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Wenn man auf dem Spielplatz mit anderen Eltern lang und breit Tipps fürs Töpfchen-Training austauscht. Wenn man für den Sommerurlaub nach familienfreundlichen Hotels googelt. Wenn die Spotify-App beim Öffnen schon ausschließlich Kinderlieder vorschlägt und man Samstagabend mal wieder um halb neun todmüde ins Bett fällt. Dann fühlt man sich eines ziemlich sicher nicht: cool.
Als Eltern sind wir vieles: Liebevoll, bedürfnisorientiert, zugewandt, gestresst und bisweilen schwer genervt. Aber ein Attribut steht wohl eher an hinterer Stelle: Coolness.
Cool zu sein ist wohl auch erstmal so ziemlich das letzte, was Eltern interessiert, wenn sie ihr Kind nachts stundenlang durch die Wohnung tragen, Spuckeflecken wegwischen oder sich wie von Sinnen über die ersten Schritte freuen. Die eigenen Interessen sind erstmal abgeschrieben, wenn man Eltern wird. Und irgendwie hat es ja auch etwas durchaus Befreiendes, seine Coolness einfach mal abzulegen, ganz ungeniert dutzi-dutzi zu machen und sich voll und ganz aufs Kind einzulassen. Sarkasmus und Ironie off.
Papa und Autor Clint Lukas findet jedoch: Da muss es doch einen Mittelweg geben. In seinem Buch "Cool trotz Kind" geht er der Frage nach, wie Eltern es schaffen, sich selbst treu zu bleiben – und dabei liebevolle Eltern zu sein.
Viele Eltern vergessen ihre eigenen Bedürfnisse
Cool sein – was bedeutet das überhaupt? "Naja, wir kennen doch alle jemanden, den wir cool finden. Der im Einklang mit sich selbst steht, der die eigenen Macken nicht kaschieren muss, und gierig aufs Lebens ist. Menschen mit Persönlichkeit", erzählt er uns.
Als Vater einer achtjährigen Tochter weiß er, wie schwer es sein kann, sich in der Elternrolle nicht selbst zu verlieren. "Im ersten Lebensjahr meiner Tochter war ich einfach nur Vater. Ich glaube, das geht auch gar nicht anders. Man muss schließlich tun, was nötig ist", sagt er rückblickend. "Ich fand das nicht schlimm, aber ich würde auch nicht behaupten, dass es der Gipfel der Selbstverwirklichung ist, Windeln zu wechseln und debile Kinderlieder zu singen. Ich habe das gern gemacht. Ich war allerdings auch froh, als ich langsam wieder auf meine eigenen Bedürfnisse hören konnte."
Verloren zwischen anderen Eltern
Cool zu sein heißt für ihn dabei nicht, sich als frisch gebackener Vater ins Nachtleben zu stürzen. "Ich finde es merkwürdig, wenn Leute feiern gehen, die ein ganz kleines Kind zu Hause haben. Da ist es mir egal, ob das die Mutter oder der Vater ist", stellt er klar.
Fakt ist: Wer ein Kind bekommt, ist plötzlich in einer ganz neuen Blase unterwegs. Genauer gesagt: der Eltern-Blase. Sich darin zurecht zu finden, war für Clint Lukas eine ziemliche Herausforderung. "Ich musste feststellen, dass die meisten Menschen sehr wenig Humor haben", sagt er. "Und wenn sie Kinder kriegen, scheint sich das noch zu verschlimmern." Der satirische und selbstironische Ton, in dem er auch sein Buch verfasst hat, kommt daher nicht bei allen gut an. "Die Eltern-Bubble reagiert ziemlich kratzbürstig", weiß er inzwischen.
Einfach mal locker bleiben
Er wiederum hat für einige typische Eltern-Verhaltensweisen ebenfalls wenig Verständnis: "Wenn sie auf dem Spielplatz pausenlos ihrer Brut hinterherrennen, das Feuchttuch stets griffbereit. Spielplätze sind dazu da, dass die Kinder sich mit sich selbst beschäftigen." Da sind ihm Eltern lieber, die getrost mal das ein oder andere Tabu brechen:
Ich rauche nicht, sehe es aber gern, wenn andere auf dem Spielplatz rauchen.
Eine Vorstellung, bei der den meisten Eltern vor Schreck wohl der Bio-Snack aus der Hand fallen würde. Schließlich sind moderne Eltern bestrebt, alles richtig zu machen. Ein Anspruch, von dem sich Clint Lukas längst gelöst hat. Und es sei überhaupt nicht schwer gewesen, sich von diesem Druck zu befreien. "Man muss es nur wollen und anschließend tun."
Das wichtigste ist schließlich die Bindung zwischen ihm und seiner Tochter. Wie sie ihn als Vater beschreiben würde? Da ist sich Clint Lukas sicher:
Papa ist ein süßer Fratz mit einem dicken Bauch.
Clint Lukas – zur Person
Clint Lukas (*1985) lebt und arbeitet in Berlin als Kolumnist und Autor und ist Vater einer achtjährigen Tochter. In seinem neuen Buch "Cool trotz Kind: Hart feiern und liebevoll erziehen – eine Anleitung aus erster Hand" geht er der Frage nach, wie man gleichzeitig ein liebevoller Vater sein und seine eigenen Bedürfnisse nicht außer Acht lassen kann.