Bitte nicht verkleiden

Kind will sich nicht verkleiden – daran kann es liegen

Karneval oder Fasching – das ist für viele Kids das größte im Jahr. Doch manche Kinder finden das bunte Treiben eher laut, überwältigend und sogar ein wenig beängstigend. Dafür gibt es verschiedene Gründe …

Unglückliches Mädchen in Clownskostüm: Nicht alle Kinder lieben Fasching.© iStock/Glenn Wylds
Nicht alle Kinder lieben Fasching und Karneval: Manche wollen sich nicht verkleiden oder schminken lassen.

Karneval, auch bekannt als Fasching oder Fastnacht, ist eine kunterbunte Zeit voller Farben, Kostüme und lauter Partys. Die meisten Kinder erwarten diese Zeit mit Freude und Begeisterung. Doch es gibt auch solche, die dem quirligen Treiben eher zurückhaltend oder sogar ablehnend gegenüberstehen. Dann heißt es etwa "Mama, ich will mich nicht verkleiden!" oder "Papa, ich will da nicht mitmachen!". Warum nicht alle Kinder Karneval gut finden und welche Gründe dahinterstecken können …

1. Die Lautstärke und das Chaos

Einer der Hauptgründe, warum einige Kids – insbesondere kleinere Kinder – die Faschingszeit nicht besonders mögen, ist die Lautstärke. Und das allgemeine Chaos, das mit den kunterbunten Feierlichkeiten einhergeht. Es läuft laute Musik, Konfetti-Kanonen knallen und das Gebrüll und Geschrei Anderer kann für Kinder schnell überwältigend sein – vor allem, wenn sie empfindlich auf akustische Reize reagieren und/oder hochsensibel sind. Auch introvertierte oder schüchterne Kinder fühlen sich durch die laute und hektische Atmosphäre gestresst und unwohl.

2. Angst vor Masken und Kostümen

Verkleidungen gehören zum Fasching/Karneval einfach mit dazu. Ja, sie sind ein wesentlicher Bestandteil. Doch nicht jedes Kind findet es toll, sich zu verkleiden, sich schminken zu lassen oder gar nur von maskierten Personen umgeben zu sein. Es gibt auch viele Kinder, die Angst vor Masken und Kostümen haben. Ganz besonders, wenn sie gruselig oder (zu) realistisch anmuten. Dadurch können im schlimmsten Fall sogar Panikreaktionen entstehen.

Hat das Kind auffällige Angst vor verkleideten Menschen? Nur die Tatsache, dass euer Kind nicht gerne in ein Kostüm schlüpft, ist noch kein Grund, sich Sorgen zu machen. Ist euer Mini sonst ausgeglichen und zufrieden, kann es die wertvollen Rollenspiel-Erfahrungen auch im normalen Kita-Alltag sammeln – ohne Karneval oder sonstige Verkleidungsanlässe. Hat ein Kind aber große Angst oder Panik, die sich etwa durch Weinen beim Anblick verkleideter Menschen äußert, kann etwas Ernstes dahinterstecken. Eventuell braucht das Kind psychologische Hilfe.

3. Partylaune: Der unbedingte Zwang zur Fröhlichkeit

An Karneval ist jeder fröhlich, ausgelassen und heiter. Aber auch der Druck, ständig fröhlich und in Feierlaune zu sein, kann bei manchen Kids das Gegenteil bewirken. Sie können sich überfordert fühlen von der Erwartung, eine Partykanone sein zu müssen. Dann ziehen sie sich vielleicht lieber zurück, anstatt an den Faschingspartys teilzunehmen.

4. Zu viel Trubel: Unwohlsein in Menschenmengen

Faschingspartys oder Karnevalsumzüge bringen oft auch große Menschenmengen mit sich. Wenn euer Nachwuchs unter Platzangst (Klaustrophobie) leidet oder sich einfach nicht gerne inmitten vieler Menschen aufhält, kann dies zur abschreckenden Erfahrung werden. Das Getümmel, die Lautstärke und die Enge können bei ihnen Unbehagen oder sogar Panik und Angst verursachen.

5. Empfindliche Kinderhaut und Allergien

"Mama, das juckt so!": Schminke, Perücken, Modeschmuck und Haarfarben können zu Kontaktallergien führen. Darauf wiesen auch die Hautärztinnen Tatjana & Delphine von little_skindoctor auf Instagram hin. Nach ein bis zwei Tagen können die ersten Symptome auftreten: Es bilden sich etwa kleine Pappeln und Bläschen an den jeweiligen Stellen. Auch Juckreiz und Schuppen sind möglich.

