
Es ist günstiger und es ist nachhaltiger! Aber kann man das wirklich bringen? Gebrauchtes unter den Weihnachtsbaum legen?
Ich finde: Ja! Und bin bei weitem nicht die einzige. Aber nur unter bestimmten Bedingungen.
Gebrauchtes zu verschenken avanciert zum Trend
Der Trend zum gebrauchten Geschenk ist in den letzten Jahren tatsächlich immer größer geworden. Fast jeder bzw. jede zweite Deutsche plant in diesem Jahr laut einer Umfrage der Online-Plattform rebuy.com etwas Gebrauchtes zu Weihnachten zu verschenken. Auch Spielsachen! 2022 verschenkten noch 17 Prozent gebrauchtes Spielzeug, 2023 sind es bereits 23 Prozent. Und das finden die Schenkenden laut eigenen Angaben nicht nur auf Flohmärkten, online oder im Secondhand-Laden, sondern zum größten Teil sogar im eigenen Bestand.
Okay, an dieser Stelle möchte ich sagen: Meinen Kindern zu Weihnachten etwas aus meinem alten Fundus zu schenken oder für den nächsten Kindergeburtstag mal kurz in der Dachboden-Kiste zu wühlen – nein, das finde auch ich irgendwie unpassend. Aber für meine drei Jungs gucke ich tatsächlich gern und gezielt nach intakten Playmobil-Sets, einem gebrauchten Basketballkorb oder anderen kleinen und großen Wünschen. Warum denn nicht, wenn die Sachen noch gut in Schuss sind, man so ein paar Taler sparen kann und das Ganze auch noch nachhaltig ist!
Tatsächlich ist laut der rebuy.com-Umfrage auch für die meisten Schenkenden der Hauptgrund für Secondhand-Präsente: Nachhaltigkeit! Denn klar, in Zeiten von Inflation und knappen Geldbörsen wird damit auch bares Geld gespart, aber den meisten ist es noch wichtiger die Umwelt zu schützen, indem Ressourcen und Energie eingespart werden.
Auch unsere Facebook-Community äußert sich größtenteils Pro zum Thema Gebrauchtes verschenken. Die meisten Eltern, die uns folgen, haben ihren Kindern bereits Secondhand-Spielzeug zu Weihnachten oder auch zum Geburtstag verpackt. "Machen wir oft und gern, solange die Sachen in einem guten Zustand sind, ist es doch total okay", stellt eine Mutter die Bedingungen auf. "Ein Fahrrad muss nicht neu sein", ergänzt eine andere. Die wenigsten würden es aber auch bei den nicht-eigenen Kindern, zum Beispiel bei einer Geburtstagseinladung, so handhaben. "Außer es ist abgesprochen", ergänzt eine unsere Leserinnen in dem Post, der hier nochmal nachzulesen ist:
Ja, mit einem gebrauchten Geschenk beim Kindergeburtstag auflaufen, kann tatsächlich unangenehm auffallen, wenn alle anderen etwas aus der Sammelkiste beim Spielwarenladen mitgebracht haben. An dieser Stelle muss vielleicht nicht unbedingt gespart werden. Da würde ich persönlich auch immer im engsten Umfeld anfangen.
Aber Achtung: Warum gebrauchtes Spielzeug auch gefährlich sein kann ...
Grundsätzlich eine schöne Sache also, aber bei einigen Spielzeugen, die schon in die Jahre gekommen sind, sollten Eltern lieber vorsichtig sein, warnt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Manche Dinge aus Oma und Opas Fundus zum Beispiel können noch gesundheitsgefährdende Weichmacher und andere Chemikalien enthalten.
Früher wurden einige chemische Substanzen verwendet, von denen man heute sicher weiß, dass sie die Gesundheit von Kindern schädigen können. "Daher wurde in den vergangenen zwanzig Jahren die Gesetzgebung für Spielzeug in Form von strengeren Grenzwerten oder dem Verbot von Stoffen verschärft. Dies betrifft beispielsweise bestimmte Weichmacher, Flammschutzmittel und Schwermetalle", erklärt Kerstin Effers, Expertin für Umwelt und Gesundheitsschutz bei der Verbraucherzentrale NRW.
Was lieber nicht mehr weitergegeben werden sollte:
- Puppen, Figuren aus flexiblem Plastik, Plastikbälle oder aufblasbares Wasserspielzeug sollten lieber nicht an Kinder verschenkt werden, wenn sie älter als 20 Jahre sind. "Bis 2005 ist bei solchen Spielzeugen selbst namhafter Markenhersteller aus dem Kunststoff PVC (Polyvinylchlorid) damit zu rechnen, dass sie bestimmte Phthalat-Weichmacher wie DEHP (Diethylhexylphthalat) enthalten, die heute auch zum Schutz der Kindergesundheit verboten sind", so die Verbraucherzentrale NRW. Diese Weichmacher können über die Haut oder über den Mund aufgenommen werden und nachweislich zu Diabetes, Fettleibigkeit, Unfruchtbarkeit, Asthma und Allergien führen.
- Spielzeug aus Polycarbonat, ein meist durchsichtiger harter Kunststoff. Es wird aus Bisphenol A (BPA) hergestellt, welches das menschliche Hormonsystem stören und zahlreiche Gesundheitsschäden verursachen kann. Das Problem: Bis heute muss nicht gekennzeichnet werden, aus welchem Material ein Spielzeug besteht. Es lohnt sich also beim Hersteller nachzufragen bzw. auf Labels wie "BPA-free" zu achten.
- Spielzeuge aus Sperrholz: Es kann noch lange Zeit Formaldehyd freisetzen, ein krebserreggendes Gas. "Auch bei bunt lackiertem Holzspielzeug ist unter Umständen Vorsicht geboten – zumindest, wenn der Nachwuchs Gegenstände in den Mund nimmt. Denn die Grenzwerte für die Freisetzung von Schwermetallen wie Blei und Cadmium wurden verschärft. Holzlacke enthielten zudem teilweise heute verbotene Phthalat-Weichmacher", warnt die Verbraucherzentrale.
Hm, also doch neu?
Wer jetzt denkt, dann doch lieber neu kaufen: So einfach ist es leider auch nicht unbedingt. Eine schwedische Studie aus 2022 ergab, dass über 80 Prozent der untersuchten älteren Spielzeuge aus Kunststoff die aktuell gültigen Grenzwerte überschritten. Bei neueren Produkten traf das zwar nur noch auf etwas 30 Prozent zu, aber immerhin. "Auch neue Plastikspielsachen sollten daher sorgfältig ausgewählt und von seriösen Händlern mit Sitz in Europa und nicht direkt aus Fernost über den Online-Handel gekauft werden. Generell empfiehlt es sich, beim Spielzeugkauf auf das GS-Zeichen ('geprüfte Sicherheit') zu achten", rät die Verbraucherzentrale NRW.
Ein Skateboard einer bekannten Marke, das sich mein Großer zum Beispiel sehnlichst wünscht, und das bei Ebay Kleinanzeigen ein anderer Junge nun loswerden will, für 10 Euro (!), wie neu und unbefahren – das werde ich jetzt mit gutem Gewissen für ihn kaufen. Und somit noch etwas mehr Budget für Weihnachtsbaum, Deko und vielleicht noch das ein oder andere coole Weihnachtspräsent übrig haben.

