeben werden, sind seiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß. "Das Notensystem bedeutet oft mehr Vergleich als individuelle Förderung. Ein System, das auf konstruktivem Feedback und individueller Förderung basiert, wäre zeitgemäßer."
Ivan Topic weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, sich im Bildungssystem nicht zurechtzufinden. Als Kind von Eltern, die vor Kriegsausbruch aus Kroatien geflohen waren, hatte er es während seiner Schullaufbahn nicht immer einfach. "Mir fehlte die Vermittlung von Selbstbewusstsein, Selbstwert und Selbstliebe. Meine Eltern konnten mir diese Werte aufgrund ihrer eigenen Herausforderungen nicht vermitteln."
Wie Eltern ihre Kinder unterstützen können
Damit Kinder gern in die Schule gehen, brauchen sie ein Zuhause, in dem sie Förderung und Unterstützung erfahren. "Eltern sollten den Fokus auf die Stärken und Fähigkeiten ihrer Kinder legen und sie darin bestärken, anstatt sich ausschließlich auf Noten zu konzentrieren. Es ist wichtig, Kinder in ihren individuellen Fähigkeiten zu fördern und zu unterstützen." Eine positive Einstellung zur Schule sei dabei das A und O – genauso wie ein Blick über den Tellerrand. "Auch Unterstützung bei den Hobbys der Kinder kann maßgeblich dazu beitragen, dass Kinder gerne zur Schule gehen. Der Dialog und das gemeinsame Interesse an Lernthemen sind ebenfalls wichtig, um eine positive Einstellung zur Schule zu fördern", so Ivan Topic.
Lebenslanges Lernen vorleben
Wenn er an seine eigene Schulzeit zurückdenkt, erkennt er, was damals falsch gelaufen ist: "Ich wünschte, die Schule hätte mir einen Bezug zur Welt außerhalb der Institution vermittelt und mich besser auf das Leben vorbereitet. Als Lehrer und Vater sehe ich mich heute als Möglichmacher und versuche, meinen Schüler:innen und Kindern diese Unterstützung zu bieten."
Und wie motiviert er seine eigenen Kinder zum Lernen? "Indem ich lebenslanges Lernen und Neugier vorlebe, Fehler als Lernchance betrachte und ein Umfeld des gegenseitigen Supports und konstruktiven Feedbacks schaffe. Kinder sind von Natur aus neugierig und lernbereit, und es ist unsere Aufgabe, diese Neugier zu erhalten und zu fördern."