Achtet auf die häufigsten Allergieauslöser: 

  • Konservierungsmittel
  • Duftstoffe
  • Farbstoffe
  • Nickel
  • Chemikalien (z. B Flour, Chrom, Jod und Brom)

Schminktipps für Karneval:

  • Vermeidet Modeschmuck mit Nickel
  • Keine alten abgelaufenen Produkte verwenden
  • Häufiges und großflächiges Schminken? Bitte nicht!
  • Unter dem Make-up eine gut verträgliche Pflegecreme auftragen (hoher Fettanteil)
  • Ausschließlich hochwertige, hautfreundliche und wasserlösliche Schminke aus der EU verwenden. Schadstofffrei. 
  • Produkte vor der ersten Anwendung testen: Auf der Innenseite des Unterarms eine kleine Menge auftragen und mit einem Pflaster abdecken. Wenn euer Kind nach zwei Tagen eine Reaktion zeigt, lieber nicht verwenden.
  • Bei sensiblen Häutchen lieber auf Farben, die im Dunklen leuchten, verzichten
  • Glitzer nur in Gel- oder Creme-Form verwenden
  • Immer (!) gründlich abschminken
  • Nummer sicher: Maske aus Karton statt Schminke. 

Achtet bitte wirklich unbedingt auf die Qualität der Produkte. Hier erfahrt ihr mehr darüber, warum das so wichtig ist …

6. Anderes Kind, andere Vorlieben und Interessen

Nicht jedes Kind findet das gut, was die anderen gut finden. Und das ist doch auch gut so. Jeder hat andere Interessen. Und da ist es doch auch okay, dass eben nicht jedes Kind Spaß an den traditionellen Aspekten des Karnevals wie Tanzen, Singen oder Verkleiden hat. Manche Kinder bevorzugen ruhigere Aktivitäten. Akzeptiert die individuellen Vorlieben eures Kindes und drängt es zu nichts, was es nicht möchte und mag.

7. Kulturelle oder persönliche Gründe, die gegen Fasching sprechen

Kinder mit unterschiedlichen kulturellen oder persönlichen Hintergründen spüren vielleicht keine Verbindung zum Fasching/Karneval. Vielleicht sind sie nicht mit dieser Tradition aufgewachsen und ihre Familie feiert andere Festtage. Eventuell fühlen sie sich deshalb in der Faschingszeit unverstanden oder sogar ausgeschlossen. Das sollten Eltern, Erzieher und/oder Lehrer mit den Kindern besprechen und akzeptieren.

Mein Kind will sich nicht verkleiden – was tun? 

Keinen großen Wirbel darum machen. Es geht auch ohne Kostüm. Wenn euer Kind nicht will, dann macht das doch eigentlich nichts. Es ist doch so: Jedes Kind mag andere Dinge. Und das ist auch in Ordnung. Statt zu versuchen, sein Kind umzustimmen, sollten die Eltern es in seiner Entscheidung bestärken. Es muss sich nicht anpassen und tun, was andere sagen. 

"Das hast du gut für dich entschieden. Du kannst auch ohne Kostüm bestimmt toll feiern." Eventuell ist es hilfreich, das Kind auf Kritik vorzubereiten. "Falls dich jemand ärgert, sag ihm einfach, dass du lieber als du selbst dabei bist."

Für den Fall, dass sich euer Mini später im Eifer des Gefechts doch noch anders entscheidet, könnt ihr ihm sein Kostüm einfach in den Rucksack legen. Dann besteht immer noch die Möglichkeit, sich spontan doch noch zu verkleiden.

Es ist ganz wichtig, zu erkennen, dass Kinder unterschiedlich sind und dass ihre Emotionen, Empfindungen und Meinungen zum Thema Fasching/Karneval respektiert werden sollten. Viele Kinder genießen diese Zeit sehr, doch es gibt eben auch solche, die diesen bunten Brauch aus verschiedenen Gründen nicht mögen. Eltern, Erzieher, Lehrer und die Gesellschaft sollten auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen und sicherstellen, dass niemand sich ausgeschlossen oder unwohl fühlt.