Mädchen wird über das Handy gemobbt.© iStock/SolStock
Wenn es zu Mobbing im Klassenchat kommt, sollten Eltern und Lehrkräfte einschreiten.

Auch wenn unsere Kinder sogenannte "digital natives" sind, will der richtige Umgang mit Medien erst gelernt werden. Gut, wenn Eltern ihren Kindern dabei zur Seite stehen und gemeinsam Lösungen finden, wenn es mal ein Problem gibt.

Chatgruppen werden auch in der Schule immer beliebter

Viele SchülerInnen organisieren sich in Chatgruppen bei "WhatsApp" und anderen Messengern. Immer wieder werden dabei leider auch Beleidigungen verschickt und andere ausgegrenzt. Die Initiative "Schau hin! Was Dein Kind mit Medien macht" rät dazu, von Anfang an verbindliche Regeln für diese Klassenchats festzulegen.

Neue Schule – neues Mobbing?

Gerade nach den Ferien oder dem Wechsel auf eine weiterführende Schule wollen sich Kinder miteinander vernetzen und in Verbindung sein. Ein Thema sorgt in Familien immer wieder für Gesprächsstoff: Klassenchats auf "WhatsApp" und Co. Um auch nach dem Unterricht in Kontakt zu bleiben, Hausaufgaben zu besprechen oder sich über Freistunden zu informieren, spielen Chatgruppen in Messengern eine zunehmend größere Rolle. "Weil Messenger-Dienste auch für junge Menschen im Alltag oft schon selbstverständlich sind, sollten Kinder wissen, wie sie sich in einem Klassenchat verhalten", sagt Iren Schulz, Mediencoach bei "Schau hin!". Sonst kann es in Klassengruppen zu ausgrenzendem und unangemessenem Verhalten kommen. "Das können verbale Attacken sein, aber auch das Versenden von peinlichen oder ungeeigneten Fotos oder Videos bereitet Eltern und Kindern Sorgen", sagt Schulz.

Regeln für den Klassenchat

Der Mediencoach rät dazu, das Thema auf einem Elternabend zu diskutieren, die Positionen und Vorschläge der Kinder zu berücksichtigen und eine einheitliche Haltung im Klassenverband zu entwickeln. Ein respektvoller Umgang wird am besten vor der Gründung der Chatgruppe mit den Kindern besprochen. Dazu gehören zum Beispiel folgende Vereinbarungen: 

  • Meinungsverschiedenheiten angemessen und statt im Klassenchat am besten im direkten Gespräch miteinander klären.
  • Fair miteinander umgehen, keine Beleidigungen und Schimpfwörter im Chat.
  • Vereinbarungen zu Fotos und Videos einhalten: keine Aufnahmen ohne Einverständnis teilen, keine peinlichen Fotos und Videos verbreiten.
  • Es werden keine SchülerInnen absichtlich aus dem Chat ausgeschlossen.

Die Kinder können außerdem ChatmoderatorInnen aus der Klasse benennen und Vertrauenspersonen festlegen, an die sich alle bei Fragen und Problemen wenden können. "Klassenchats sind eine Möglichkeit, Gemeinschaft zu empfinden und die Bindung untereinander zu stärken", so Schulz. "Dafür braucht es als Grundlage einen respektvollen und fairen Umgang miteinander."

Kinder brauchen Unterstützung

Den jungen NutzerInnen fällt es oft noch schwer zu unterscheiden, welche Nachrichten in eine Chatgruppe gehören und welche nicht. Über eine Unterhaltung im Chat spitzen sich Situationen außerdem schneller zu, geraten aus dem Ruder und können in Mobbingattacken münden. Den betroffenen Kindern und Jugendlichen fällt es dann oft schwer, Auseinandersetzungen, Beleidigungen und Drohungen zu entfliehen: Sie wollen trotz der Attacken Mitglied des Klassenchats bleiben, um keine Informationen zu verpassen und nicht ausgeschlossen zu sein. Und das obwohl Mobbingnachrichten sie auf ihrem Smartphone immer und überall erreichen können. 

Der Mediencoach rät: "Es ist wichtig, dass Eltern ihr Kind dabei unterstützen, neue Herausforderungen zu meistern. Dazu gehört, den fairen Umgang mit anderen auch online zu pflegen, ebenso wie das souveräne Handeln in Bezug auf die eigene Person zu lernen. Kindern hilft es sehr, wenn Eltern ihnen vermitteln, dass sie als Ansprechpersonen zur Verfügung stehen und dabei unterstützen, in belastenden Situationen einen guten Weg zu finden."

Autor: Christian Personn