In erster Linie Mama

Nazan Eckes: "Wir Mamas sind unfassbar selbstkritisch und auch kritisch mit anderen Müttern"

Moderatorin und zweifache Mutter Nazan Eckes hat für den Film "Raus aus dem Teich" ihre erste Synchronsprechrolle angenommen. Wir sprachen mit ihr über den neuen Film und ihr Familienleben.

Nazan Eckes klatscht und lächelt in die Kamera.© Getty Images/Tristar Media
Nazan Eckes: Moderatorin und Mama

Zur Person: Nazan Eckes

Die heutige Moderatorin Nazan Eckes (geboren im Mai 1976) volontierte beim Musiksender Viva, wo sie anschließend eine Festanstellung übernahm. Später moderierte sie unter anderem "Explosiv Weekend", "Punkt 12", "Let's Dance" und "Deutschland sucht den Superstar". Ende 2019 übernahm sie von Birgit Schrowange die Moderation des RTL-Magazins "Extra", dem sie bis April 2022 ihre Handschrift verlieh. Sie ist auch Buchautorin: "Guten Morgen, Abendland. Almanya und Türkei – eine Familiengeschichte" und das Kochbuch "Happy. Healthy. Nazan!" stammen aus ihrer Feder. Jetzt übernahm sie die Synchronstimme der Entenmama im Universal-Film "Raus aus dem Teich"– mehr Infos dazu weiter unten. 

Mit Julian Khol hat sie zwei Söhne (geboren 2014 und 2016) – Nazan und Julian waren von 2012 bis 2022 ein Paar. 

Liebe Nazan Eckes, du suchst dir immer neue Herausforderungen, Wie kam es, dass du nun auch als Synchronsprecherin tätig bist? 

Nazan Eckes: Ich würde da gerne eine spektakuläre Geschichte erzählen, aber tatsächlich wurde ich einfach angerufen und gefragt. Es gab dann ein richtiges Casting und es dauerte eine Weile, bis ich die Antwort erhielt, da das auch über die USA lief. Als das Go kam, habe ich mich riesig gefreut.

Was ist beim Synchronsprechen anders als beispielsweise beim Moderieren?

Die Stimme und alles, auch der Körper, sind viel emotionaler beim Synchronsprechen einer Charakterrolle. Natürlich kommt es darauf an, was man moderiert. Magazinmoderation ist total statisch, da haben meine Gefühle überhaupt nichts zu suchen. Bei Shows kann man schon emotionaler sein, aber nicht so wie beim Synchronsprechen, wenn man wirklich in eine Rolle schlüpft und mit dem ganzen Körper mitgeht. An das laute Schreien musste ich mich erst mal gewöhnen, das mache ich sonst nicht so. Man muss da wirklich erst mal seine Hemmungen überwinden und richtig aus sich herauskommen. Synchronsprechen ist pure Emotion. Da gibt man sehr viel von sich preis.

Was verbindet dich mit dem Film "Raus aus dem Teich"?

Für die Rolle der Pam musste ich einfach nur Emotionen abrufen, die schon da sind, und diese dann mit der Stimme transportieren. Da muss man natürlich erst mal reinkommen, vor allem, weil ich das noch nie gemacht hatte. Es war aber super, weil Pam und ich so viele Parallelen haben: Wir sind beide zweifache Mama, wollen unsere Kinder beschützen, Familie steht über allem. Wir sind aber auch mutig und abenteuerlustig. Ich ermutige auch gerne meine Kinder, mal etwas zu wagen, auch wenn sie erst unsicher sind.

Deine Lieblingsszene in dem Film?

Oh, da gibt es eine lustige und eine traurige. Da habe ich mich einfach so sehr wieder gefunden. Die lustige ist die, die man auch aus dem Trailer kennt: Mitten im Flug muss die kleine Ente Gwen, meine Tochter, ihre Notdurft verrichten, hat aber Angst, dass sie jemand sehen könnte und will daher lieber landen. Mama Pam (ich) geht ganz schön ab und will auf keinen Fall landen. Sie flippt total aus, aber am Ende tun sie natürlich doch, was die Tochter will. Das haben, glaube ich, alle Eltern schon mal erlebt, dass das Kind mitten auf der Fahrt in den Urlaub ganz dringen muss.

