Interview

Susan Sideropoulos: "Man darf auch mal wütend auf seine Kinder sein"

Eine Frau mit vielen Talenten: Susan Sideropoulos hat gerade ihr zweites Buch herausgebracht. Uns verriet die "GZSZ"-Schauspielerin ihre größten Herausforderungen als Mama, die Streitthemen zu Hause und warum man auf seine Kinder auch mal richtig sauer sein darf.

Susan Sideropoulos© Getty Images/Freier Fotograf
Als Zweifach-Mama hat Susan Sideropoulos viele Tipps auf Lager.

Susan Sideropoulos - zur Person

Susan Sideropoulos (42) ist nicht nur Schauspielerin, sondern auch Autorin. Gerade veröffentlichte sie ihr zweites Werk "Das Leben schwer nehmen ist einfach zu anstrengend".

2001 wurde sie als "Verena" in der RTL-Serie "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" berühmt. Nach ihrem Serientod 2011 feierte sie dieses Jahr ihr Comeback in der Kult-Soap.

Susan ist seit 2005 mit ihrem Jugendfreund Jakob Shtizberg verheiratet. Das Paar hat zwei Söhne, Joel (*2010) und Liam (*2011).

Was war der schönste Glücksmoment, den du zuletzt mit deinen Kindern hattest?

Die Bar Mizwa-Feier von meinem ältesten Sohn. Das ist im jüdischen Glauben so etwas wie die Konfirmation. Mein großer Sohn ist im März 13 geworden und hat sich ein Jahr darauf vorbereitet. Wir haben diesen Tag ganz groß gefeiert mit Freunden und Familie, mit über 100 Personen. Das war wahnsinnig emotional und ein richtiger Meilenstein. Ich dachte: "Wahnsinn, jetzt ist mein Sohn einfach schon 13. Wie konnte das passieren?!" Er ist einfach so ein toller Junge. Das war ein wirklich besonderer Moment.

Und worüber hast du dich so richtig geärgert?

Ein Ärger-Thema für mich ist oft die Schule. Viele Dinge sind meiner Meinung nach total veraltet und müssten anders laufen.

Was ist die größte Herausforderung für dich als Mama?

Die tägliche Mitte zu finden zwischen den Dingen, die ich meinen Kindern nahebringen möchte und gleichzeitig nicht zu viel Druck und Härte auszuüben. Die Verbindung zu meinen Kindern ist für mich ganz wichtig, und trotzdem muss man manchmal streng sein. Man will immer eine coole Mutter sein, und plötzlich merkt man, dass man doch wie seine eigenen Eltern ist.

Was war die anstrengendste Phase, seitdem du Kinder hast?

Ich hab’s ja früher nicht geglaubt, wenn Freunde gesagt haben: Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen. Man empfindet immer die Phase, in der man gerade steckt, als anstrengend. Schlaflose Nächte, wenn sie überall hinlaufen und man immer in Alarmbereitschaft ist ... Ich habe immer gedacht, schlimmer kann es ja nicht mehr werden, als in der Zeit, in der sie dir nicht vermitteln können, was sie wollen. Aber ich revidiere es: Es ist schlimmer, wenn sie sagen können, was sie wollen (lacht). Es ist auf eine andere Weise schlimm. Ich will auch nicht die Kindergartenzeit verharmlosen. Aber je älter sie werden, desto mehr wächst der Druck, nichts falsch zu machen. Es ist die Zeit, in der sie sich von dir lösen und trotzdem musst du die Verbindung aufrechthalten. 

Welche Eigenschaft haben deine Kinder definitiv von dir geerbt?

Wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, dann muss das passieren. Und da sind meine Kinder genauso wie ich. Das ist schon anstrengend. Gleichzeitig ist es aber auch eine gute Eigenschaft, weil sie so dranbleiben an ihren Ideen.

Worüber streitet ihr oft zu Hause?

Das größte Streitthema sind das Handy und die Mediennutzung.

Was hast du von deinen Kindern gelernt?

Definitiv Achtsamkeit. Kinder leben ganz intuitiv immer im Moment. Für sie spielen Vergangenheit und Zukunft keine Rolle. Das ist etwas, was wir uns von unseren Kindern abgucken können.

Was sagen deine Söhne über deinen Beruf?

