Dicker Kopf, dicker Bauch

Krank mit Kugelbauch: Diese Medikamente dürft ihr bei einer Erkältung nehmen!

Du bist schwanger – und total erkältet? Unsere Autorin hat vor den Geburten ihrer Kinder ganz unterschiedliche Meinungen zu Medikamenten in der Schwangerschaft erhalten. Und weiß heute: Man darf mehr tun als abwarten und Tee trinken.

Eine Erkältung in der Schwangerschaft ist in der Regel nicht gefährlich, aber nervig!© Foto: Getty Images
Eine Erkältung in der Schwangerschaft ist in der Regel nicht gefährlich, aber nervig!

Mit einem röhrenden Geräusch ziehe ich die Rotze hoch in meine rote Nase. Mein Hausarzt reicht mir kommentarlos eine Box Papiertaschentücher. Peinlich berührt, nehme ich eins und schnaube hinein. Der Plastikstuhl in der Praxis ist unbequem und quietscht. Mein Kopf fühlt sich dicker an als mein Schwangerschaftsbauch. Die Ohren sind dicht, der Hals kratzt. Ich will ins Bett und schlafen. Geht aber nicht, habe ich probiert. Durch die Nase bekomme ich keine Luft. Und beim Atmen durch den Mund werden die Halsschmerzen noch stärker.

"Ist Aspirin Complex wirklich so schlimm fürs Baby?", hake ich nach. Es will nicht in meinen dröhnenden Kopf, dass etwas, das uns Erwachsenen guttut, für ein ungeborenes Kind so schlecht sein soll. Mein Arzt wiederholt eindringlich, dass ich meine gewohnten Grippemittel unter keinen Umständen einnehmen darf. Auch kein Dolo-Dobendan, um den Halsschmerz zu betäuben. Und kein abschwellendes Nasenspray. Mein geliebtes Grippostad verbietet er mir erst recht. Am Ende verlasse ich die Praxis ohne seinen Segen für irgendeines der Medikamente aus meiner Hausapotheke. Dafür mit dem Tipp, ich solle "ganz viel Tee trinken". Witzbold, als ob ich durch die Schwangerschaft nicht ohnehin ständig auf Toilette rennen müsste.

Schnupfen, Schmerzen, Husten, Tränen

Ich weiß, eine Erkältung ist nicht das Ende der Welt. Und dennoch: Wenn man sich in seinem eigenen Körper ohnehin ungewohnt fremd fühlt und der Hormonhaushalt Kettenkarussell fährt, dann sind eine verstopfte Nase und ein dröhnender Schädel schnell genau der Tropfen, der die Tränendrüsen zum Überlaufen bringt.

Nach dem oben beschriebenen Arztbesuch passierte genau das: Ich heulte los. Die strikte "Keine-Medikamente-in-der-Schwangerschaft"-Ansage meines Arztes fühlte sich an wie ein Schlag ins verrotzte Gesicht. Dennoch hielt ich mich natürlich daran. Und quälte mich, meinen Babybauch und meinen dicken Schädel durch die nächsten Tage mit nichts als vielen Kannen Tee (und unzähligen Toilettengängen).

Zwei Ärzte, zwei Meinungen

Knapp drei Jahre später bin ich wieder schwanger – und noch stärker erkältet als beim ersten Mal. Doch der Zufall bringt mich dieses Mal zur Urlaubsvertretung meines Hausarztes. Und die eröffnet mir eine völlig neue Welt voller schmerz- und schnodderlindernder Möglichkeiten. Denn die Null-Medikamente-Regel, die mein Arzt während meiner ersten Schwangerschaft aufgestellt hatte, entkräftet sie. Und gibt mir nicht nur die direkte Einnahme-Erlaubnis für zwei rettende Helfer, sondern auch einen wertvollen Tipp für alle weiteren Medikamente.

Mir haben diese Infos die kommenden Tage und Nächte gerettet – und damit die gesamte Schwangerschaft erleichtert. Im besten Fall kommt ihr natürlich gesund durch die Schwangerschaft. Im zweitbesten Fall aber helfen euch die Tipps genauso sehr, wie sie damals mir geholfen haben. Gute Besserung!

Erlaubt: Abschwellendes Nasenspray

Nasenspray, das die Atemwege frei macht, darf laut Beipackzettel nur "auf Anraten des Arztes" und "nur nachdem dieser eine sorgfältige Nutzen/ Risiko-Abwägung vorgenommen hat", angewendet werden. Das hatte meine Ärztin getan – und meine ungestörte Nachtruhe als ausreichend hohen Nutzen eingestuft. Während der Schwangerschaft und Stillzeit darf die empfohlene Dosierung natürlich nicht überschritten werden. "Ich empfehle immer, zuerst die Kindernasensprays zu versuchen, denn die sind noch niedriger dosiert", erklärt Dr. med. Kerstin Behnke. "Wenn das nicht ausreichen sollte, darf man auch die für Erwachsene nehmen", so die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe.

Erlaubt: Halsschmerzpastillen

Tabletten mit betäubender Wirkung – wie mein geliebtes Dolo-Dobendan – sollen Experten zufolge in der Schwangerschaft nicht zum Einsatz kommen. Doch es gibt Alternativen, deren Wirkstoffe vollkommen unbedenklich sind, zum Beispiel Pastillen mit Auszug aus Isländisch Moos: "Sie bilden einen Schutzfilm, der die Schleimhäute in Mundhöhle und Rachen befeuchtet und vor trockener Atemluft abschirmt", erklärt Dr. med. Kerstin Behnke. Das lindert Heiserkeit und Hustenreiz und kann weiteren Beschwerden durch Mundtrockenheit vorbeugen. Mir haben die Pastillen von "Isla Moos" geholfen.

Die gehen immer: Hausmittel als Helfer gegen Erkältung

Wenn euch natürliche Hilfe lieber ist, probiert diese bewährten Hausmittel aus:

  • Gegen eine verstopfte Nase hilft Inhalieren, zum Beispiel mit Kamille- oder Fenchelzusatz.

  • Meersalzlösungen, zum Beispiel Salzwasser-Nasensprays, halten die Nasenschleimhaut feucht.

  • Viel trinken unterstützt die Abwehrfunktion der Schleimhäute.

  • Zwiebeln helfen gegen Ohrenschmerzen: Zwiebelwürfel in der Pfanne erhitzen, in einen Waschlappen füllen und auf das Ohr legen.

  • Gegen einen kratzenden Hals hilft Gurgeln mit Salbei- oder Kamillentee.

Alle Medikamente im Check

Ob ein Medikament in der Schwangerschaft eingenommen werden darf, könnt ihr selbst online checken: Das Bundesgesundheitsministerium hat eine Datenbank zur Sicherheit von Arzneimitteln während Schwangerschaft und Stillzeit online zugänglich gemacht. Hier könnt ihr euch über 400 Wirkstoffe und Medikamente informieren.

Die Datenbank findet ihr unter www.embryotox.de

Hinweis der Redaktion:

Bei Themen zur Einnahme von Medikamenten während der Schwangerschaft raten wir grundsätzlich dazu, Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin zu halten. Aufgrund der aktuellen Situation weisen wir zusätzlich darauf hin: Wenn ihr unter Corona-typischen Symptomen leidet (Husten, erhöhte Temperatur oder Fieber, Kurzatmigkeit, Verlust des Geruchs-/ Geschmackssinns, Schnupfen, Halsschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen, allgemeine Schwäche), lasst euch bitte telefonisch beraten – bei einem Hausarzt, unter der Nummer 116117 oder bei einer der lokalen Corona-Hotlines.

Autorin: Silke Schröckert

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