Die zweite Szene ist sehr emotional: Pam hat einen Moment, in dem sie komplett an sich zweifelt und sich vorwirft, durch die von ihr initiierte Reise ihre Kinder in Gefahr gebracht zu haben. So etwas kenne ich so gut, zum Beispiel durch meine berufliche Veränderung vor etwa einem Jahr: Ich will immer wieder Neues wagen, will auch "raus aus dem Teich". Anfangs ist das manchmal beängstigend, später kann man daraus aber viel Kraft schöpfen.

Der letzte Glücksmoment mit deinen Söhnen?

Oh, da gibt es einige. Ich bin einfach so wahnsinnig stolz auf sie. Zum Beispiel ist mein Größerer mit seinen neun Jahren eine richtige Leseratte. Gerade hat er die Bücherserie "Woodwalkers" verschlungen. Das freut mich so sehr, weil wir uns von Anfang an so viel Mühe gegeben haben, viel vorzulesen und unsere Liebe für Bücher weiterzugeben. Der Kleine ist eigentlich eher introvertiert, tanzt aber sehr gern. Letztens hatte er eine Schulaufführung, bei der er sich getraut hat zu tanzen. Da wäre ich hinterher am liebsten zu ihm auf die Bühne gerannt, weil ich es so toll fand und so stolz auf ihn war. Das ist für mich das echte Leben. Es ist einfach wundervoll, ihre Entwicklung zu begleiten und zu sehen, wie sie sportlich etwas schaffen oder wenn sie ein Referat in der Schule halten. 

Was macht ihr am liebsten zusammen?

Ganz viel! Tretroller oder Fahrrad fahren, malen, basteln ... Jeden Freitag und Samstag ist bei uns Kinoabend. Da schauen wir uns gemeinsam einen Film an und ich mache ganz viel Popcorn. "Ice Age" haben wir schon ganz oft geschaut, letztens auch "Hotel Transsilvanien". Diese Abende sind für uns richtige Highlights.

Deine bisher größte Herausforderung als Mama?

Dass man sich ständig selber challenged und mit anderen vergleicht. Wir Mütter sind unfassbar selbstkritisch und auch kritisch mit anderen Müttern. Alle zerreißen sich und wollen es allen recht machen. Dabei würde es uns so guttun, einfach mal einen Gang runterzuschalten. Inzwischen habe ich da ein ganz gutes Maß gefunden. Diese chronische Müdigkeit ist aber auch eine ziemliche Herausforderung. Es wird viel zu wenig darüber gesprochen, was Mütter leisten. Viele sehen mich auch nur als Moderatorin, dabei will ich vor allem eine liebevolle Mutter für meine Kinder sein.

Was hättest du gerne gewusst, bevor du Mutter wurdest?

Dass man wahnsinnig wenig schläft und IMMER müde ist. Diesen ständigen Schlafentzug habe ich komplett unterschätzt.

Deinen Söhnen möchtest du für ihr Leben mitgeben ...

... Offen, tolerant, respektvoll gegenüber anderen Menschen und mutig zu sein. Wir ermutigen sie, an sich selbst zu glauben, ihren Verstand zu benutzen. Sich nicht von anderen beurteilen zu lassen, sondern immer ihrem Bauchgefühl zu vertrauen. 

Wie geht ihr in diesen unruhigen Zeiten mit dem Gefühl Angst um?

Meine Kinder sollen wissen, dass auch Erwachsene Angst haben. Ich spreche auch mit ihnen über das Thema Krieg. Natürlich in kindgerechter Form. Aber ich möchte nicht, dass sie in Watte gepackt sind und dann eines Tages da rausgehen und traumatisiert werden. Ich möchte ihnen einen Leitfaden mitgeben und ihnen vermitteln, dass es wichtig ist, über Gefühle zu sprechen. Manchmal wird etwas leichter, wenn man es mit jemandem teilt. Ich möchte ihnen signalisieren, dass es okay ist, sich Hilfe zu holen. Und dass sie sich nicht verstecken müssen. Wir versuchen da sehr transparent zu sein. 

Welchen Traum möchtest du dir noch erfüllen?

Mein größter Wunsch ist es zu erleben, wie meine Kinder aufwachsen und später als Erwachsene sind. Ein konkreter Traum wäre auch, mit meinen Kindern nach Australien zu reisen oder andere Fernreisen zu machen. Ach, ich möchte noch so viel reisen, so viele Länder sehen und Sprachen lernen. Und Klavierunterricht nehmen!