Sie finden es aufregend, wenn ich in einer Show auftrete oder auf der Straße erkannt werde. Ich denke, es ist beides: Sie finden es cool, aber auch ein bisschen peinlich.

… und was wollen sie selbst mal werden?

Das wechselt. Mein großer Sohn möchte im Moment Zahnarzt werden und mein kleiner Rapper.

Was ist euer Ritual, das nicht wegzudenken ist?

Ein wichtiges Ritual ist es, zusammen zu frühstücken. Dafür stehen wir extra etwas eher auf, um den Morgen zu entzerren. Das gleiche gilt für den Abend. Als die Kinder kleiner waren, haben wir gemeinsam überlegt, wofür wir heute dankbar sind. Das machen wir manchmal immer noch.

Was möchtest du auf jeden Fall mal mit deinen Kindern machen, bevor sie 18 werden?

Ich liebe das Disneyland total, und das möchte ich gern noch schaffen, bevor sie zu alt sind. Und auch eine Amerika-Reise. Aber wir machen sowieso immer viele schöne Ausflüge zusammen.

Was rätst du allen, die noch kinderlos sind?

Was für mich richtig ist, ist für andere vielleicht überhaupt nicht richtig. Richtig ist das, was funktioniert. Macht euch nicht verrückt, genießt eure Zeit, so wie sie ist. Alles hat seine Berechtigung.

Buchcover "Das Leben schwer zu nehmen ist einfach zu anstrengend"© Gräfe und Unzer
Susan Sideropoulos hat gerade ihr zweites Buch veröffentlicht: "Das Leben schwer nehmen ist einfach zu anstrengend" (Gräfe und Unzer, 19,99 Euro).

Was hat dich inspiriert, ein zweites Buch zu schreiben?

Ich habe vor zwei Jahren mein erstes Buch geschrieben, "Rosarotes Glück". Das Buch kam zum Glück sehr gut an und hat vielen geholfen. Aber dann kommt eben doch das Leben dazwischen und die ganz normalen Alltagsprobleme. Deshalb habe ich mir gedacht: Ein zweites Buch muss her. Ein Buch, das uns in unseren alltäglichen Sorgen wirklich abholt und direkt Mittel und Wege bereithält, um zu handeln. Ich wollte einen Wegbegleiter schaffen, der mit viel Leichtigkeit und Freude vermittelt, wie wir die Hürden des Alltags meistern können. Es soll nicht zeitaufwendig und kompliziert sein. Im besten Fall amüsieren wir uns beim Lesen und im Nachgang gibt’s ein Umdenken. 

Worum geht es in deinem Buch?

Es geht darum, Eigenarten auszusortieren und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass wir uns ganz viel Stress selbst aufladen. Wie kann ich mehr Leichtigkeit in die Hausarbeit holen? Wie schaffe ich es, den ganz normalen Dingen etwas Positives abzugewinnen?

Gerade für Mütter ist es schwierig, sich Räume für Me-Time zu schaffen, weil sie damit beschäftigt sind, den Alltag zu strukturieren. Für sie ist es doppelt so schwer, loszulassen. Die Schwierigkeit besteht darin, sich selbst wieder auf Platz eins zu setzen. Wir können ja nur aus einer vollen Flasche etwas an unsere Kinder ausschenken.

Das bedeutet jedoch nicht, alles nur noch rosarot zu malen und alles Negative auszublenden. Es geht ganz klar darum, alle Anteile von sich selbst anzunehmen. Das ist etwas, das ich auch lernen musste. Nur wenn man sich mit allen Schattenseiten akzeptiert, hat man die Möglichkeit, auch das Positive anzuerkennen. Auch Trauer, Überforderung, Ohnmacht und Wut dürfen da sein. Wir dürfen auch mal wütend auf unsere Kinder, unseren Partner oder die Welt sein.

An wen richtet sich dein Buch?

Ich habe eine einjährige Ausbildung zur Coachin gemacht, und deshalb sind die Tools, die ich weitergebe, ganz handfeste Coaching-Tools. Was mein Buch eigen macht, ist, dass ich sie umwandle und so herunterbreche, dass sie für jeden anwendbar sind. Viele wollen etwas ändern, aber ein kompliziertes Buch ist ihnen zu anstrengend. Ich freue mich, wenn eine 18-Jährige Person es liest, aber auch eine 60-Jährige kann ganz viel daraus mitnehmen.

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